Wasserfall. Zehn Jahre ist der spektakuläre Betrug um den Verkauf des Freizeitparks Fort Fun her. Und noch immer erinnert etwas an das dunkle Kapitel.

Es ist eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Fort Fun: Der Verkauf des Freizeitparks an einen windigen Geschäftsmann, der niemals die Millionen besaß, sich ein solches Geschäft leisten zu können. Zehn Jahre liegt der spektakuläre Fall zurück. Inzwischen kann man in der Verwaltung des Freizeitparks über die Ereignisse von einst lächeln, wie Parkchef Andreas Sievering sagt. Auch deshalb, weil am Ende alles wieder gut wurde. Gern erinnert man sich an diese Zeit zwar nicht und schon gar nicht an jenen jungen Mann, der damals im Alter von nur 28 Jahren mit gefälschten Bankbürgschaften alle hinters Licht geführt hatte.

„Aber dieses Kapitel gehört wie viele andere nun einmal mit zur Geschichte unseres Parks“, betont Sievering. Insofern gehe man auch heute noch ganz offen damit um. So offen, dass man den Ereignissen aus dem Jahr 2012 in einer Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Parks sogar zwei Seiten gewidmet hat. „Warum auch nicht?“, fragt Sievering rhetorisch. Heute hat der junge Mann von einst, seine Strafe längst abgesessen - ist wieder ein freier Mann. 29 Jahre alt war er, als ihn die Wirtschaftskammer des Landgerichts Arnsberg im Dezember 2012 zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten wegen Betruges verurteilte.

Lilafarbene Fensterrahmen als Erinnerung

Viel erinnert im Freizeitpark heute nicht mehr an ihn. Aber ein bisschen dann doch: Die Fensterrahmen in der Verwaltung sind immer noch so lila , wie der windige Geschäftsmann sie damals während seines fünfwöchigen Intermezzos in Wasserfall hat streichen lassen. Und im Besprechungsraum stehen auch immer noch die Möbel, die er damals angeschafft hat.

„Große Pläne für das Fort Fun Abenteuerland“ so ist Anfang Januar 2012 eine Pressemitteilung überschrieben, in der der Verkauf des Freizeitparks Fort Fun öffentlich gemacht wird. Es sollte der Auftakt eines großen Dramas sein. Aber das konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen. Wenige Tage nach der Veröffentlichung jener Pressemitteilung folgt ein denkwürdiger Auftritt beim Jahresempfang der Gemeinde Bestwig im großen Bürgersaal des Rathauses: Der vermeintlich neue Eigentümer des Fort Fun präsentiert sich im weißen Anzug als schillernder Investor und teilt den 400 anwesenden geladenen Gästen im Bürgersaal mit, dass in der kommenden Saison alle Bestwiger Bürgerinnen und Bürger freien Eintritt in seinen Freizeitpark in Wasserfall haben werden. Gleiches gelte für die Bewohner von Bestwigs Partnerkommunen. Applaus!

Ein dicker Aktenstapel im Betrugsprozess um den Fort Fun-Verkauf.
Ein dicker Aktenstapel im Betrugsprozess um den Fort Fun-Verkauf. © Archiv

Der 28-Jährige nutzt die große Bühne, um seine großen Pläne für das Abenteuerland vorzustellen - spricht von einem „gewaltigen Investitionsstau“. Ziel sei es, das bisherige Abenteuerland Fort Fun Schritt für Schritt in einen internationalen Freizeitpark zu verwandeln. Applaus! Was er genau vor hat, lässt er an jenem Abend offen. Und auch im Interview mit unserer Zeitung in den Tagen danach ist der 28-Jährige zwar redselig, aber wenig konkret. Die genauen Details wolle er erst bei einer Pressekonferenz vorstellen. Doch zu der wird es nie kommen: Am 27. Januar zerplatzen alle Hoffnungen in Bestwig wie eine Seifenblase. Es ist schon später Nachmittag an jenem Freitag, als Staatsanwaltschaft und Polizei im Fort Fun anrücken.

Sie präsentieren einen Durchsuchungsbeschluss, packen kistenweise Material ein und nehmen am Ende den neuen Eigentümer des Freizeitparks gleich mit. Einen Tag weiteren später teilt die Staatsanwaltschaft mit, dass sie ein Verfahren wegen Betrugs-Verdachts eingeleitet hat. Das Amtsgericht Meschede erlässt einen Haftbefehl gegen den „Geschäftsmann“ wegen des dringenden Verdachts des Betrugs in einem besonders schweren Fall. Die Anzeige einer auswärtigen Bank hatte das Verfahren damals ins Rollen gebracht.

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Wie einen Sechser im Lotto habe die Belegschaft des Abenteuerlandes Fort Fun damals den Verkauf des Freizeitparks gefeiert, wird der Vorsitzende Richter Klaus-Peter Teipel später an einem der fünf Prozesstage sagen. Und hinzufügen: „Doch aus dem großen Los wurde eher eine Niete“.

„Die Wochen damals waren wirklich hart“, erinnert sich Andreas Sievering. Und auch die zwei bis drei Jahre danach seien nicht leicht gewesen. Aber immerhin sei man aus dieser Krise gestärkt wieder herausgegangen, so wie aus allen anderen Krisen. Als die Betrugsvorwürfe bekannt werden, macht die Compagnie des Alpes den Verkauf im Februar schließlich rückgängig, teilt aber gleichzeitig mit, dass sie nach wie vor die Absicht habe, den Park zu verkaufen, weil er nicht mehr ins Portfolio passe.

Das Fort Fun aus der Luft. Seit 2017 gehört der Park zur Looping-Gruppe.
Das Fort Fun aus der Luft. Seit 2017 gehört der Park zur Looping-Gruppe. © Hans Blossey

Für sieben Millionen Euro übernimmt im Jahr 2017 schließlich die Looping-Gruppe den Freizeitpark in Wasserfall. Auch heute noch ist das Fort Bestandteil der Looping-Gruppe und blickt auf eine der erfolgreichsten Saisons seit vielen Jahren zurück - und zuversichtlich in die Zukunft. „Genau genommen haben wir das beste Ergebnis in diesem Jahrhundert erzielt“, freut sich Geschäftsführer Andreas Sievering. Und das trotz aller Herausforderungen, die Corona mit sich gebracht hat. Das stimme ihn positiv mit Blick auf das nächste Jahr.

„Das interessiert mich auch nicht“

Was aus dem heute 39-jährigen Mann, an den man sich in Wasserfall nicht mehr gern erinnert, nach dem Absitzen der Haftstrafe wohl geworden ist? „Keine Ahnung“, sagt Andreas Sievering und ergänzt: „Das interessiert mich auch nicht“.

Es war seinerzeit wohl auch sein bekannter Name, der dem damals 28-Jährigen seine windigen Geschäfte erleichterte. Als Spross einer bekannten Obstbrennerei und vermeintlichem Millionenerbe öffnete sich so manche Tür deutlich leichter und schneller. Ebenso schnell, wie sich am Ende die Zellentür hinter ihm schließen sollte.

Im Impressum der Brennerei-Webseite taucht sein Name zwar heute weiterhin auf. „Aber der hat mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun“, erklärt der Mann an der Telefonzentrale. Mehr könne er dazu nicht sagen. Eine schriftliche Anfrage an die Assistenz der Geschäftsführung blieb leider unbeantwortet.