Schmallenberg. Aus Verbundenheit zu Touristen und Stammkunden liefert die Pizzeria Colosseum in Schmallenberg bis heute aus. Wo auch für sie die Grenze ist.

Ein Kunde rief aus Züschen an. Züschen liegt rund 30 Kilometer von Schmallenberg entfernt. Auch wenn der Servicegedanke für Jasmin und Nermin Sulejmanagic ganz oben steht - nein, bis dorthin lieferten die zwei freundlichen Inhaber der Pizzeria Colosseum dann doch nicht.

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Seit 1996 gibt es die Pizzeria Colosseum an der Breiten Wiese. 36 Plätze hat das kleine Lokal. Anfangs arbeiteten Jasmin und Nermin Sulejmanagic in der Pizzeria als Angestellte, bis die beiden Bosnier den Betrieb 2001 dem Vorbesitzer abkauften und seitdem auf eigene Rechnung am Ofen stehen. Von Beginn an ist auch Jörg-Michael Kurz mit im Team. „Als Pizzabäcker, Auslieferungsfahrer und Bedienung“, sagt er und lacht.

Lieferservice in Schmallenberg seit 2001

2001 kam der Lieferservice dazu. Stammkunden hatten darum gebeten. Bis heute ist die Pizzeria Colosseum im Stadtgebiet die einzige, die in eigenen kleinen schwarzen Flitzern im ganzen Stadtgebiet ausliefert. „Ein Zuschussgeschäft“, sagt Nermin Sulejmanagic, „wenn man die Reparaturen fürs Auto, die weiten Entfernungen, die Personalkosten und jetzt den Sprit rechnet.“

Vegetarische Pizza und Döner-Pizza laufen besonders gut.
Vegetarische Pizza und Döner-Pizza laufen besonders gut. © dpa | Oliver Berg

Aber damit aufhören wollen die beiden Brüder deshalb nicht. Sie können nicht, dafür wird der Service zu gern nachgefragt. Ferienhöfe, Firmen, Touristen und viele Schmallenberger - vom einfachen Arbeiter bis zur Geschäftsführung der örtlichen Unternehmen, Jugendliche und Rentner - gehören zu den Abnehmern. „Für uns ist jeder Kunde gleich“, betont Jasmin Sulejmanagic. Ist ein Stammkunden krank, liefern die Sulejmanagics selbstverständlich auch.

Keine kostenlose Lieferung

Urlaubern müsse man manchmal freundlich erklären, dass die Lieferung in Schmallenberg nicht kostenlos sein kann. „Die kennen das aus den Großstädten häufig anders. Aber bei unseren Entfernungen ist das nicht möglich.“ 4 Euro kostet die Lieferung im Stadtgebiet. Alles, was weiter entfernt liegt, wird gestaffelt.

„Es gibt Ferienhöfe, wie den Ferienhof Voß in Lenne, den Hardthof in Felbecke und Schulte-Göbel in Selkentrop, da steht seit Jahren an einem Tag in der Woche unsere Pizza für alle Gäste auf der Tageskarte“, freut sich Nermin Sulejmanagic. Manche Betriebe ordern regelmäßig freitags um 12.30 Uhr für ihre Belegschaft. Da muss die Logistik schon stimmen, damit alle ihre Pizza heiß und ofenfrisch erhalten.

Auch während Corona hat die Pizzeria durchweg geliefert, schon um sich über Wasser zu halten. Doch anders als in den Großstädten, waren die Einbußen für die kleine Pizzeria hart. „In den Großstädten lief der Lieferdienst spitzenmäßig, aber bei uns im Sauerland nicht. Die Menschen hatten zu viel Angst“, erläutern die Brüder, „selbst wenn Pizza und Geld unter großen Vorsichtsmaßnahmen und nur vor der Tür ausgetauscht wurden.“

DJ Ötzi-Double liefert aus

Für die Lieferung ist auch Jörg-Michael Kurz zuständig, vielen in Schmallenberg als „DJ Ötzi“-Double bekannt, „als der noch Haare hatte“, sagt der gelernte Bäcker mit einem Schmunzeln. In der Woche wechseln sich die drei Männer ab, am Wochenende sind Aushilfsfahrer eingestellt, zuverlässiges Stammpersonal. Probleme, Fahrer zu finden, hat die Pizzeria nicht. „Viele wollen das machen“, erzählt Kurz, „aber schon daran, wie die hier auf den Hof fahren, erkennt man, ob sie geeignet sind.“ Denn Raser kann man nicht gebrauchen. Dafür sind die Spritpreise zu hoch und ist der Ruf zu kostbar. „Wir wollen ja auf der Straße nicht negativ auffallen“, erklärt Kurz. Seine Erfahrung: Bei der Anfahrt kann man durch schnelles Fahren auf Sauerländer Straßen eh keine Zeit sparen. „Das klappt nur, wenn man sich an der Tür nur kurz aufhält, verquatschen darf man sich nicht.“

Pizza mit Nutella als Renner

Und was ordert man heute so in der Schmallenberger Pizzeria? „Gyros-Pizza mit Salat oder rein vegetarisch laufen gut“, erzählen die beiden Brüder. Klingt ungewöhnlich? Nermin Sulejmanagic selbst mochte lange besonders gern Pizza mit Mett und Ei. „Und Pizza mit Nutella war mal eine Zeit der Renner.“ Das Problem: Man habe die Karten verkleinern müssen. Das nächste Problem: Die Stammkunden kamen durcheinander. „Die hatte sich für die schnelle Bestellung am Telefon nur die Nummer gemerkt.“

Hintergrund

Jasmin und Nermin Sulejmanagic stammen aus Bosnien und kamen 1995 nach Schmallenberg. 2001 machten sich die beiden Männer, 49 und 58 Jahre alt, als Pizzabäcker in der Pizzeria Colosseum selbstständig.

Geöffnet hat die Pizzeria Montag bis Samstag von 12 bis 14 und 17.30 bis 22 Uhr. Sonntags und an den Feiertagen ist sie von 12 bis 14 und von 16.30 bis 22 Uhr geöffnet.