Meschede. Einkaufen in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg ist offenbar gut möglich. Doch die von der FH befragten Kunden äußern auch Wünsche.

Corona, die Online-Konkurrenz, die starren Öffnungszeiten - es gibt viele Gründe, warum Menschen die Innenstädte meiden. Spannend ist es, die persönlichen Beobachtungen auf die Grundlage fundierter Befragungen zu stellen. Das hat Professorin Anne Jacobi von der FH Südwestfalen in Meschede mit ihren Studierenden getan. Auftraggeber war die „Leader-Region 4 mitten im Sauerland“, die die Städte Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg vertritt sowie die Werbegemeinschaft Schmallenberg. Die Fragen: Wie bewerten Kunden die Einkaufsmöglichkeiten in der Region und welche Wünsche und Bedürfnisse haben sie in Bezug auf die Einkaufsmöglichkeiten? Und wie müssen sich Einzelhändler und Kommunen daher für die Zukunft aufstellen?

Prof. Dr. Anne Jacobi von der FH Südwestfalen in Meschede hat eine Umfrage im Auftrag der Werbegemeinschaft  Schmallenberg und der Leader Region „Vier mitten im Sauerland“ mit Studierenden durchgeführt.
Prof. Dr. Anne Jacobi von der FH Südwestfalen in Meschede hat eine Umfrage im Auftrag der Werbegemeinschaft Schmallenberg und der Leader Region „Vier mitten im Sauerland“ mit Studierenden durchgeführt. © Christina Brüschke, FH Südwestfalen

Was hat Sie besonders überrascht?

Professorin Anne Jacobi: Positiv überrascht hat mich, dass die Menschen grundsätzlich mit sehr vielem in der Region zufrieden sind. Sie loben die Aufenthaltsqualität in den Geschäften, sagen, dass sie sich vor Ort gut beraten fühlen und schätzen den Kundenservice. Selbst die, die sich als begeisterte Online-Shopper bezeichnen, das waren 12 Prozent der Befragten, loben diese Faktoren. Das zeigt: Die meisten Geschäfte in den vier Kommunen sind sehr ordentlich aufgestellt. Und spannend finde ich auch, dass der Aufbau eines eigenen Online-Handels oder das Liefern der Produkte nach Hause recht wenig nachgefragt wurde. Das erwarten Kunden offenbar von ihren Einzelhändlern vor Ort nicht unbedingt.

Was erwarten sie denn?

Sie wünschen sich - mit deutlichem Abstand - vor allem mehr Fachgeschäfte. In Meschede (76 Prozent) in Schmallenberg (75 Prozent), in Bestwig (74 Prozent) und in Eslohe (64 Prozent). Aber es geht ihnen auch um die Aufenthaltsqualität. Die Menschen würden sich über mehr Events und Stadtfeste freuen und über mehr Gastronomie. Rund ein Viertel der Befragten hätten gern bessere Parkmöglichkeiten vor allem in Meschede und Schmallenberg sowie durchgehende und längere Öffnungszeiten - da ging die Kritik vor allem an Meschede. In Eslohe waren die Befragten tendenziell mit allen Punkten zufriedener.

In Eslohe sind die Menschen zu 99 Prozent mit dem Einkaufsort zufrieden, in Meschede zu 76 Prozent. Erwartet man da einfach mehr von einer größeren Kommune oder der Kreisstadt?

Das kann sein, aber das wäre jetzt Spekulation.

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Was wünschen sich die Menschen bei den Fachgeschäften konkret?

Ihnen fehlen vor allem Elektronik, Herrenausstatter, Unverpackt-Läden, Bioläden und Kinderbekleidung. Und das Ganze im mittelpreisigen Segment.

Meschede Umfrage Einzelhandel
Meschede Umfrage Einzelhandel © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Und bei der Gastronomie?

Da wird bei den Angeboten Wert auf mehr Abwechslung gelegt und mehr Außengastronomie genannt.

Wenn man sich das Alter der Befragten ansieht, was wird dann mit Blick auf die Zukunft wichtig?

Die Jungen - in der Altersklasse bis 25 - wünschen sich vor allem mehr Events, mehr Gastronomie, längerer Öffnungszeiten und eine bessere Anbindung an den ÖPNV.

Wie soll eine Stadt dafür sorgen, dass sich Gastronomie und Fachgeschäfte ansiedeln?

Sie kann schon dafür sorgen, dass sie den Bedürfnisse ihrer Einwohner gerecht wird, indem sie zum Beispiel Start-ups in dem Bereich fördert, von Cafés bis zu Bioläden. Jüngere haben weniger Geld. Auch das muss man bei den Angeboten berücksichtigen. Politik, Verwaltung und Stadtmarketing sollten daran interessiert sein, dass die Stadt zumindest auf dem Niveau bleibt, auf dem sie jetzt ist. Und dann ist es wichtig, dass man überlegt: Wie machen wir unseren Ort für junge Leute attraktiv?

>>>HINTERGRUND

Für die Marktforschungsstudie zum Einkaufsverhalten in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg wurden insgesamt 1197 Menschen in den beteiligten Kommunen befragt, 664 am Telefon und 533 online.

Rund 57 Prozent Studienteilnehmer waren männlich, 42 Prozent waren weiblich, der Rest gab divers an.

Etwa 23 Prozent der Befragten waren bis 25 Jahre alt. Die Gruppe der 26- bis 40-Jährigen betrug 25 Prozent, 36 Prozent waren zwischen 41 und 60 Jahre alt und die Gruppe der über 60-Jährigen war mit 17 Prozent vertreten.

Der berufliche Status lautete: Angestellte (45 Prozent), Schüler/Studenten/Azubis (16 Prozent), Ruheständler (13 Prozent), Arbeiter (9 Prozent), Freiberufler (9 Prozent), Hausmann/Hausfrau (5 Prozent), Beamte (3 Prozent), Arbeitssuchende (1 Prozent).