Arnsberg/Bestwig. . Im Fort-Fun-Prozess vor dem Landgericht Arnsberg haben Mitarbeiter des Freizeitparks von den großen Plänen der wegen eines mutmaßlichen Millionenbetrugs angeklagten Christine (53) und Matthäus Z. (29) berichtet. Unter anderem waren zwei Achterbahnen, Hotels und ein unterirdisches Parkhaus angedacht.

Wie einen Sechser im Lotto hat die Belegschaft des Fort Fun Abenteuerlandes den Verkauf des Freizeitparks an die Familie Z. vor fast einem Jahr gefeiert. Doch aus dem großen Los wurde eher eine Niete, formulierte es der Vorsitzende Richter Klaus-Peter Teipel am vierten Prozesstag vor dem Landgericht Arnsberg.

Aufbruchstimmung. Mit diesem Wort ist die Gefühlswelt der 30 auch im Winter fest angestellten Fort-Fun-Mitarbeiter im Januar 2012 am besten beschrieben. „Ich war sehr glücklich und optimistisch, dass sich im Park endlich wieder etwas tut“, schildert eine Finanzbuchhalterin im Zeugenstand. „Ich habe große Hoffnungen in die neuen Besitzer gesetzt, weil investiert werden sollte.“

Überraschende Festnahme

Auch wenn es der Angestellten ein wenig merkwürdig vorkam, dass mit Lieferanten lange Zahlungszeiten vereinbart wurden - von der Festnahme des mutmaßlichen Millionenbetrügers Matthäus Z. (29) Ende Januar wurde auch sie überrascht. „Uns wurde immer gesagt, dass Mutter und Sohn Z. Millionen geerbt haben, also viel Geld mitbringen.“ Und überhaupt: Wenn die große Muttergesellschaft Compagnie des Alpes (CDA) Fort Fun verkauft, werden sich deren Anwälte und Wirtschaftsprüfer schon ausgiebig über den Status der Familie Z. informiert haben.

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Auch der alte und neue Parkleiter Gordon Kosa hat nie daran gedacht, „dass etwas faul sein könnte“. Er habe im Internet über die Käufer recherchiert. „Ich habe nichts Negatives gefunden“, so der 38 Jahre alte Zeuge. Im Gegenteil: Er habe immer wieder Hinweise auf die renommierte Obstbrennerei gleichen Namens gefunden. Obwohl die Angeklagten schon lange nicht mehr im Besitz des Betriebes sind, hatten Matthäus und Christine Z. (53) den Sitz ihrer „One World Holding“ nicht an ihren Wohnort, sondern an den Ort der exklusiven Brennerei verlegt.

Exklusiv waren offenbar auch Auftreten („sehr staatsmännisch“) und Lebensstil von Matthäus Z. „Er trug Polo-Shirts von Lagerfeld und fuhr einen Audi A8 (wie sich herausstellte, ein Mietwagen). Man konnte sehen, dass Geld da war“, sagt Kosa. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte.

„Großartige Ideen“

Die Fort-Fun-Pläne waren aber offenbar keine reinen Luftnummern. „Die Ideen waren großartig, auch wenn man hinterher dachte, dass das alles etwas größenwahnsinnig war.“ Da war die Rede von einem unterirdischen Parkhaus, Hotels und zwei Achterbahnen. Statt der derzeit 300.000 Gäste pro Jahr sollten die Besucherzahlen um das bis zu Dreifache steigen. „Damit hätten wir in einer ganz anderen Liga gespielt“, so Kosa.

Während Fort-Fun-Geschäftsführer Jan Reuvers gestern vor Gericht bestätigte, dass der Park nach wie vor verkauft werden soll, erklärten die Anwälte von Familie Z., dass ein zivilrechtlicher Vergleich unmittelbar vor dem Abschluss stehe. Und auch die Akten im Strafverfahren vor dem Landgericht Arnsberg könnten bald geschlossen werden. Richter Teipel verbreitet vorsichtigen Optimismus: „Möglicherweise kann das Verfahren am nächsten Verhandlungstag am 5. Dezember beendet werden.“