Meschede. Eine Brücke über den Henneseee oder eine Wasserskianlage? Der Betriebsleite der Talsperre in Meschede kann sich für die Zukunft viel vorstellen.

Der Hennesee ist für Michael Strocka vor allem eins: Arbeitsplatz. Nur ein- bis zweimal pro Woche schafft es der Betriebsleiter der Talsperre aus seinem Büro bis an die Talsperre. Was ihn dann dort fasziniert, was er von Blaualgen und einer Seequerung in der Nähe des Hentenbergs hält, verrät er im Interview.

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Das Foto zeigt Teile des unterirdischen Gangsystems der Henne-Talsperre. Von hier geht es weitere 50 Meter in die Tiefe unter den See.
Das Foto zeigt Teile des unterirdischen Gangsystems der Henne-Talsperre. Von hier geht es weitere 50 Meter in die Tiefe unter den See. © WP | Ute Tolksdorf

Sie sind Bankkaufmann und Bauingenieur für Umwelt- und Infrastruktur - wie kommt man da als Betriebsleiter an den Hennesee?

Nach der Banklehre, in der ich wirklich viel fürs Leben gelernt habe, wollte ich nicht nur kaufmännisch, sondern auch technisch arbeiten. Daher habe ich Bauingenieurwesen in Münster studiert. Nachdem ich mich acht Jahre beim Ruhrverband auf der Wassergüteseite vor allem um Kläranlagen und Abwasser gekümmert hatte, bot sich mir jetzt hier in Meschede die Chance, mich weiterzuentwickeln und die Wassermengeseite kennenzulernen.

Sie selbst wohnen in Arnsberg. Was ist ihr Lieblingssee: die Henne? Oder doch eher Möhne oder Sorpe?

Nein, tatsächlich ist es die Henne. Ich mag die ruhige Atmosphäre an der noch relativ naturbelassenen Talsperre. Besonders schön finde ich sie im Herbst, wenn die Bäume bunt werden.

Und an was denken Sie, wenn Sie auf den See blicken? An Freizeit oder doch eher an Wassergewinnung oder Hochwasserschutz?

Für mich ist das zuerst mal ein Arbeitsplatz. Früher hätte ich vielleicht ans Schwimmen gedacht, aber heute fällt der Gedanke an Freizeit weg. Aber ich gucke auch nicht aufs Wasser und denke nur an die Trinkwasserversorgung. (lacht) Ich sehe vor allem das Technische: Wie sehen die Verschlussorgane, Rohrleitungen und die Dammdichtung aus, gibt es bei den Außenanlagen Probleme mit der Verkehrssicherheit? Wo ist Handlungsbedarf?

Und gibt es aktuellen Handlungsbedarf?

2024 müssen wir die Grundablassleitungen von innen auf Korrosionsschäden kontrollieren. Normalerweise passiert das zwar alle zwei Jahre bis zur letzten Absperrklappe auf der Wasserseite. Diesmal aber wird es aufwendiger. Wir inspizieren auch hinter der letzten Klappe. Die zwei Leitungen mit einer Länge von je 280 Metern, verlaufen vom luftseitigen Dammfuß über die Dammsohle bis etwa zur Boje vor dem Damm. Alle zehn Jahre - und das ist 2024 der Fall - wird ein Revisionsverschluss mit Tauchern gesetzt, um auch den letzten Abschnitt hinter der wasserseitigen Klappe zu kontrollieren.

Und Sie krabbeln dann selbst da durch?

Ja und das ist ganz schön eng und dunkel. Ich bin ja nicht gerade klein und die Leitungen haben „nur“ einen Durchmesser von 1,50 Metern.

Michael Strocka, Betriebsleiter  der Hennetalsperre Seegespräch  vor dem ausgemusterten Ringkolbenventil. Technik fasziniert ihn.
Michael Strocka, Betriebsleiter  der Hennetalsperre Seegespräch  vor dem ausgemusterten Ringkolbenventil. Technik fasziniert ihn. © WP | Ute Tolksdorf

Was fasziniert sie an Talsperren als Bauwerk?

Die Talsperren sind alle sehr unterschiedlich. Die Henne sticht vor allem durch ihr großes unterirdisches Stollensystem heraus. Gänge mit einer Gesamtlänge von rund 2,4 Kilometer sind das, aus Beton oder zum Teil als Naturstollen bis zu über 100 Meter unter der Geländeoberkante. Das fasziniert mich schon und natürlich die riesigen Armaturen. Wer technisch interessiert ist, kommt da nicht dran vorbei.

Kann man das von außen sehen?

Wir haben ja das ausrangierte große Ringkolbenventil am Damm ausgestellt. Im Oktober/November wird ein undichter Zulaufschieber ausgetauscht. Auch den überlegen wir - diesmal direkt am Kraftwerk - auszustellen und seine Aufgabe auf Infotafeln zu erklären.

Es gab und gibt es ja immer wieder große Pläne für den Hennesee: eine Brücke, Baumhäuser, Tiny-Houses für großstadtmüde IT-Arbeiter. Wie blicken Sie auf diese Ideen?

Grundsätzlich erstmal positiv. Ich finde es toll, welche Entwicklung der Hennesee genommen hat und was die Stadt hier mit dem Henneboulevard und der Himmelstreppe geschaffen hat. Auch das gastronomische Angebot im H1 wertet für mich den See auf. Ich freue mich über weitere Ideen, auch ein Radweg auf der westlichen Seeseite und eine Seequerung waren ja mal im Gespräch, sie müssen nur mit dem Betrieb vereinbar sein.

 Am Damm der Hennetalsperre sieht man eine „Beton-Beule
Am Damm der Hennetalsperre sieht man eine „Beton-Beule". Hier beginnt einer der unterirdischen Gänge. © WP | Ute Tolksdorf

Ich erinnere mich an eine Wasserskianlage auf dem Vorbecken?

Auch das wäre grundsätzlich vorstellbar. Wenn uns ein Konzept und ein Betreiber präsentiert werden, gucken wir uns das gern an.

Es gibt Mescheder, die würden nie in den See gehen. Sie haben Angst vor den versunkenen Orten, den Fischen oder davor, dass der Grundablass sie ansaugen könnte.

Das Letzte ist schon sehr unwahrscheinlich. Man müsste dann je nach Wasserstand auf bis rund 45 Meter Tiefe runter. Und Tauchen ist auch nur am Tauchplatz in der Berghauser Bucht erlaubt.

Aber Fischen die sich im Bereich der Einläufe aufhalten passiert das schon mal? Und dann sieht man Schaum am Henneboulevard.

Daher versuchen wir die Abgabemenge nicht zu schnell zu erhöhen. Der teilweise auftretende Schaum zeigt aber allgemein erstmal nur, dass organische Stoffe im Spiel sind. Das können also auch aufgewirbelte Sedimente oder angezogene Biomasse in Form von Plankton sein.

Blaualgen verursachen auch Schaum und besorgen viele Bürger.

Grundsätzlich muss man sagen, ist das Baden am See nur in den ausgewiesenen Badestellen erlaubt. Diese werden regelmäßig beprobt und die Ergebnisse dann auch mitgeteilt. Hunde, für die Blaualgen auch schon mal gefährlich werden können, sind am und im Wasser nicht erlaubt. So leid mir das tut, ich bin ja selbst Hundebesitzer.

Michael Strocka, Betriebsleiter der Hennetalsperre im Seegespräch mit Redakteurin Ute Tolksdorf.
Michael Strocka, Betriebsleiter der Hennetalsperre im Seegespräch mit Redakteurin Ute Tolksdorf. © WP | Ute Tolksdorf

Hintergrund

Michael Strocka ist 32 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter, dreieinhalb und sechs Monate alt. Er wuchs in Neheim-Bergheim auf und lebt heute in Arnsberg-Bruchhausen.

Seine Hobbys sind Joggen, Spazierengehen mit dem Familienhund und Schwimmen.

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann studierter er Bauingenieurwesen in Münster bis zum Bachelor. Den Masterabschluss im Bereich Umwelt und Infrastruktur absolviert er bereits berufsbegleitend als Angestellter der RWG, einer Tochter des Ruhrverbands.

Fünf Jahre war er als Projektingenieur für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen zuständig, dann wechselte er in das Team Betriebsmanagement. Hier kümmerte er sich um die Verfahrenstechnik von Kläranlagen und spezialisierte sich auf die Industrieabwasserreinigung und Schlammbehandlung.

Set dem 1. April 2023 ist er Betriebsleiter der Hennetalsperre und vertritt die Eigentümerinteressen des Ruhrverbands. Zu seinem Team gehören neun weitere Mitarbeiter, unter anderem Maurer, Elektriker sowie Garten- Landschaftsbauer.