Ostwig. Manfred Ramspott ist Ortsvorsteher von Ostwig, Vater von fünf Söhnen und pensionierter Lehrer. Über all das haben wir beim Bier gesprochen.
Manfred Ramspott ist mehr als nur Ortsvorsteher von Ostwig. Er ist Vater von fünf Söhnen, pensionierter Lehrer und bekennender Südtirol-Liebhaber. Wir haben uns mit ihm zum Thekengespräch beim Bier in der Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ verabredet.
Herr Ramspott, was fällt Ihnen ganz spontan ein, wenn Sie an Ostwig denken?
Manfred Ramspott: Der Steinberg als unser Hausberg und viele nette Menschen im Ort. Ich bin seit 2004 Ortsvorsteher und es ist noch nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass mich jemand angerufen und versucht hat, mit Druck etwas durchzusetzen. Es macht einfach Freude, als Ortsvorsteher zu erleben, wie die Menschen im Dorf mitziehen. Wir haben ein reges Vereinsleben und im Ort insgesamt ein großes ehrenamtliches Engagement. Ich sage immer „Wenn die Ostwiger gebraucht werden, dann sind sie da“. Und da ist auch was dran. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Dorffest, das wir im Sommer 2012 gefeiert haben. Zunächst waren wir noch unsicher und skeptisch, ob wir das angesichts Corona durchziehen sollen. Aber am Ende waren alle mit dabei und es war wirklich eine tolle Sache.
Und was fällt Ihnen spontan ein, wenn sie als Ostwiger ans geliebte Nachbardorf Nuttlar denken?
Ich mag Nuttlar. Ich habe dort viele Freunde und Bekannte und war dort früher so oft auf dem Schützenfest, dass meine Mutter immer gesagt hat „Du wirst irgendwann noch ein Nuttlarer“. (lacht) Der Ort hat eine starke Tradition. Schade sind nur die äußeren Bedingungen, mit denen das Dorf zu kämpfen hat. Seien es die Bahnübergänge oder der Verkehr, der durch den Ort fährt. Dabei hat Nuttlar einen interessanten Ortskern mit einer wunderschönen alten Kirche, dem Flusslauf, dem Park und dem Abzweig zur Mühle. Wenn hier der Verkehr nicht wäre, könnte man so viel daraus machen. Das ist wirklich schade.
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Eigentlich sollte Sie die Frage zum Frotzeln animieren...
(lacht) Ach, das sind so alte Geschichten, die irgendwie immer weiterleben. Wir machen ja vieles mit Nuttlar gemeinsam. Mit Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer verstehe ich mich wirklich sehr gut. Wir sprechen einiges gemeinsam ab. Markus leistet wirklich viel für den Ort.
Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, aus Ostwig fortzuziehen?
Nein, das habe ich tatsächlich nie! Ich war damals zum Studium weg. Eine Zeit lang habe ich in Gevelinghausen und danach mit meiner Frau in Wulmeringhausen gelebt, während wir hier in Ostwig das Haus gebaut haben. Wobei es auch in Wulmeringhausen sehr schön war, muss man sagen. Ich erinnere mich noch gern an die Nachbarschaft zurück, mit der wir wirklich viel Spaß hatten. Das war eine gute Zeit.
Was lieben Sie denn eigentlich so sehr an Südtirol, dass es Sie dort immer wieder hinzieht?
Man kann schon sagen, dass Südtirol so etwas wie unsere zweite Heimat geworden ist - speziell der Vinschgau. Unser Ziel dort ist immer der Ort Schlanders. Hier sind die Berge relativ hoch, es gibt interessante Seitentäler und tolle Fahrradwege. Man hat dort einfach unheimlich viele Möglichkeiten. Und im Sommer ist es nicht so überlaufen wie die Dolomiten. Dort ist es noch beschaulich und die Menschen sind sehr bodenständig. Das lieben wir sehr.
Haben Sie nicht auch aus Südtirol die Idee für den Ostwiger Schaukelweg mitgebracht?
Nein, die Idee haben wir aus Salzburg mitgebracht. Damals haben wir in Antering nur ein Schild gesehen, das auf den dortigen Schaukelweg hingewiesen hat. Letztlich waren wir dann aber gar nicht dort, sondern haben später im Internet geschaut. Meine Frau hatte schließlich die Idee, so etwas auch in Ostwig zu schaffen. Und so ist eben dann die 1,2 Kilometer lange Runde entstanden, die es heute gibt. Und dafür mussten wir keinen Weg neu schaffen. Die Wege waren ja alle schon vorhanden.
Wird der Weg denn gut angenommen?
Ja, man kann sogar sagen, dass er sehr gut angenommen wird. Inzwischen hat er sich bereits soweit herumgesprochen, dass sogar Familien mit Kindern von außerhalb kommen. Erst vor Kurzem habe ich dort eine Familie getroffen, die mit ihren zwei kleinen Kindern extra aus Warstein hier waren. Wir selbst waren vor einiger Zeit noch mal in Salzburg und haben bewusst einen Abstecher nach Antering gemacht, um uns dort den Schaukelweg mal in echt anzuschauen. Ich denke, man kann ganz unbescheiden sagen, dass wir es sehr gut gemacht haben.
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Warum haben Sie eigentlich nicht mehr für den Rat kandidiert?
Weil man der Jugend auch eine Chance geben muss. Ich bin nicht der Typ, der an solchen Posten festhält. Es ist wichtig, dass man die jungen Menschen in die politische Arbeit mit einbezieht. Ich habe damals am Rande die Entstehung der Jungen Bestwiger Liste mitverfolgt. Damals wollten die Altvorderen der CDU die Junge Union nicht mit in die Verantwortung lassen, weil sie ihre eigenen Listenplätze in Gefahr gesehen haben. Und am Ende ist dann eben die Junge Bestwiger Liste dabei herausgekommen. So etwas darf sich nicht wiederholen. Man muss die jungen Menschen zwingend mit einbeziehen. So etwas sorgt immer für frischen Wind und neue Ideen.
Aber als Ortsvorsteher machen Sie weiter?
Ja! Das war auch mit eine Entscheidung, nicht mehr für den Rat zu kandidieren. Für dieses Amt habe ich nun mehr Zeit.
Haben Sie sich schon Gedanken übers Aufhören gemacht und darüber, wie es nach Ihnen mit dem Ortsvorsteher-Posten weitergehen könnte?
Ich möchte diese Periode auf jeden Fall noch zu Ende machen. Wie es dann bis zur Kommunalwahl 2025 ausschaut, muss man mal sehen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Amt dann abzugeben. Man macht sich hin und wieder schon Gedanken darüber. Richtig konkret habe ich übers Aufhören aber tatsächlich noch nicht nachgedacht. Aber ich bin mir sehr sicher, dass wir, wenn es soweit ist, jemanden finden werden, der eine Nachfolge übernehmen wird. Vielleicht ja auch mal eine Ortsvorsteherin.
Wann wird sich Ostwig denn wieder am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beteiligen?
Möglicherweise in zwei Jahren. Sicher ist das aber noch nicht. Wir müssen uns vorher erstmal gemeinsam die Frage stellen, wie wir uns aufstellen und was wir der Kommission Neues bieten können. Seit dem letzten Wettbewerb ist im Dorf zwar sehr viel passiert - wir haben viele Projekte umgesetzt. Die Frage ist aber immer auch, was noch fehlt und ob wir gut genug für die Zukunft aufgestellt sind. Das ist aber - ganz unabhängig vom Wettbewerb - eine Daueraufgabe und ein ständiger Prozess. Vorstellen könnte ich mir in diesem Zusammenhang eine Dorfbefragung. So könnte neben unserer sehr gut laufenden Dorfwerkstatt vielleicht eine Art Zukunftswerkstatt entstehen. Letztlich geht es immer auch darum, noch mehr Menschen einzubinden und zu gewinnen. Aber wir haben ja noch ein Jahr, um darüber nachzudenken.
Sie sind ja nicht nur Ortsvorsteher, sondern auch Wirt im „Kumm rin“. Stehen Sie lieber zapfend hinterm Tresen oder sitzen trinkend davor?
Och, ich mache eigentlich beides ganz gerne (lacht).
Als Vater von fünf Söhnen: Haben Sie sich jemals vorgestellt, wie es wäre, fünf Töchter zu haben?
Nein, tatsächlich nicht. Wir waren immer dankbar für jedes Kind, das gesund geboren worden ist. Etwas Schöneres kann man sich ja gar nicht wünschen.
Wie oft haben Sie denn damals bei einer so großen Familie überhaupt alle zusammen am Tisch gesessen?
Eigentlich immer. Da haben wir schon großen Wert drauf gelegt. Kinder brauchen ein geregelten Tagesablauf. Das ist ganz wichtig. Heute ist das aber leider für viele nicht immer umsetzbar, weil in vielen Familien beide Eltern gezwungenermaßen berufstätig sind, um über die Runden zukommen. Da hat sich vieles geändert. Auch bei uns ist es jetzt, da alle Söhne aus dem Haus sind, seltener geworden, dass alle am Tisch sitzen. Beim Geburtstag meiner Frau, bei meinem Geburtstag, zu Weihnachten und Ostern, da sind aber eigentlich immer alle da. Inzwischen kommen ja auch schon die Partnerinnen mit. Wir haben ein großes Haus, bei uns sind immer alle willkommen.
Als pensionierter Lehrer: Hand aufs Herz - wer war schlimmer, die Eltern oder die Schüler.
Das kommt drauf an. Wirklich schlechte Erfahrungen habe ich eigentlich mit beiden nicht gemacht. Ich habe in der ganzen Zeit keine bösartigen Eltern kennen gelernt. Natürlich sind einzelne Schüler hin und wieder schwierig gewesen. Aber das ist so wie das Leben! Spannend finde ich es immer, wenn man die Schüler von einst heute wiedertrifft. Alle Schüler, die mir heute über den Weg laufen, sind immer freundlich. Da ist also keine Rechnung mehr offen (lacht). Es ist schön zu sehen, dass sie zum Teil unglaubliche Karrieren gemacht habe. Viele von ihnen sind heute selbstständig als Unternehmer. Das macht einen als Lehrer schon stolz.
Der Wirt hakt nach
Hinterm Tresen der Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ standen am Abend des Thekengesprächs Maria Liese und Nik Ramspott, der Sohn von Manfred Ramspotts Neffen.
Wie wird man Ortsvorsteher?
Zunächst einmal muss man Interesse an einem solchen Posten und vor allem am Ort haben. Das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Postens hat die Partei, die die Kommunalwahl gewonnen hat. Ins Amt gewählt werden die Ortsvorsteher dann letztlich vom Gemeinderat.
Warum nennt dich deine ganze Familie eigentlich Dak?
Das ist eine gute Frage (lacht). Das hat unser ältester Sohn eingeführt. Dak - Daktylus ist wohl eine alte griechische Reimart. Vielleicht hat Jan Philipp es mal so aus der Schule mitgebracht und übertragen, als ich mal einen Reim ausgesprochen habe. Aber es ist nicht mehr wirklich nachzuverfolgen, woher das Wort stammt.
Was ist dein Lieblingsbier?
Ein schönes dunkles Weizen nach dem Sport oder ein gepflegtes, gut gezapftes Veltins hier im „Kumm rin“.