Meschede. 100.000 Lkw-Fahrer fehlen. Die fünf Berufskraftfahrer haben Argumente für die Branche. Fünf Geschichten aus der Spedition Mönig in Meschede.

Die Fünf könnten verschiedener kaum sein. Und doch haben sie eins gemeinsam: Die Arbeit „auf’m Bock“. Das ist umgangssprachlich für Lkw fahren. Der zugehörige Beruf: Berufskraftfahrer. Die Spedition Mönig in Meschede ist Arbeitgeberin der Fünf.

Das Team ist eingespielt, liebevolle Sticheleien untereinander stehen auf der Alltagsordnung.

Alle Fünf und ihre Geschichten:

Der Quereinsteiger: Vom Bäcker zum Lkw-Fahrer

Die Fahrerin: Die Branche als weiblicher Lkw-Fahrer

Der mit dem „Lappen“: Mescheder Lkw-Fahrer hat schon viel erlebt

Der Auszubildende: Ein Blick in den Alltag

Der von der Bundeswehr: Heute im Lkw in Meschede

Doch genauso die harte Realität ihres Berufsalltags. Die Schichten können schonmal länger dauern, das Sitzen mal anstrengend werden. Dazu kommen Pkw-Fahrer, die eben keine Ahnung von Lkw haben. „Sie wissen nicht, wie schlecht wir von da oben die Situation sehen“, erklärt Christian.

Ein Beispiel seien Beschleunigungsstreifen und Autobahn-Überholvorgänge im Allgemeinen. „Wenn die Pkw-Fahrer nicht früh genug reinfahren, denkt man oft, es knallt gleich.“ Ähnlich sei es bei Überholmanövern: „Scheren die Autos zu früh wieder ein, müssen wir bremsen. Das führt zu Stau“, erklärt Jörg. Oder es gibt gar Unfälle.

Dash-Cams zur Absicherung

Geheimnisse aus dem Lkw

Drei Karten insgesamt muss jeder Berufskraftfahrer immer dabei haben. Seinen Führerschein (in der Klasse CE, der alle fünf Jahre erneuert werden muss), die Fahrerkarte (gehört zu jedem einzelnen Fahrer, muss er selbst beantragen) und einen Fahrerqualifizierungsnachweis, der heute den „Schlüssel 95“-Hinweis ersetzt.

Die Deutsche Gesetzgebung schreibt für Lkw auf der Landstraße bis 7,5 Tonnen das Tempo 80 vor. Für Lkw über 7,5 Tonnen gilt hier Tempo 60. Auf der Autobahn gilt für alle Lkw generell das Tempolimit 80.

Lkw-Tachos werden regelmäßig geeicht. Im Gegensatz zu Pkw zeigen sie also immer die richtige Geschwindigkeit an.

Große Schwierigkeiten bereiten den Berufskraftfahrern auch immer wieder die Gewerbegebiete, in denen Toiletten nicht ausgewiesen sind oder die Parkplätze einfach fehlen.

„Den nächsten Autohof gibt es am Haarstrang. Das sind 45 Kilometer“, sagt Mönig-Geschäftsführer Alexander Schulz. Es sei einfach nicht durchdacht, dass Lkw überall verboten sind. „Viele denken sobald sie Müll am Straßenrand sehen, dass das Lkw-Fahrer waren. Dabei ist das ein Gesellschaftsproblem.“

Ernährung von Rasthöfen kommt auch noch dazu: Für neun Euro eine Currywurst oder ein Fast-Food-Burger.

Elefantenrennen und Auffahrunfälle sind übrigens auch nicht zu verallgemeinern: „Es gibt immer schwarze Schafe.“

Und: Lkw-Fahrern kommt das Autofahren vor, wie mit dem Gokart zu fahren. „Man fährt auch nicht mehr so schnell, stattdessen vorausschauender und ökologischer.“ Und wenn der Lkw dann doch an der Hunderter-Marke kratzt, dann ist das gar kein tolles Gefühl, wie Jörg erklärt.

Denn sitzt man einmal da oben in so einem Lkw, wird schnell klar: Ja, man sieht die Autos vor sich an einer Ampel wirklich nicht mehr, wenn man nur nahe genug heranfährt. Viele Berufskraftfahrer hätten aus eben diesem Grund auch Dash-Cams an ihren Lkw installiert – zur Absicherung.

„Sonst sieht es meistens schlecht für Lkw-Fahrer aus, wenn sie in einen Unfall verwickelt sind“, erklärt Mönig-Geschäftsführer Alexander Schulz. Durch Maßnahmen wie die Kameras können sich die Fahrer schützen – von Kollegen wissen sie auch, dass sie schon hilfreich waren.

Andere Stellen sind Kreisverkehre: Häufig nehmen die Pkw-Fahrer keine Rücksicht auf die größeren Gefährte, rauschen quasi einfach gerade durch, vergessen auch gern mal den Blinker.

100.000 Fahrer fehlen

Doch der Verkehr ist nicht das einzige Problem in der Branche. „Derzeit fehlen 100.000 Fahrer“, erklärt Schulz. Dadurch werden auch die Lieferzeiten immer länger. Ein Drittel etwa der Fahrer sei im Alter 50 plus. „So viele werden bei Weitem nicht ausgebildet.“ Ein Problem, das ganz Deutschland betrifft. Die unplanbare Arbeitszeit, der Konkurrenzdruck und auch die Wartezeit beim Kunden – die Liste ist lang.

Die Sechs sind sich einig: Der Beruf muss wieder attraktiver gemacht werden. Vielleicht könnte das durch Filme wie „Der siebte Sinn“ aus den Anfangszeiten des Autos möglich gemacht werden. Natürlich mit modernen Themen und Ansichten. „Die Menschen müssen auch die Fahrer wieder schätzen. Früher war das nicht so schlimm. Wir sind nicht dreckig, man darf den Respekt nicht verlieren.“

Die Einstellung ist klar: „Logistik braucht jeder, aber niemand will sie in der Nachbarschaft haben.“ Und das muss sich ändern.