Hagen/Schmallenberg/Sundern. . Die US-Buchungsplattform bietet für Urlauber in Südwestfalen hunderte Wohnungen. Dabei bedient sie auch eine bestimmte Sehnsucht der Menschen.
Es ist kein Gift. Nein. Es hat auch nichts mit dem Bewertungssystem nachhaltiges Bauen draußen vor der Tür zu tun. Airbnb ist eine US-Internet-Plattform, auf der Privatleute Touristen Unterkünfte anbieten, von der Ferienwohnung bis zur Villa. In Großstädten wie Berlin und München ist das mehr als ein Ärgernis.
Druck auf Wohnungsmarkt steigt
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Warum? Weil es den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. Weil viele Wohnungen allein zu dem Zweck unterhalten werden, um sie gewinnbringend an kurzfristige Besucher zu vermieten. Nach einer Schätzung der Stadtentwicklungsverwaltung in der Hauptstadt gibt es zwischen 20 000 und 30 000 Wohnungen, die zweckentfremdet werden.
Ein zusätzlicher Vermarktungskanal
Und in Südwestfalen? Müssen Pensionen und Hotels das Aus durch private Konkurrenz befürchten? „Nein“, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Westfalen in Hagen. „Die Zahl der Zimmer nimmt mit Airbnb ja nicht zu. Es handelt sich gerade im ländlichen Raum wie im Sauerland ja nicht um Wohnungen, die vorher nicht auf dem Markt waren. Die Plattform ist für die Anbieter ein zusätzlicher Kanal, um das Angebot zu bewerben.“
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Überrascht ist der 40-Jährige über das Angebot, das sich aus der Region auf den Seiten bei Airbnb findet. „Mittlerweile sind es Hunderte.“ Probleme mit Airbnb wie in den Metropolen sieht Martin hingegen nicht. Er fragt sich, ob überall die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden. „Bei einem klassischen Hotel weiß der Gast, dass zum Beispiel die Hygiene-Standards eingehalten werden. Weiß er das auch bei Airbnb?“ Wie sich das Portal weiterentwickelt, dazu hat Martin keine Meinung. „Ich will nicht spekulieren.“ Deutlich werde aber, dass Airbnb mehr und mehr versuche, in den professionellen gewerblichen Bereich einzudringen.
Hotels außen vor
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In Winterberg-Neuastenberg im Dorint-Hotel noch nicht. Hoteldirektor Michel Vogel: „Aktuell sehe ich in der Plattform für die Hotellerie keine Bedrohung.“ Sicher werde man die Entwicklung im Auge behalten. „Ich selbst bin mir noch nicht schlüssig, ob es sich dabei um eine Eintagsfliege handelt.“ Überhaupt seien Buchungsportale wie hotel.de oder booking.com „Fluch und Segen“. Sicher sei die Provision, die die Portale pro Buchung kassierten, die Spanne liege zwischen 15 und 25 Prozent, „richtig Geld“. Wenn es sie nicht gäbe, müsste im Umkehrsschluss richtig Geld in die Hand genommen werden, um das Marketing zu fördern, um Buchungen zu akquirieren.
Schwarzmarkt ist unerwünscht
Ähnlich entspannt wie Michel Vogel sieht Thomas Weber, Geschäftsführer vom Sauerland-Tourismus in Schmallenberg-Bad Fredeburg, die Auswirkungen der Internet-Plattform. Der 59-Jährige bringt es auf den Punkt: „Das Sauerland war eigentlich immer schon Airbnb. Es gab und gibt seit den Anfängen des Tourismus privat geführte Häuser, die Heimat auf Zeit angeboten haben.“ Und heute mehr denn je bedienten diese familiengeführten Häuser die Sehnsucht der Menschen, „irgendwo anzukommen“.
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Die Plattform verdiene ihre Chance. Wichtig sei es, „dass die Räumlichkeiten nicht nur durch die kalte Küche vermietet werden dürfen, dass keine schräge Form der Vermarktung entsteht.“ Alle Beteiligten müssten sich an die gesetzlichen Spielregeln halten und ihre Gebühren und Abgaben abführen. „Wir wollen keinen Schwarzmarkt. Für alle, die Wohnungen, Häuser und Zimmer anbieten, müssen die Bedingungen gleich sein.“ Tendenzen, gesetzliche Vorgaben zu umgehen, sieht Weber nicht – von wenigen schwarzen Schafen abgesehen.
Eine Chance mehr für Anbieter
Wer in der Region über Airbnb Angebote macht, kann sich bislang über die US-Plattform nicht beklagen. Hildegard Blome vermietet ein 80 Quadratmeter großes Ferienhaus in Sundern-Stockum für 60 Euro am Tag. „Seit Anfang 2015 mache ich das,. Vieles hat sich für mich bei der Vermietung vereinfacht.“ Über den Verkehrsverein in Sundern oder über den Sauerland Tourismus habe sie, so die 69-Jährige, „noch nie Besucher bekommen. Mit Airbnb klappt das.“ Langfristig wolle sie das Ferienhaus nicht vermieten. Ob sie einen Reinfall erlebt hat? Hildegard Blome verneint. „Bislang habe ich gute Erfahrungen gemacht. Als Anbieter kann ich lesen, wie sich mögliche Gäste bei früheren Aufenthalten benommen haben. Wenn mir das nicht gefällt, findet die Buchung nicht statt.“
Keller zum Wohlfühlen
Marco Heßmann vom Hardthof in Schmallenberg-Felbecke kann nichts Negatives über Airbnb sagen. „Ich biete eine von zehn Ferienwohnungen von unserem Bauernhof über dieses Portal an. Das läuft durchweg positiv, von der Buchung bis zur Bezahlung.“ Besonders bei Gästen aus den Niederlanden werde das offenbar im Netz gelesen. Nachteil sei, man müsse bei Airbnb manuell den Belegungsplan pflegen. „Das läuft bei anderen Buchungsportalen automatisch.“ Gebühren von Airbnb? „Zuletzt waren es bei einem verlängerten Wochenende, acht Euro. Das geht.“