Ramsbeck. Mit ihrem neuen Buch „Menschen und andere seltsame Wesen“ hat sich Monika Loerchner einen Traum erfüllt. Das Buch ist eine besondere Premiere.

Die gebürtige Ramsbeckerin Monika Loerchner hat ein weiteres Buch veröffentlicht. Diesmal handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um eine Geschichtensammlung. Sie trägt den Titel „Menschen und andere seltsame Wesen“ und ist gemeinsam mit Loerchners „liebem Kollgenfreund“ Leveret Pale entstanden. Wir haben mit Monika Loerchner über ihr neuestes Werk gesprochen.

Frau Loerchner, es ist inzwischen so etwas wie eine gute Tradition, dass in Ihren Büchern auch die alte Heimat Ramsbeck eine Rolle spielt. Findet sich Ramsbeck auch diesmal wieder?

Monika Loerchner: Aber natürlich, immer! Meine Heimat – inklusive der Büchereien in Ramsbeck und Meschede - ist ja ein Teil von mir und hat mein Wesen geprägt. So ist etwa „Der neue Chef“ eine liebevolle Hommage an einen Gasthof, den es früher in meinem Heimatdorf gab, und in dem ich mich immer sehr wohl gefühlt habe. In Ramsbeck, wo ich aufwuchs, leben viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Ich war immer ein bisschen neidisch auf meine zweisprachigen Freunde, die ja theoretisch jeden Unfug sagen konnten, ohne deswegen Ärger von den Lehrern zu bekommen. Daher habe ich die Chance genutzt, in „Gülen hat es satt“ mal so richtig schön auf Türkisch zu fluchen! Und in Meschede bin ich ja aufs Städtische Gymnasium gegangen. Was habe ich als Allergikerin die Waldläufe gehasst - immer schön zur Pollenflugzeit hoch in Richtung Schederberge! Ich sage es mal so: „Sommerwind“ ist keine freundliche Geschichte…

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Wie schreibt man denn ein gemeinsames Buch, wenn einer der Autoren im im Sauerland und der andere in München sitzt?

Wir haben gemeinsam ein Konzept für das Buch erarbeitet, dann hat ein jeder sein Portfolio strengstens durchgeschaut und nach passenden Geschichten durchstöbert und auch neue verfasst. Dabei standen wir in stetigem Austausch. Dank der Digitalisierung ist das ja heutzutage kein Problem mehr. Kurzgeschichten sind sozusagen literarischen Delikatessen: Man hat wenig Platz und somit wenig Zeit, die Leser und Leserinnen zu begeistern und in eine andere (Gefühls-)Welt eintauchen zu lassen. Da kommt es auf jedes Wort an. Entsprechend streng sind wir mit unserer Auswahl verfahren. „Sommerwind“ haben wir gemeinsam geschrieben. Das war etwas komplizierter. Das kann man sich als eine Art Ping-Pong mit einer Word-Datei vorstellen.

Und wie lange hat das Ganze gedauert?

Monika Loerchner und Nikodem Skrobisz alias Leveret Pale haben ein gemeinsames Buch veröffentlicht.
Monika Loerchner und Nikodem Skrobisz alias Leveret Pale haben ein gemeinsames Buch veröffentlicht. © Privat

Insgesamt haben wir ungefähr zwei Jahre an dem Projekt gearbeitet.

Wie war es denn für Sie, nach den zahlreichen Romanen nun ein Buch gemeinsam zusammenzustellen?

Extrem unkompliziert. Wir haben wohl Glück, dass wir trotz aller Unterschiede oft auf einer Wellenlänge sind. Waren doch Diskussionen nötig, verliefen die ausnahmslos konstruktiv. Diese nicht-feindliche, nicht-aggressive, sondern höfliche und respektvolle Diskussionskultur geht ja leider immer mehr verloren, wie mir scheint. Dabei entstehen im Disput oft die besten Ideen.

Wie ist es denn überhaupt zu der Kooperation gekommen?

Nikodem Skrobisz alias Leveret Pale und ich haben uns über das Deutsche Schriftstellerforum kennen gelernt. Aus dem kollegialen Austausch heraus hat sich dann eine Freundschaft entwickelt. Nikodem ist unglaublich begabt und hat bereits im Alter von 15 Jahren sein erstes Buch veröffentlicht. Jetzt, mit 23, lebt er in einer ganz anderen Welt als ich mit meinen 40 Jahren. Das finde ich unglaublich spannend. Er kommt auf Ideen, die mir nie einfallen würden, hat vollkommen anderen Blickwinkel. Dennoch teilen wir unsere Vorliebe für Schwarzen Humor und Phantastik. Außerdem haben wir festgestellt, dass wir beide gern neben Romanen auch Geschichten schreiben, die wir oft erfolgreich bei Wettbewerben einreichen. Es passiert aber ebenso oft, dass einer eine gute Idee hat, für die es zunächst keine Veröffentlichungsmöglichkeit gibt. Ich wollte immer schon eine eigene Geschichtensammlung machen, mit „Menschen und andere seltsame Wesen“ hat sich daher ein Traum für mich erfüllt. Ich freue mich sehr, dass ich Nikodem und den Hybrid-Verlag für das Projekt gewinnen konnte.

Was genau erwartet die Leser denn?

Monika Loerchner ei der Lesung in der Tröte in Meschede. „Der Abend war mega“, sagt sie.
Monika Loerchner ei der Lesung in der Tröte in Meschede. „Der Abend war mega“, sagt sie. © Ilka Trudewind

Viele Dinge des alltäglichen Lebens sind unglaublich witzig, wunderschön oder absurd, wenn man sich mal die Zeit nimmt, genauer hinzuschauen. So reflektiert jede Geschichte aus „Menschen und andere seltsame Wesen“ auch die Gesellschaft, in der wir leben. Nikodem hat das mal so formuliert: „Das ist ein Leseabenteuer, wie Sie es schon lange nicht mehr gelesen haben, eine Achterbahnfahrt in die Untiefen und Höhepunkte der menschlichen Natur, Einblicke in den Abgrund, überzogen mit der Zuckerglasur süßester Fantasie, die die Finsternis zu einem kunterbunten Lesegenuss erhellt. Wer dem Phantastischen, Schaurigen und Absurden zugeneigt ist, wird hier auf seine Kosten kommen.“ Als Lesealter empfehlen wir übrigens ab 16 Jahren aufwärts.

Und was erwartet die Leserinnen und Leser als nächstes? Das nächste Buch ist doch sicherlich schon wieder in Arbeit.

Mittlerweile sind von mir zahlreiche Geschichten und fünf Romane erschienen und mit „Menschen und andere seltsame Wesen“ jetzt meine erste eigene Anthologie. Ich habe immer noch diesen ungesunden Ehrgeiz, jedes Jahr ein Buch zu veröffentlichen, daher schreibe ich bereits an meinem nächsten Roman. Der Fantasy-Krimi ist der Nachfolger von „Die Tote in der Tränenburg“ und wird auch wieder bei Alea Libris erscheinen. Dieses Mal wird die Geschichte in Marburg spielen, wo ich studiert habe.

Ende des vergangenen Jahres hat eine Lesung in der Tröte in Meschede stattgefunden. Wie ist es gelaufen?

Das war für mich ein besonderes Highlight zum Jahresabschluss. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Erst hat das Ehepaar Luci Van Org und Axel Hildebrand und anschließend meine Börde-Autoren-Schwester Mel M. gelesen. Dann war ich dran. Alle Lesungen wurden vom gut gelaunten Publikum mit ordentlich Applaus honoriert und wir hatten einen Heidenspaß. Nach uns hat dann auch noch der Mescheder Rian F. Holes sein Buch „Eis und Beute“, einen Thriller, vorgestellt. Ich persönlich fand die Veranstaltung mega! Initiiert worden war sie vom Werkkreis Kultur Meschede und Holger Kliemannel, Chef des in Freienohl ansässigen Verlages Edition Roter Drache. Das war eine tolle Sache, die wir gern jederzeit wiederholen können.