Meschede. Eine einfache Lösung für die Leerstände in Meschedes Fußgängerzone haben auch die Einzelhändler nicht, aber sie zeigen, wie es gehen kann.

Mit Sorge blicken Mescheder Einzelhändler auf die Leerstände in der Fußgängerzone. Auch sie haben keine Parade-Lösung für die Innenstadt, aber trotzdem auch gute Nachrichten. Wir haben Katrin Föster (Buchhandlung Wortreich), Thomas Völker (Parfümerie Völker), Volker Stratmann (Schuhhaus Stratmann), Daniela Langer (DL Mode) sowie Tobias Heide (Modehaus Heide) gefragt, wie sie auf die Entwicklung blicken.

Tobias Heide ist aktuell mit dem Umsatz zufrieden.
Tobias Heide ist aktuell mit dem Umsatz zufrieden. © WP | Laura Nowicki

Leerstände in der Fußgängerzone

Im unteren Drittel der Fußgängerzone reiht sich schon bald ein Leerstand an den anderen: Apollo Optik, die Marien-Apotheke und die Parfümerie Aurel auf der einen Seite und auf der anderen Seite kommen nun die beiden Gerry-Weber-Filialen zum bereits geschlossenen Euro-Shop und zur Weinhandlung La Dolce Vita. Auch der angrenzende Geldautomat der Volksbank Sauerland wird zum 30. Juni „aus Sicherheitsgründen“ geschlossen.

Daniela Langer nimmt die Männermode aus ihrem Sortiment, profitiert aber ansonsten vor allem von den Stammkunden.
Daniela Langer nimmt die Männermode aus ihrem Sortiment, profitiert aber ansonsten vor allem von den Stammkunden. © WP | Laura Nowicki

Aktuell hat ein weiteres inhabergeführtes Geschäft seinen Rückzug angekündigt: Petra Büsse schließt ihr Geschenkartikel- und Deko-Geschäft Paradiesvogel auf der anderen Seite der Fußgängerzone, in der Steinstraße, zum 30. August.

Weniger Frequenz - weniger Umsätze

„Die Schließungsquote steigt gerade rasant“, sagt Thomas Völker. Eine Entwicklung, die viele im vergangenen Jahr schon vorausgesagt hätten. Die verbliebenen Einzelhändler fürchten nun, dass sich die unweigerlich abnehmende Kundenfrequenz auf ihre Umsätze auswirken wird.

Thomas Völker, Geschäftsführer Parfümerie Völker in Meschede 
Thomas Völker, Geschäftsführer Parfümerie Völker in Meschede  © Privat | Privat

Auch wenn die Zahlen das aktuell noch nicht widerspiegeln und alle unisono betonen, dass ihr Geschäft gut laufe. „Ich bin weiterhin sehr zufrieden“, sagt Daniela Langer, die auch Innenstadtbeauftragte der Mescheder Werbegemeinschaft ist. „Ich habe gut verkauft und kaum Restbestände.“ Allerdings werde sie zur nächsten Saison auf Männermode verzichten. „Das war ein Versuch, aber es lohnt sich für mich nicht.“

Treue Stammkunden und Service

Schützenfestkleidung, Festliches für die Schulabschlüsse und endlich - mit dem schönen Wetter - auch die Sommermode, habe er in den vergangenen Wochen gut verkauft, sagt auch Tobias Heide. Es seien die treuen Stammkunden, die enge Bindung an die Mitarbeiter, der individuelle Service und die Dienstleistungen, die ihre Geschäft florieren ließen, fasst es Thomas Völker zusammen. „Wir stehen alle noch selbst im Laden und beraten individuell“, ergänzt Daniela Langer.

Katrin Föster ist froh, dass auch das Buch immer noch eine große Wertschätzung im stationären Einzelhandel genießt. „Für viele Leute gehört es einfach zum täglichen Leben und bei uns kann man es in jeder Form, ob digital, auf Papier oder als Hörbuch bekommen, es online nach Hause bestellen oder im Geschäft stöbern.“ Das nähmen die Käufer gern an.

Volker Stratmann mit seinen Mitarbeiterinnen Melanie Klinger und Martina Gies. 
Volker Stratmann mit seinen Mitarbeiterinnen Melanie Klinger und Martina Gies.  © WP | Ute Tolksdorf

Individuelle Angebote

Volker Stratmann weiß, dass sein Kunden zum Teil weite Wege in Kauf nehmen, um bei ihm direkt einzukaufen. „Sie kommen, weil das, was sie hier finden, etwas Besonderes ist, das es nicht an jeder Ecke gibt.“ Austauschbare Ware und gleichförmige Schaufenster seien der Tod der Innenstädte. „Das sieht man selbst in Großstädten wie Düsseldorf.“ Er ist überzeugt, dass in Meschede noch Potenzial für besondere Angebote gibt. Doch es gebe immer weniger Menschen, die sich im Einzelhandel persönlich engagieren wollten. „Die wenigsten wollen überhaupt samstags arbeiten.“

Konzernentscheidung bei Gerry Weber

Der Rückzug von Gerry Weber sage dagegen noch nicht viel über die Attraktivität Meschedes, findet Tobias Heide. Das sei eine Konzernentscheidung „Wir haben die Marken selbst früher verkauft und sie ausgelistet, als Gerry Weber sein Filialnetz ausbaute.“ Er denkt darüber nach, sie wieder aufzunehmen.

Eine Abhängigkeit, die sich so ähnlich in den Antworten von Katrin Föster und Thomas Völker spiegelt. Ihre Geschäfte profitierten auch von den letzten Schließungen. Noch vor fünf Jahren gab es in Meschede drei Buchhandlungen. Jetzt gibt es nur noch eine. Den Rückzug von Aurel spürt man auch bei Völker.

Hausaufgaben gemacht

Wie man nun in Meschede neuen Schwung in die Innenstadt bekommen könnte, das wissen die Einzelhändler letztlich auch nicht. Die Stadt und die Hauseigentümer, so sind sie sich aber einig, hätten ihre Hausaufgaben gemacht. Alle loben die neugestaltete Fußgängerzone mit Spielgeräten und Brunnen, die geöffnete Henne und die vielen Sitzmöglichkeiten. Leider habe das staatliche Förderprogramm für die Innenstädte dagegen nicht den erwünschten Neuanfang gebracht.

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„Freies Parken oder Parken mit Parkscheibe“, bringen Tobias Heide und Thomas Völker ins Spiel. Viele nutzten den Heide-Parkplatz, um von dort aus in die Stadt zu gehen, weil er gut erreichbar und nicht so eng wie ein Parkhaus sei. Und es sei die Frage, ob die Stadt nicht auf den Gewinn durchs Parken verzichten könne.

Katrin Föster ist Inhaberin der Buchläden
Katrin Föster ist Inhaberin der Buchläden "Wortreich - Lesen und mehr" in Meschede, Arnsberg, Schmallenberg und Winterberg. © WP | Ute Tolksdorf

FH-Studie Innenstadt

Letztlich allerdings, so betonen alle, brauche Meschede Einzelhändler, die etwas wagen, die Unverwechselbares anbieten, selbst bereit sind, im Laden zu stehen. Und es brauche Menschen, die das auch wertschätzten und in ihrer Heimatstadt einkauften. Man müsse an einem Strang ziehen, findet Katrin Föster und bedauert, dass zur Vorstellung der FH-Studie Innenstadtentwicklung in der Alten Synagoge mit fachkundigen Experten vor wenigen Wochen gerade einmal 20 Menschen gekommen waren. „Wenn ich das richtig überblickt habe, waren wir nur zwei heimische Einzelhändler.“