Meschede. Seit drei Jahren sind zwei Ingenieure Eigentümer der Mescheder Johanneskirche. Was sie bis jetzt daraus gemacht haben. Ein Blick ins Innere.

Ein Raum in einem Raum und drumherum funkelt das Licht. Nach und nach wächst das Mescheder Projekt „Umbau der Johanneskirche zu einem Ferienhaus“, dass Sandra Glados und Raimund Köster vor jetzt drei Jahren offiziell begonnen haben. Im Juli 2020 unterschrieb das Ehepaar den Kaufvertrag.

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Seitdem verbringen die Architektin und der Bauingenieur fast jede freie Minute in dem alten Kirchenbau, denn ihr Anspruch ist hoch: „Wir wollen so viel wie möglich selbst machen.“

Das Dach ist neu - die PV-Anlage angebracht, die Luftwärmepumpe steht bereits.
Das Dach ist neu - die PV-Anlage angebracht, die Luftwärmepumpe steht bereits. © WP | Ute Tolksdorf

Was bisher passiert ist

Das ist in den vergangenen Jahren auch passiert, nur wenige Gewerke wurden vergeben. Nach den Abbrucharbeiten des ersten Jahres hat das Gotteshaus nun einen neuen Boden mit Fußbodenheizung, eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wärmepumpe sind installiert, die Wände sind gedämmt, die Fenster von innen doppelt verglast und die ersten Holzwolle-Leichtbauplatten zeigen, wie die Wandverkleidung einmal aussehen wird. Alles entspricht hohen ökologischen Standards. Das war beiden wichtig.

Das Lichtspiel auf dem Fußboden zeigt die besondere Schönheit des Kirchenbaus. In der Mitte sieht man den Holzkubus, der Schlafplatz für sechs Personen bietet und die Trapezform der Kirche aufnimmt. Er wird noch mit Holz verkleidet.
Das Lichtspiel auf dem Fußboden zeigt die besondere Schönheit des Kirchenbaus. In der Mitte sieht man den Holzkubus, der Schlafplatz für sechs Personen bietet und die Trapezform der Kirche aufnimmt. Er wird noch mit Holz verkleidet. © WP | Ute Tolksdorf

Holzkubus als Schlafplatz

In der Mitte des Kirchbaus steht nun schon der Holzkubus, der Raum im Raum, der in Zukunft Schlafplätze für sechs Personen bietet, zweimal zwei Betten und zwei Einzel-Kojen. Für den Lichteinfall sorgen große Glastüren. Gleichzeitig bieten die Räume einen Rückzugsort. Der Kubus ist nicht etwa einfach eine rechteckige Box. „Die Trapezform nimmt die Form der Kirche wieder auf, die man hier überall wiederfindet, im Dach, im Grundriss und in den Fenstern“, erklärt Sandra Glados.

Geschichte der Johanneskirche

Die Johanneskirche ist ein besonderer Kirchenbau - von außen wirkt sie wie ein Schiff. Sie entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele evangelische Christen im Mescheder Norden eine neue Heimat fanden. Sie spendeten für die Kirche und bauten selbst daran mit. 1964 war die Einweihung - 2013 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. 2018, mit der schwindenden Zahl an Gläubigen, gab die Evangelische Kirche sie schweren Herzens auf, das Gebäude wurde profaniert.

Auf diesen weißen Holzwoll-Leichtbauplatten kann man schon sehen, wie die Innenwände einmal aussehen werden. 
Auf diesen weißen Holzwoll-Leichtbauplatten kann man schon sehen, wie die Innenwände einmal aussehen werden.  © WP | Ute Tolksdorf

Die ersten Buchungen ab Herbst

Sandra Glados und ihr Mann, die in der direkten Nachbarschaft wohnen, entschieden sich, sie zu kaufen und in eine 240-Quadratmeter große Ferienwohnung umzubauen. Kein Hauruck-Umbau - wer bauen lässt, weiß, es kommt immer was dazwischen, wer selber baut, weiß, das dauert. Und die beiden Mescheder haben sich bewusst Zeit genommen.

Doch mittlerweile scheint für das Kirchenschiff Land in Sicht: „Ab Herbst 2023 nehmen wir die ersten Buchungen an und im Frühsommer 2024 planen wir die ersten Vermietungen“, sagt Raimund Köster. Die ersten Anfragen gibt es bereits, Radfahrer, Urlaubsgäste und Familienangehörige, aber auch Mescheder und Menschen, die ungewöhnliche Übernachtungsorte suchen. „Das spricht sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda rum.“

Im ehemaligen Altarbereich sind Küche und Esstisch geplant.
Im ehemaligen Altarbereich sind Küche und Esstisch geplant. © WP | Ute Tolksdorf

Zeit und Geld investiert

Inzwischen hat die Kirche auch ein neues Dach. „Einen Teil der Finanzierung haben die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Land NRW übernommen“, berichtet Raimund Köster. Der Grund ist profan: „Es hätte sonst die Gefahr bestanden, dass das Denkmal Schaden nimmt, wenn es reinregnet.“

Das alles ist viel Arbeit, es kostet, wie viel verraten die Inhaber nicht. Sie sagen aber: Sie würden es immer wieder tun. „Es ist schön, etwas Handwerkliches zu schaffen“, erklärt der Bauingenieur, „dabei kommt uns natürlich zugute, dass wir beide vom Fach sind.“ Und seine Frau ergänzt: „Man braucht einen langen Atem. Aber man wächst daran und wir sind nach wie vor von der Idee überzeugt. Es fühlt sich richtig und gut an.“

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HINTERGRUND

Sandra Glados und Raimund Köster sind in ihrer Kirche offen für Besucher. Zumeist ist die Tür samstags geöffnet, Interessierte sind herzlich willkommen.

Der nächste offizielle Öffnungstermin ist zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September.