Meschede. Ein weiteres inhabergeführtes Geschäft in der Mescheder Fußgängerzone schließt für immer. Dort allerdings gibt es keinen Leerstand.

Ein weiteres gut eingeführtes Mescheder Geschäft schließt: Gleichzeitig hat sich dort aber bereits eine Neuvermietung ergeben. Ein Leerstand ist zumindest an dieser Stelle abgewendet.

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Schluss nach 13 Jahren

Petra Büsse schließt ihr Deko- und Geschenkartikel-Geschäft „Paradiesvogel“ zum 30. August. „Schweren Herzens“, wie die 59-Jährige betont. „Ein paar Jahre hätte ich gern noch weitergemacht.“ Aber sie könne die Augen vor den zurückgehenden Umsatzzahlen nicht mehr verschließen.

Vor jetzt 13 Jahren hatte die Meschederin ihr Geschäft - damals in der Gutenbergstraße - geöffnet. Vor sieben Jahren zog sie dann in die Steinstraße. „Es läuft einfach nicht mehr“, bedauert sie. Und niemand könne ihr sagen, wie sich der Einzelhandel entwickeln werde.

Kosten steigen

„Die Produkte werden teurer, der Mindestlohn und die Energiekosten steigen - all das müsste ich eigentlich auf den Warenwert aufschlagen, aber ich fürchte, das kauft dann keiner mehr.“ Sie merke, dass die Kunden sparsamer geworden seien „oder sie geben ihr Geld für andere Dinge aus, Urlaube, die sie in der Corona-zeit zurückgestellt haben.“

Der Paradiesvogel schließt, dafür kommt die Truhe der Caritas mit einem neuen Konzept.
Der Paradiesvogel schließt, dafür kommt die Truhe der Caritas mit einem neuen Konzept. © WP | Ute Tolksdorf

Natürlich habe sie mit ihrem Angebot, der Mischung aus Deko, Feinkost, Tee und Schokolade in Meschede ein Alleinstellungsmerkmal gehabt, „aber das reicht offenbar nicht mehr.“ Die Lage - am Ende der Steinstraße unter den Bogengängen - sei auch kein Grund für die zurückgehenden Umsätze. „Weihnachten haben mich ja immer alle gefunden.“ Außerdem hätten die Bogengänge und die Aufteilung des Ladenlokals über anderthalb Etagen auch den Charme des Geschäftes ausgemacht. Ihre Überzeugung sei eh: „Die kleinen, individuellen Läden, die findet man in den Seitenstraßen. Das ist auch in den Großstädten so.“

Ein emotionales Thema

Das Ganze sei für sie ein hoch emotionales Thema, gibt sie zu. Es werde für sie nicht einfach. „Ich habe nie gesagt, dass ich arbeiten muss, sondern, dass ich arbeiten darf. Ich habe meine Arbeit geliebt.“ Dabei habe sie kaum ein freies Wochenende gehabt oder Urlaub gemacht. Samstags habe sie gearbeitet und sonntags eingekauft. „Ich habe meine komplette Freizeit geopfert.“ Nun sei damit Schluss. Mitte Juli beginnt im Paradiesvogel der Räumungsverkauf.

Neuer Mieter für die Steinstraße

Allerdings entsteht an der Steinstraße 10 kein Leerstand. Die Caritas zieht dort mit „Truhe“ und Kleiderkammer ein. „Das ist für uns eine große Erleichterung“, sagt Dagmar Dicke, die Vorsitzende der Caritaskonferenz Meschede. Bisher ist die „Truhe“, ein Geschäft mit Second-Hand-Kleidung vor allem für Bedürftige, an der Kampstraße untergebracht.

Die Kleiderkammer liegt im Keller des Gemeindeverbands am Stiftsplatz. Dort wird gut erhaltene Oberbekleidung und Wäsche abgegeben, vorsortiert und dann entweder für einen geringen Bargeldbetrag in der „Truhe“ weiterverkauft, nach Paderborn zum Sozialkaufhaus und dann weiter weiterverschickt.

Die Truhe - das Sozialkaufhaus der Caritas Meschede rückt mit neuem Konzept näher an die Innenstadt,
Die Truhe - das Sozialkaufhaus der Caritas Meschede rückt mit neuem Konzept näher an die Innenstadt, © Ute Tolksdorf

Aufwand für die Ehrenamtlichen wird geringer

Das Hin und Her zwischen beiden Stellen war immer schon ein großer Aufwand für die 40 Ehrenamtlichen. Schon lange war Dagmar Dicke daher auf der Suche nach neuen Räumen, in denen sie beides integrieren konnte. In der Steinstraße wurde sie nun fündig. Außerdem sei ihr der Vermieter dort mit der Miete noch mal sehr entgegengekommen, freut sie sich. Die Caritas nutzt dort jetzt den Keller und das ehemalige „Paradiesvogel“-Ladenlokal. Mit rund 140 Quadratmetern ist die Fläche doppelt so groß wie bisher in der Kampstraße.

Dagmar Dicke, Vorsitzende der Caritas  Meschede.
Dagmar Dicke, Vorsitzende der Caritas Meschede. © Ute Tolksdorf

„Wir planen die Öffnungszeiten auszuweiten und feste Abgabetermine für die gebrauchte Kleidung“, erklärt sie. Bisher kann man Aussortiertes einfach in einer Garage abstellen. Die Anonymität führt dazu, dass auch viel Müll abgegeben wird. „Ich denke, das wird sich ändern, wenn man uns das persönlich übergeben muss.“

Neue Ausrichtung als Second-Hand-Geschäft

Insgesamt soll das Ladenlokal eine komplett neue Ausrichtung bekommen. „Wir wollen natürlich weiterhin ein Sozialkaufhaus sein, in dem Menschen mit wenig Geld einkaufen können.“ Gleichzeitig aber verankere sich der Umwelt - und Nachhaltigkeitsgedanke immer mehr in breiten Teilen der Bevölkerung.

„Wir wollen daher in Zukunft auch ein echter Second-Hand-Laden werden.“ In anderen Städten funktioniere das auch gut. Und es spreche auch neue Käuferschichten an. „Ich habe schon zwei Nachfragen von jungen Frauen, die die Idee so gut finden, dass sie bei uns ehrenamtlich einsteigen wollen.“ Auch ein neuer Name soll her. „Truhe klingt einfach ein bisschen altbacken.“ Ideen sind willkommen.