Dorlar. 500 Kinder und Erwachsene schwimmen jede Woche im Hallenbad Dorlar, außerdem zehn Schulklassen. Jetzt steht die Zukunft des Bads auf der Kippe.

Die Zukunft des Hallenbads in Dorlar ist ungewiss. Das besorgt vor allem den SV Dorlar-Sellinghausen, der einen Großteil seiner Kurse dort veranstaltet. Etwa 350 Kinder und Erwachsene besuchen jede Woche die Schwimm- und Aqua-Fitness-Kurse des Vereins. Weitere 150 sind es bei der Rheumaliga, Gesundheitskursen der AOK Nordwest etc. „Wo sollen die demnächst alle unterkommen?“, fragt sich Frederik Vollmer, der Vorsitzende des SV.

Auslöser der Diskussion war ein Antrag des Martinswerks auf finanzielle Unterstützung bei der Stadt Schmallenberg. Diesen hatte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause abgelehnt. Die Begründung seitens Verwaltung und Kommunalpolitik: Das Hallenbad befinde sich nicht im städtischen Eigentum, anders als in Bödefeld, sondern gehöre einem privaten Träger, dem Martinswerk.

Laufend Investitionen getätigt

In das Hallenbad, das 1975 auf dem Gelände der Jugendhilfeeinrichtung - angrenzend an den Sportplatz - erbaut wurde, sei laufend investiert worden, wie Harald Schaefer vom geschäftsführenden Vorstand des Martinswerks erklärt. 2016 habe man zum Beispiel noch 90.000 Euro in die Heizung investiert, 2019 sei das Flachdach im Eingangsbereich für 138.000 Euro saniert worden, 2022 schlugen weitere 25.000 Euro für den Antrieb des Hubbodens zu Buche. „Das haben wir über die Entgelte der Jugendhilfe finanziert“, sagt Schaefer. Da das Martinswerk das Schwimmbad selbst aber nur zu einem geringen Anteil nutze und ansonsten der Öffentlichkeit zur Verfügung stelle, hatte sich der Vorstand an die Stadt gewandt.

Ungewisse Zukunft fürs Schwimmbad in Dorlar: (von links) Lisa-Marie Dünnebacke, Pädagogische Leiterin Martinswerk, Harald Schäfer, Geschäftsführer Martinswerk, Kathrin Kramer vom SV Dorlar-Sellinghausen, Ortsvorsteher Bernhard Krieger und Frederik Vollmer, Vorsitzender des SV Dorlar-Sellinghausen. 
Ungewisse Zukunft fürs Schwimmbad in Dorlar: (von links) Lisa-Marie Dünnebacke, Pädagogische Leiterin Martinswerk, Harald Schäfer, Geschäftsführer Martinswerk, Kathrin Kramer vom SV Dorlar-Sellinghausen, Ortsvorsteher Bernhard Krieger und Frederik Vollmer, Vorsitzender des SV Dorlar-Sellinghausen.  © WP | Laura Nowicki

Täglich zwei Stunden am Nachmittag von Montag bis Freitag nutzten die Kinder und Jugendlichen des Martinswerks das Hallenbad selbst. „Bei schönem Wetter gehen unsere Kinder natürlich viel lieber ins Freibad oder auch mal ins Sauerland-Bad“, ergänzt Lisa-Marie Dünnebacke, die pädagogische Leiterin der Einrichtung und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands.

Schulschwimmen und Kurse

Vormittags wird das Bad insgesamt fünf Schulen für das Schulschwimmen zur Verfügung gestellt: der Grundschule Bad Fredeburg, der Grundschule Berghausen-Dorlar, der Hauptschule Schmallenberg, der Martinsschule (Träger ist der HSK) sowie der Kardinal-von-Galen Schule in Eslohe. „Das sind bis zu 10 Klassen pro Woche“, erklärt Schaefer.

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Montags bis freitags von 16 Uhr bis in die Abendstunden sowie am Samstagvormittag bieten vor allem der SV Dorlar-Sellinghausen, aber auch die Rheumaliga, die Physiotherapie Winkelmeyer und die AOK Nordwest zahlreiche Kurse im Dorlarer Hallenbad an. „Ein Teil der Kurse verfolgen einen therapeutischen Ansatz, um die betreffenden Personen wieder fit für den Arbeitsmarkt zu machen“, ergänzt Frederik Vollmer.

Ein riesen Verlust für den Ort

„Allein beim SV sind es 20 Kurse“, bestätigt Kathrin Kramer, die Koordinatorin der Schwimmkurse. Das sind jede Woche etwa 350 Menschen im Alter von 4 bis 86 Jahren, die ins Hallenbad nach Dorlar kommen, um beim SV schwimmen zu lernen und sich fit zu halten.

„Und das zum Teil schon seit mehr als 20 Jahren Jahren“, betont Ortsvorsteher Bernhard Krieger, der selbst zu den treuen Kursteilnehmern gehört. „Das Hallenbad ist ein Treffpunkt“, betont er. „Wenn das jetzt auch noch wegfällt, wäre das ein riesen Verlust für den Ort.“ Wobei die Badegäste nicht nur aus Dorlar, sondern aus dem gesamten Stadtgebiet und auch den benachbarten Gemeinden kämen. Für ihn geht es um die Gesundheit, aber eben auch um den sozialen Aspekt. Nachdem Dorlar in den vergangene Jahren einige Rückschläge habe verkraften müssen, wie die Schließung der Grundschule, des Lebensmittelgeschäfts, des Metzgers und des beliebten Restaurants „Der Grieche“, könne man ihnen nun nicht auch noch das Schwimmbad nehmen.

Schwimmkurse für Kinder in 2024 schon komplett ausgebucht

„Alle sind glücklich mit dem Schwimmbad“, fügt Kathrin Kramer noch hinzu. „Alles funktioniert, es ist ausreichend groß, der Boden ist in der Höhe verstellbar. Wir erwarten gar keinen Luxus.“

Die Kinderkurse für 2024 seien schon voll belegt, auch die Warteliste sei voll. „Es ist doch essenziell, dass die Kinder schwimmen lernen“, sagt Frederik Vollmer. „Das ist ein riesen Beitrag, den wir leisten.“ Mit dem Sauerland-Bad und auch mit ersten Hotels habe man bereits Kontakt aufgenommen. Für ein, zwei Kurse gebe es noch Kapazitäten. Das war’s.

Im schlimmsten Fall still gelegt

Wie es nun langfristig weitergeht, ist offen. Für das kommende halbe Jahr hat das Martinswerk dem Verein eine sichere Planung zugesagt. „Dann müssen wir weitersehen“, erklärt Harald Schaefer. Sobald eine größere Reparatur anstehe, und das könne jederzeit passieren, müsse eine Entscheidung getroffen werden. Im schlimmsten Fall würde das Schwimmbad still gelegt.

Die Vorgeschichte

Auch mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten, könnten externe Nutzungsentgelte nur einen Teil der laufenden Kosten decken, Rücklagen könnten damit nicht aufgebaut werden.

Das Martinswerk hat sich daher an die Stadt gerichtet mit der Bitte um eine jährliche Unterstützung von 50.000 Euro, außerdem weitere 50.000 Euro für die Betriebskosten.

Über die Entgelte der Jugendhilfe seien bereits große Beträge in das Hallenbad investiert worden, allerdings müssten darüber sämtliche Gebäude des Martinswerks unterhalten werden. Hinzu kämen Personalkosten und einiges mehr.

Mit Blick auf die hohe öffentliche Nutzung des Hallenbads hatte sich das Martinswerk einen städtischen Zuschuss erhofft.

Von einer Stilllegung betroffen sein könnten auch die Fußballer des SV Dorlar-Sellinghausen. Diese nutzen die Umkleiden am Hallenbad. Zwar gilt hier ein Nutzungsrecht, jedoch müsste die Stadt dann komplett neue Versorgungsleitungen legen.