Meschede. Offenbar gibt es einen ernsthaften Interessenten fürs Mescheder Kirchenzentrum. Doch die Tücke liegt im Detail.

Das Mescheder Kirchenzentrum war bei seiner Gründung vor fast 50 Jahren ein Leuchtturmprojekt der Ökumene. Die Innovation: Eine evangelische und eine katholische Kirchengemeinde teilten sich ein Gebäude - im Innern fanden Gottesdienste statt, aber auch private Feiern und Vorträge von Menschen, egal ob sie kirchlich gebunden waren oder nicht. Seit Januar ist das Haus, das im besten Sinne als Stadtteilzentrum gelten kann, geschlossen, weil es sich die Kirchengemeinden nicht mehr leisten konnten. Doch nun gibt es offenbar Hoffnung.

Offiziell herrscht noch Stillschweigen

Axel Hesse und Pfarrer Michael Schmitt bei der Einführung des Verwaltungsleiters.
Axel Hesse und Pfarrer Michael Schmitt bei der Einführung des Verwaltungsleiters. © Archiv

Offiziell hüllen sich alle Beteiligten noch in Stillschweigen. Doch das, was bekannt wird, klingt optimistisch. „Ja, es gibt einen Interessenten“, sagt beispielsweise Axel Hesse, Verwaltungsleiter der katholischen Kirchengemeinde Meschede-Bestwig. Wegen der laufenden Verhandlungen wolle er sich aber nicht weiter äußern, „um die gute Lösung nicht zu gefährden“. Es sei nicht einfach, zu einem Abschluss zu kommen, immerhin gebe es mit Stadt, evangelischer, katholische Kirche und dem Interessenten vier Vertragspartner. Er bat um Verständnis, bevor die Verträge nicht unterzeichnet seien, wolle er nichts sagen. „Der Teufel steckt da im Detail.“

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Denn für eine Verkauf müssen laut Informationen dieser Zeitung erst die Eigentumsanteile der Evangelischen Kirche an die Katholische Kirche übertragen werden. Auch die Stadt ist im Boot, weil es da um Grenzziehungen geht.

Hans-Jürgen Bäumer, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Meschede.
Hans-Jürgen Bäumer, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Meschede. © Privat

Optimistischer Blick auf die Verhandlungen

Zu den Details hält sich auch die evangelische Seite mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen bedeckt. Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer bestätigt aber auch, dass es einen ernsthaften Kaufinteressenten gebe, zu dem er aber nicht mehr verraten wolle. Wie Hesse betont er den Aufwand, den es verursache, alle Parteien und ihre Interessen inklusive der bürokratischen Hürden unter einen Hut zu bekommen. Er blicke aber sehr optimistisch auf die Absprachen und sehe „eine gute Zukunft fürs Kirchenzentrum“ - in ähnlicher Nutzungsform wie bisher. Allein das alte Pfarrhaus bleibe im Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde. Bisher ist dort das Büro des Evangelischen Kirchenkreis Arnsberg untergebracht.

Infos zum Interessenten

Doch was soll jetzt passieren? Laut Informationen unserer Zeitung will eine freikirchliche Christengemeinde das Gebäude kaufen, um dort Gottesdienste zu feiern, aber auch um die bestehenden Räume - wie gewohnt - zu vermieten. Getragen wird die Gemeinde von einem Verein, in dem mehrere Familien organisiert sind, die zum Großteil aus Meschede und Umgebung kommen. Dem Käufer ist natürlich klar, dass das Gebäude in die Jahre gekommen ist, unter Denkmalschutz steht und dass das ein oder andere renoviert werden muss. Das sei zwangsläufig, stehe aber nicht ganz oben auf der Agenda, könne über eine längere Zeit abgearbeitet werden.

Das primäre Ziel

Das primäre Ziel sei es, dass die Nutzung bleibt. Das Haus soll nach außen offenbleiben. Selbst das Feiern von Gottesdiensten soll nach Absprache weiter möglich sein. Auch Vermietungen sind angedacht. Das Haus wäre damit für die Menschen in Meschede - und besonders für die nördlich der Bahnlinie - weiterhin als Treffpunkt nutzbar. Die Beteiligten sprechen von einer „Fügung“. Das sei erstmal so nicht geplant gewesen, habe sich einfach ergeben. Wann das alles offiziell wird, darauf wollen sich die Beteiligten nicht festlegen. Dieses Jahr sei auf jeden Fall das Ziel, wenn nicht, liege es nicht an ihnen, bestätigen alle.

Pfarrer Michael Schmitt sagt: „Wir hoffen alle auf ein gutes Ende.“

HINTERGRUND
In den ersten Planentwürfen für die Gartenstadt Meschede-Nord waren je eine katholische und eine evangelische Kirche vorgesehen. Die bisherigen guten Erfahrungen in der ökumenischen Zusammenarbeit veranlassen die Gemeinde Mariä Himmelfahrt und die Evangelische Kirchengemeinde Meschede im Herbst 1969 in ihrer Bauplanung für die Gartenstadt zusammenzuarbeiten.

In einem gemeinsamen Ausschuss wird zusammen mit den Architekten Norbert Düking und Peter Iseken eine Konzeption erarbeitet, in dem die verschiedenen Komplexe des Zentrums um einen gemeinsamen Eingangsbereich herum gruppiert und verbunden werden – unter Wahrung eindeutiger Besitz- und Rechtsverhältnisse zur Vermeidung späterer Streitigkeiten.

Der Franziskus-Kindergarten entsteht zuerst und kann schon 1971 seine Pforten öffnen.

Erster Spatenstich ist 1975, Richtfest im Herbst 1975. Die Einweihung erfolgt am 18. September 1976.