Meschede. Pilot stirbt nach Absturz in Holthausen, Schüsse in Meschede, Angriff auf Bauarbeiter, das Deutsche Standard-Ei ist da - die Woche vor 65 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung 1958, vor 65 Jahren, in ihrem Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Niederländischer Pilot stirbt
Während des Schützenfestes in Fredeburg hören die Besucher eine laute Explosion. Auf dem Jüberg bei Holthausen ist ein Düsenflugzeug der United States Air Force abgestürzt – auf dem Berg rasiert das Flugzeug zuvor die hohen Tannen ab. Das amerikanische Kampfflugzeug war in Frankfurt gestartet. Kurze Zeit nach dem Absturz umkreisen Flugzeuge der Vereinigten Staaten dann die Unglücksstelle.
Ein Hubschrauber des US-Armee landet, die Besatzung ruft deutsche und amerikanische Bergungsfahrzeuge zu Hilfe. In einem Umkreis von einem Kilometer um die Absturzstelle werden Überreste der Maschine gefunden, darunter auch scharfe Munition. In 800 Metern Entfernung wird die verbrannte Leiche des Piloten entdeckt. Bei dem Toten handelt es sich um einen Niederländer, der die US-Maschine geflogen hat.
Die Feuerwehr um Amtsbrandmeister Hüttemann muss Brandherde im weiten Umfeld der Unglücksstelle löschen. Augenzeugen berichten von 100 Meter hohen Stichflammen bei der Explosion. Möglicherweise ist das Düsenflugzeug zu niedrig geflogen, so dass der Pilot bei schlechtem Wetter den Berg zu spät oder gar nicht gesehen hat.
VEW: Baden in Ruhr verboten
In Nuttlar wird das Schwimmen an der Ruhr am Sportplatz verboten. Die Gemeinde hatte den Sportplatz auf Vermittlung der von Papenschen Verwaltung erhalten, dort ist dann auch eine Badestelle entstanden. Jetzt aber folgt das Verbot wegen des Kraftwerks der VEW, das unterhalb der Badestelle gelegen ist: Wenn dort der Strom ausfällt, stürzen Wassermassen aus dem Obergraben in die Ruhr und es entsteht ein lebensgefährlicher Sog für die Badenden flussaufwärts.
Nach Schüssen Sprung in Tiefe
Brutale Gewalttat an der Mittelstraße (heute Gutenbergstraße) in Meschede: Eine heimkehrende Gastwirtin findet ihre Haustür unverschlossen, die Schwangere wird sofort von Männern niedergeschlagen. Hilfeschreie wecken einen Mitbewohner, auf den dann geschossen wird. Die Täter springen aus 2,50 Metern Höhe in die Tiefe und flüchten in Richtung Henne.
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Danach fällt der Verdacht auf einen 18-Jährigen, der wegen eines verstauchten Fußes zu einem Arzt geht – er hat sich bei dem Sprung verletzt. Er ist auch dabei beobachtet worden, wie er eine Patronenschachtel geworfen hat. Er ist der Haupttäter, er gesteht den Überfall. Sein Komplize ist ein 19-Jähriger. Der 18-Jährige will die Pistole auf einer Müllkippe gefunden haben. Er hat vor Jahren schon versucht, in die französische Fremdenlegion einzutreten – ist dort aber wegen seiner Jugend zurückgeschickt worden. Ziel des Raubüberfalls, um an Geld zu kommen, ist eigentlich der Gastwirt gewesen.
„Deutsches Standard-Ei“ ist da
Es gibt 5800 Hühnerhalter im Kreis Meschede: Ab August müssen sie alle Eier stempeln, die von Hennen über ein Jahr gelegt werden. Das regelt die neue Bundesverordnung über das „Deutsche Standard-Ei“.
Bisher dürfen noch ungestempelte Eier in den Verkauf. Künftig muss der Aufdruck „Deutsch“ erscheinen, außerdem die Gewichtsklasse, die Nummer des Betriebs und die Wochennummer der Produktion. Die Verordnung regelt, das Eiweiß eines deutschen Eies habe klar, durchsichtig und gallertartig-fest zu sein, die Luftkammer im Ei dürfe nicht über sieben Millimeter hoch sein.
Angriff auf Bauarbeiter
In Reiste eskaliert ein Streit um die neue Wasserleitung, die durch den Ort verlegt wird. Eine Familie weigert sich, dass die Hauptleitung über ihr Grundstück führen soll. Als die Bauarbeiter mit ihrer Arbeit beginnen, werden sie angegriffen. Der Sohn der Familie versetzt einem Baggerführer einen Tiefschlag, so dass er mit inneren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Als später ein anderer Baggerfahrer versucht, auf die Wiese zu fahren, stürmt die ganze Familie auf ihn ein – er muss sich in seinem Bagger zum Schutz einschließen.
Prachtexemplar gefangen
Einen acht Pfund und 100 Gramm schweren Hecht zieht der 24-jährige Josef Menke aus dem Hennesee. 82 Zentimeter ist der Fisch lang.
Schwere Jungs aus der Unterwelt
In Essen werden fünf Einbrecher verurteilt, die in einer Schmallenberger Textilfabrik 200 Pullover und Strickjacken gestohlen haben – sie gelten alle als „schwere Jungs“ aus der Essener Unterwelt. Die beiden Hauptangeklagten müssen für zwei Jahre und zwei Monate bzw. zwei Jahre ins Zuchthaus. Die Männer waren von Essen zu einer angeblichen Vergnügungsfahrt aus ins Sauerland aufgebrochen, erst in Schmallenberg wollen sie auf den Gedanken für den Einbruch gekommen sein.
Ruhr soll ein Revier werden
Die Rheinisch-Westfälische Ruhrfischereigenossenschaft Essen möchte ihr Revier erweitern: Dazu gehört bereits die Ruhr von Duisburg bis Arnsberg, jetzt möchte sie es bis zur Ruhrquelle ausdehnen. Der Gemeinderat in Freienohl stellt seine Zustimmung zurück: Erst müsse klar sein, was für Pflegemaßnahmen geplant seien.
Fernsehempfang wird besser
Bisher flimmert es und der Bildschirm hat Streifen: Der Fernsehempfang in Meschede soll sich jetzt verbessern. Auf dem Langeloh entsteht für den neuen Fernsehumsetzer ein 28 Meter hoher Mast. Die Antenne bringen Spezialisten des Westdeutschen Rundfunks an.
B55 muss schon erneuert werden
1954 ist die neue Bundesstraße entlang des Hennesees für den Verkehr freigegeben worden – die alte B55 musste für den Bau der Talsperre weichen. Jetzt muss die Straße auf über sieben Kilometer erneuert werden: 100 Arbeitstage sind dafür vorgesehen, die neue Straße ist wellig geworden und senkte sich stellenweise ab. Beim ersten Bau ist damit gerechnet worden, deshalb war nur eine provisorische Decke aufgetragen worden. Für Radfahrer und Fußgänger entsteht zur Seeseite hin jetzt auch ein Weg entlang der B55.
Lkw stürzt in Fluss
In Laer prallt ein aus Richtung Stockhausen kommender Lkw gegen das Geländer der Ruhrbrücke und stürzt in die Ruhr. Die beiden Insassen bleiben unverletzt, der Lkw liegt mit dem Führerhaus nach unten im Fluss.
Dritte Apotheke für Meschede
An der Ecke Zeughaushausstraße/Beringhauser Straße in Meschede entsteht ein neues Wohn- und Geschäftshaus auf einem Grundstück der Familie Kruse. Damit verschwindet eine Baulücke in der Innenstadt. In dem Gebäude soll dann auch Meschedes dritte Apotheke entstehen.
Streit um 1000-Jahrfeier
Meschede darf 1959 zu Recht seine 1000-Jahrfeier abhalten. Das bestätigt das Staatsarchiv der Stadt. Zuvor hat der Freiherr von Weichs der Stadt dieses Recht abgesprochen. Das Staatsarchiv schreibt aber: Eine Urkunde vom 12. Januar 959 besage, dass Meschede damals ein Marktort und eine Zollstätte gewesen sei – und sich damit von den umliegenden Ortschaften abgehoben habe. Meschede feiere schließlich kein 1000-jähriges Stadtjubiläum – denn eine Stadt im Rechtssinn sei Meschede, trotz früher Ansätze, bis in die Neuzeit nie gewesen.
Weitere Berichte im Rückblick:
Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.
Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.
Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.
Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.
Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.
Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.
Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.
Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.
Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.