Meschede. Die evangelische Johanneskirche ist verkauft. Die Käufer bringen ein Konzept für die weitere Nutzung mit.

Es gibt eine Zukunft für die evangelische Johanneskirche. Nach Jahren mit vielen Diskussionen um Abriss, Denkmal- und Bestandsschutz ist nun klar, was an der Von-Westphalen-Straße in Meschede passiert. Die Kaufverträge sind unterschrieben.

Mescheder Kirche 1964 eingeweiht

Die kleine weiße Kirche mit ihrer markanten, fast schiffsartigen Bauweise ist von vielen Punkten der Innenstadt aus gut zu erkennen. Sie ist das Symbol für einen Neuanfang der evangelischen Christen im Mescheder Norden. 1963 wurde der Grundstein gelegt, 1964 die Kirche eingeweiht. Verbunden ist sie bis heute für viele mit dem Namen Günter Grolla, der 2011 verstorbene Pastor begleitete den Bau von Beginn an. Heute steht die Kirche eingebettet zwischen Grundschule und dem evangelischen Kindergarten. Doch die Zahl der Gläubigen schwand und die evangelische Gemeinde muss sich von Kirchbauten trennen. „Wir haben fünfmal mehr Raum, als uns nach der Zahl der Gläubigen zusteht“, verteidigte Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer eins ums andere Mal die Entscheidung, sich von der Johanneskirche zu trennen.

Zeit der Ungewissheit ist vorbei

Er ist froh, dass die Zeit der Ungewissheit nun vorbei ist. Die Mescheder Sandra Glados und ihr Mann Reimund Glados-Köster haben den Kaufvertrag unterschrieben. Da der Denkmalschutz den äußeren Erhalt des Bauwerks vorschreibt, planen de Architektin und der Bauingenieur den Umbau ausschließlich im Innern. Aus der Johanneskirche soll ein Ferienhaus werden. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Allerdings hat die Kirche ein 440 Quadratmeter großes Baugrundstück zurückbehalten, das sie nun noch vermarkten will.

Sandra Glados und Reimund Glados-Köster sind die „Unbekannten“, die über viele Jahre ihr Interesse an der Johanneskirche aufrecht erhalten hatten, auch als die Diskussionen hoch schwappten. „Das zeigt mir, dass sie die Richtigen sind“, freut sich der Pastor. 2012 hatte die Kirchengemeinde beschlossen sich von dem Bau zu trennen. Selbst ein Abriss wurde damals nicht ausgeschlossen und heftig diskutiert. Später hieß es, dass diese Formulierung ausschließlich formale, juristische Gründe gehabt habe. Schon damals hatte sich eine Mescheder Architektin - eine Kollegin von Sandra Glados - für den Bau interessiert, sie plante eine Doppelnutzung: teils als Architekturbüro, teils für gelegentliche Gottesdienste der Gemeinde und des Johanneskindergartens. Doch das zerschlug sich, als die Kirche unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Im November 2018 fand dann der letzte Gottesdienst statt, danach wurde die Kirche entwidmet, die Inneneinrichtung abmontiert und zum Teil verkauft. „Nun ist der Prozess mit dem Kaufvertrag zu einem Abschluss gekommen“, sagt Pastor Bäumer.

Das äußerer Erscheinungsbild bleibt

Am äußeren Erscheinungsbild wird sich nichts ändern, betont der Pfarrer. „Fenster, Eingangstür, Turm, alles bleibt erhalten.“ Um die Kirche in ihrem Innern bewohnbar zu machen, werden eine Küche, zwei Schlafzimmer und ein Bad integriert. „Der Umbau bleibt eine Herausforderung“ sagt Bäumer, aber da vertraue er den Käufern, die ja schließlich Experten seien. „Ich habe ein wirklich gutes Gefühl.“

Für die Gläubigen endet damit ein langer und trauriger Prozess. Heidrun Parplies hat ihn als ehemaliges Mitglied des Presbyteriums begleitet. „Dieses gemütliche Kirchlein gehörte einfach zu uns. Viele evangelische Gemeindeglieder haben dafür gespendet und es mit eigener Hand aufgebaut.“ Die Entwicklung spiegele aber den Lauf der Dinge, sagt sie. „Dass Kirchen verkauft und umgenutzt werden, kennt man ja auch aus anderen Städten.“ Letztlich sei doch entscheidend, dass daraus keine Lagerhalle oder Ähnliches werde.. „Ich denke, wir haben sie in gute Hände abgegeben.“ Sie schmunzelt bei dem Gedanken an die zukünftige Nutzung als Ferienwohnung: „Wer sich noch mal verabschieden will, kann ja später einfach mal dort eine Nacht verbringen.“

>>>Hintergrund

Auch für die Christus-Figur von Wolfgang Kreutter (Foto) ist ein würdiger Platz gefunden worden.

Die Statue steht in Zukunft auf dem evangelischen Friedhof an der Briloner Straße.