Meschede. Vor 40 Jahren: ABC-Einsatz auf B 7, erster Stadtschützenkönig in Meschede, Kritik am Tierschutz bei Kirmes, Honsel hat so viele Azubis wie nie.
Über diese Themen berichtete unsere Zeitung vor 40 Jahren im Lokalteil für Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Fass bei Fahrt leck geschlagen
In Heinrichsthal muss die B 7 für einen ABC-Einsatz der Feuerwehr gesperrt werden. Am Ortseingang bemerkt ein Lkw-Fahrer, wie Flüssigkeit von seinem Tanklastzug auf die Bundesstraße schwappt. Anwohner werden durch einen Chemikalien-Geruch wach und alarmieren Feuerwehr und Polizei. Durch Heinrichsthal zieht ätzender Gestank. Durch Erschütterungen bei der Fahrt war auf dem Lastwagen eines von über 40 Fässern leck geschlagen – eines mit Schwefelsäure. Rund 100 Liter laufen aus.
Die Mescheder Feuerwehr geht unter schwerem Atemschutz vor. Sie spritzt die Straße mit Wasser ab, um die Schwefelsäure zu verdünnen.
Erster Titel geht nach Calle
Erstmals findet ein Stadtschützenfest der Mescheder Bruderschaften und Schützenvereine statt. Gastgeber sind die Freienohler St.-Nikolaus-Schützen.
Zwei Stunden lang wird mit alten Wehrmachtskarabinern auf den Vogel geschossen. Erster Stadtschützenkönig wird, nach 202 Schüssen, Alfred Wegener von den St.-Severinus-Schützen in Calle.
Elf Majestäten sind angetreten – fast wären es nur zehn gewesen: Remblinghausens König Hubert Kotthoff hält sich in Nigeria auf, sein „Vize“ Eberhard König spielt als Vorstopper gerade für die erste Mannschaft – mit dem Schlusspfiff in Remblinghausen wird er ins Auto gelotst und schnell nach Freienohl zum Mitschießen gebracht.
Ex-Pächter engagiert Schläger
Bewaffneter Überfall auf das Haus Felicitas in Niedersalwey: Frühmorgens um 4 Uhr stürmen vier Männer das Haus, treiben das Besitzer-Ehepaar und zwei junge Männer mit ihren Freundinnen zusammen, halten sie mit einer Pistole in Schach, räumen das Mobiliar aus und verladen es in ein Fahrzeug, das mit unbekanntem Ziel wegfährt. Das Besitzer-Ehepaar wird zusammengeschlagen. Die vier Schläger zwingen dann einen der jungen Männer, sie nach Dortmund zu fahren. Vermutlich, so die Polizei in Meschede, hat der bisherige Pächter des Hauses die Schläger engagiert.
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Falkner schließen sich zusammen
In der SGV-Hütte Nuttlar gründet sich das „Konsulat Hochsauerland“: Dahinter steckt die Europäische Falkner-Union, die im Sauerland aktiv werden will. Nur noch ein Handvoll Falkner übt die Beizjagd mit Greifvögeln aus. Jo Geilen wird neuer Leiter des Regionalkreises.
So viele Kerstings
160 „Kersting-Kinder“ aus der ganzen Bundesrepublik kommen zur Wiedersehensfeier nach Meschede – sie sind Nachkommen des Schäfers Kersting aus Laer. Älteste ist die 80-jährige Bernhardine Zimmermann, die Jüngste ist mit elf Wochen Monika Schulte, die jetzt zur vierten Generation der Kerstings gehört. Der Gründer hatte sechs Kinder: Die drei Töchter brachten die Namen Röttger, Siepe und Tillmann in die Familie – inzwischen fehlt bei dem Familientreffen deshalb kaum noch ein Sauerländer Name.
Honsel: Rekord bei Azubis
Bei den Honsel-Werken in Meschede sind inzwischen 161 Jugendliche in der Ausbildung – das sind fast sieben Prozent der gesamten Belegschaft von 2455 Beschäftigten. 48 Lehrlinge sind neu eingestellt worden. Der Vorstand von Honsel betont seine sozialpolitische Verantwortung, vielen jungen Leuten eine Ausbildung zu ermöglichen. Probleme hat Honsel aktuell im Bereich Halbzeug. Dort gibt es auch Kurzarbeit, berichtet Unternehmenschef Dr. Wolfgang Schaefers.
Spektakel am Flugplatz
Mit einem Großflugtag feiert die Luftsportgemeinschaft Meschede am Flugplatz Schüren ihr 50-jähriges Jubiläum. Mehrere tausend Zuschauer verfolgen das Spektakel. Überflogen wird Schüren im Formationsflug von vier Alpha-Jets der Luftwaffe vom Jagdbombergeschwader aus Husum, die dann auch über Remblinghausen eine Schleife ziehen, weil der Chefpilot dort Verwandtschaft grüßt. Nur überfliegen, aber nicht landen darf ein Transall-Transportflugzeug Schüren.
Die britische Royal Air Force dagegen landet mit einem Puma-Hubschrauber und mit einem Senkrechtstarter vom Typ Harrier von ihrer Basis in Gütersloh.
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Ein gewaltiger Pilz
Endro Sassenberg aus Meschede kommt ins Pilzlexikon: Auf dem Kartoffelfeld seiner Tante findet er einen Riesenbovist – bislang wird der schwerste dieser Art mit 1,3 Kilogramm angegeben. Der 13-Jährige allerdings hat einen Riesenbovist entdeckt, der 1,9 Kilo wiegt.
Wartezeit vor Schranken endet
Das Schrankenwärterhäuschen am Bahnübergang Warsteiner Straße in Meschede hat ausgedient.
Das Häuschen soll jetzt abgerissen werden. Dann soll stattdessen eine neue Unterführung für Fußgänger entstehen. Die Bahn muss den Teil der elf Meter langen und sechs Meter breiten Unterführung bezahlen, die unmittelbar unter den Gleisanlagen liegen, die Rampen und Zuwege sind Sache der Stadt Meschede. Mit dem Bau der Antoniusbrücke wird die Warsteiner Straße dann an der Bahn gesperrt, es stauen sich keine Autos mehr vor den Schranken. Bislang stoppt der Auto- und Fußgängerverkehr 75-mal am Tag für Züge.
Kirmes: Kritik von Tierschützern
Die Kirmes in Meschede, ausgerichtet von den St.-Georgs-Schützen, endet. Der Tierschutzverein Hochsauerland mit seinem Vorsitzenden Klaus Pehle kritisiert danach die Schützen: Denn bei der Kirmes gab es einen Stand, in dem wildlebende Tiere auf engstem Raum eingesperrt waren – etwa ein Puma in einem nur einen Quadratmeter großen Käfig. Das verstoße gegen das Tierschutzgesetz, so etwas wolle man nicht mehr sehen, so Pehle.
Weitere Berichte im Rückblick:
Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.
Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.
Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.
Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.
Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.
Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.
Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.
Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.
Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.