Meschede. Das Mescheder Kirchenzentrum ist seit dem 1. Januar geschlossen. Doch ein Arbeitskreis bemüht sich trotzdem um eine Zukunft - das sind die Pläne.

1000 Quadratmeter Leerstand - und das mitten in einem Wohngebiet. Das ist die größte Sorge der Menschen, die sich für das Gemeinsamen Kirchenzentrum in der Gartenstadt einsetzen. Denn ein Termin steht fest: Zum 31. Dezember haben die Eigentümer - die evangelische und die katholische Kirche in Meschede - die Türen geschlossen, weil die Unterhaltung zu teuer sei.

Ideen für die Zukunft

Dass dies kein Schlusspunkt wird, sondern - trotz aller negativen Signale - das Kirchenzentrum im besten Fall ein Begegnungszentrum bleibt, dafür setzen sich fünf Männer besonders ein. Franz-Josef Siebert, Rolf Jaedick, Christoph Recker, Christian Sauerwald und Fritz Hemme, zwei Bauingenieure, ein Theologe, ein Maschinenbau-Ingenieur sowie ein Diplom-Landwirt und Schiedsmann, alles Mitglieder der beiden Kirchengemeinden, haben sich zu einer Initiativgruppe zusammengeschlossen, nachdem beide Kirchen den offiziellen Schließungstermin bekannt gegeben hatten.

>>> Lesen Sie hier: Unser Kommentar zum Gemeinsamen Kirchenzentrum <<<

Ihr Ziel: Sie wollen ohne Sentimentalität, aber mit Sachverstand dafür sorgen, dass das Gebäude eine Zukunft hat - als Quartiertreffpunkt, als Bildungsstätte, als Haus, in dem im besten Fall auch noch ökumenische Gottesdienste gefeiert werden können. Ihr Motto: Neues Leben in guten Mauern!

Nachnutzung von Kirchen

Dafür haben sie sich schlau gemacht, Informationsveranstaltungen zur Nachnutzung von Kirchen besucht, beim Erzbistum angefragt und Gespräche mit der Stadt geführt. Erstmal, so der Antrag der Kirchen, soll diese jetzt den Bebauungsplan ändern, damit am Kastanienweg überhaupt etwas anderes als ein Kirchenzentrum entstehen kann.

Ein Blick von oben auf die Ladenzeile am Lanfertsweg und das dahinterliegende Kirchenzentrum mit Pfarrhaus und Kita St. Franziskus.
Ein Blick von oben auf die Ladenzeile am Lanfertsweg und das dahinterliegende Kirchenzentrum mit Pfarrhaus und Kita St. Franziskus. © Hans Blossey

Da Stadt und beide Kirchen klargemacht haben, dass sie genug Räume haben und es daher kein Interesse an einem Weiterbetrieb gibt, bleibt laut Franz-Josef Siebert letztlich nur eine Chance: „Wir brauchen einen Träger, der sich eine Nachnutzung - also zum Beispiel Wohnungen, Büros oder Studienräume vorstellen kann. Jemand, der auch Geld mitbringt.“ Denn auch der Sanierungsstau ist enorm.

Ideen für die Nachnutzung gesucht

Doch auch für eine Nachnutzung braucht es erstmal Ideen. Bisher schreckten mögliche Träger zurück, als sie hörten, dass das gesamte Areal des 70er-Jahre Baus, einschließlich der Innenausstattung, unter Denkmalschutz steht. „Die Denkmalbehörde der Stadt hat uns aber signalisiert, dass man für vieles offen sei“, sagt Christian Sauerwald. „Auch ein Denkmal muss schließlich leben.“

Nicht glücklich sind er und Franz-Josef Siebert über die Schließung zum 31. Dezember, obwohl noch kein Konzept für die Nachnutzung steht. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Beratungen und Planungen laufen, während das Kirchenzentrum weiter betrieben wird.“ Die Schließung und damit auch die Kündigung des Hausmeisters und das Ausschalten der Heizung halten sie dagegen für fatal für den Gebäudebestand. Und sie fürchten sich davor, was passiert, wenn die ersten Fenster eingeworfen werden. „Wir wollen hier keine zweite Veramed-Klinik.“

Kirchen in der Verantwortung

Axel Hesse, Verwaltungsleiter im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig.
Axel Hesse, Verwaltungsleiter im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig. © Privat

Dieser Sorge widerspricht Axel Hesse vehement. „Niemand hat vor, das Kirchenzentrum verrotten und verfallen zu lassen“, betont der Verwaltungsleiter im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig, der die katholische Seite vertritt. „Wir sehen uns da in der Verantwortung.“

Hesse, die evangelische Pastorin Karin Neumann-Arnoldi sowie Vertreter des Presbyteriums, des Kirchenvorstandes und der Initiativgruppe bemühen sich mittlerweile in einem Arbeitskreis darum, die Chancen auf eine Umnutzung und den Verkauf des Kirchenzentrums zu verbessern.

Architekturbüro beauftragen

Doch was ist überhaupt möglich? „Das wissen wir auch nicht“, sagt Christian Sauerwald. „Da fehlt uns die Fachkenntnis.“ Deshalb war der erste Vorschlag, den auch der Arbeitskreis unterstützte, sich diese einzukaufen. Drei landesweit mit Kirchenumnutzungen vertraute Architekturbüros haben sich das Kirchenzentrum bereits angesehen und erste Ideen vorgestellt. Eins soll nun mit der weiteren Planung beauftragt werden. Der Finanzierung müssen die kirchlichen Gremien noch zustimmen.

Karin Neumann-Arnoldi, Pastorin der evangelischen Kirche.
Karin Neumann-Arnoldi, Pastorin der evangelischen Kirche. © Privat

Bürgerbeteiligung dringend empfohlen

Und was ist mit einer Bürgerbeteiligung? Die Stadt hatte dazu zuletzt dringend geraten. Auch die Initiativgruppe hätte sich das gewünscht „Denn wir erleben immer wieder, dass die Menschen, die das Kirchenzentrum für private Feiern, für Gymnastik-Kurse, Chor-Proben und Bildungsangebote genutzt haben, gar nicht wissen, dass es geschlossen wird und warum“, so Sauerwald.

Die Kirchen hatten zwar im April zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Die Resonanz war allerdings enttäuschend. Karin Neumann-Arnoldi, hält daher nicht viel davon, wenn es bei einem solchen Treffen nur darum gehe, „dass jeder mal sagen darf, was ihn an der Schließung stört oder was er sich dort wünscht“. Man müsse vielmehr vorab nach machbaren Lösungen suchen und die dann vorstellen. Professioneller Sachverstand sei dafür wichtig. Deshalb unterstützt sie die Idee, ein Planungsbüro damit zu beauftragen. „Das ist eine Chance, das Thema strukturiert anzugehen“, sagt sie. „Vielleicht unsere letzte.“