Meschede. Bei Meschede brennt ein Bordell aus, Sex-Täter flieht beim Badeausflug, Jäger erschießt „Alf“ bei Ramsbeck – die Woche vor 40 Jahren.

Über diese Themen berichteten wir vor 40 Jahren im Lokalteil in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg.

Zehn Meter hohe Flammen

In Berge brennt ein Bordell bei einem Großfeuer aus. Der „Club 24“ brennt bis auf die Grundmauern nieder. Menschen kommen nicht zu Schaden: Die Frauen im Bordell, das dort seit 1978 besteht, haben ihren Ruhetag und sind noch nicht nach Berge zurückgekehrt. Das Gebäude aus den 40er Jahren, zuletzt als „Waldschänke“ bekannt, brennt wie Zunder: Bis zu zehn Meter hohe Flammen schlagen aus dem Obergeschoss des Hauses, das komplett aus Holz gebaut ist.

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Die Feuerwehren aus Berge, Meschede, Visbeck und Grevenstein unter Leitung von Friedhelm Arens aus Wallen können nur dafür sorgen, dass der Brand nicht auf benachbarte Wohnhäuser übergreift. Sorge bereitet zunächst, dass vor dem Bordell noch ein Auto mit Kennzeichen aus Bremen steht: Deshalb wird befürchtet, dass noch jemand im Gebäude gewesen sein könnte – das bestätigt sich aber glücklicherweise nicht. Der Schaden beträgt 250.000 Mark. Die Polizei ermittelt Brandstiftung als Ursache.

Gefangener flieht bei Badeausflug

Mit Hubschrauber und Suchhunden fahndet die Polizei nach einem 25 Jahre alten Mann aus Sundern. Der Sexualstraftäter ist aus dem Gefängnis Geldern geflüchtet: Er durfte mit dem Fahrrad gemeinsam mit anderen Häftlingen eine Badetour machen. Er ist verantwortlich für Sexualverbrechen an zwei Mädchen im Januar 1980 in Schmallenberg: Er hatte damals die Schülerinnen (15, 16) angesprochen und angeboten, sie nach Hause zu fahren – und vergewaltigte sie dann.

Der 25-Jährige kehrt nach seiner Flucht jetzt ins Sauerland zurück. In Wenholthausen stiehlt er ein Auto, in Schmallenberg missbraucht er dann vier Mädchen im Alter von 9 bis 13 Jahren aus Olpe, die aus dem Freibad kommen. Der 13-Jährigen droht er mit einem Messer, sie zu ermorden. Er sperrt sie nackt in den Kofferraum, um zu einem anderen Tatort zu fahren. Der Mann kann schließlich auf einem Friedhof bei Sundern verhaftet werden.

Fehlalarm: Suche nach Phantom

Rund 100 Rettungskräfte durchkämmen das südliche Schmallenberger Sauerland. Zuvor hat sich im Rathaus ein angeblicher Oberstleutnant der Bundeswehr mit seinem Namen gemeldet, der telefonisch durchgibt, er sei irgendwo bei Westfeld und Ohlenbach mit seinem „Phantom“-Kampfflugzeug abgestürzt, sein Copilot sei tot. Es wird Großalarm ausgelöst.

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Zwei Hubschrauber unterstützen aus der Luft die Helfer am Boden. Später gibt die Luftwaffe über die Wehrbereichssuchstelle in Goch Entwarnung: Es werde kein Flugzeug vermisst, den Oberstleutnant gebe es nicht – ein böser Fehlalarm. Fehlalarm ist auch, als ein Forstbeamter mitteilt, er habe die Berührung von zwei Düsenjägern in der Luft beobachtet, von denen dann einer mit Rauchfahne weitergeflogen sein soll. Auch das bestätigt sich nach umfangreichen Recherchen nicht.

Tiefflieger jagen Segelflieger

Ärger mit Tieffliegern: Während der Deutschen Segelflugmeisterschaften im Hochsauerlandkreis rasen Kampfflugzeuge ohne Rücksicht an Segelfliegern vorbei – vermutlich Maschinen der britischen Royal Air Force RAF während des NATO-Manövers „Lucky Strike“.

Erstmals Fohlen versteigert

Premiere in der Halle Sauerland in Meschede: Erstmals werden dort, wo eigentlich sonst nur Kühe versteigert werden, auch Fohlen angeboten. Das Westfälische Pferdestammbuch wagt damit den Versuch, den traditionellen Auktionsplatz Münster zu verlassen. Erfolgreich ist das nicht: Nur zehn Fohlen werden gemeldet, drei davon lässt der Tierarzt nicht zur Versteigerung zu.

Verdienstkreuz für Leprahilfe

1,3 Millionen Mark an Geld- und Sachspenden hat Waltraud Schreiner in 20 Jahren für Leprakranke in Pakistan gesammelt.

HSK-Landrat Rolf Füllgräbe überreicht im August 1982 das Bundesverdienstkreuz an Waltraud Schreiner aus Freienohl: Seit 20 Jahren sammelt sie für Leprakranke in Pakistan.
HSK-Landrat Rolf Füllgräbe überreicht im August 1982 das Bundesverdienstkreuz an Waltraud Schreiner aus Freienohl: Seit 20 Jahren sammelt sie für Leprakranke in Pakistan. © Jürgen Kortmann

Dafür ehrt sie der Bundespräsident mit dem Bundesverdienstkreuz. Landrat Rolf Füllgräbe nimmt die Auszeichnung vor. Die Spenden gehen über das Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk nach Pakistan. Das lobt Waltraud Schreiner und ihre Basisarbeit: „Wichtiger als Verhandlungen auf diplomatischer Ebene sei es, dass Menschen aufeinander zugehen, um die Träume und Wünsche des anderen zu entdecken.“

18-Jährige peilt Olympia an

Birgit Schmidt aus Stockhausen kommt bei den Deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik im Münchner Olympiastadion als jüngste Teilnehmerin auf einen hervorragenden sechsten Platz über 800 Meter. Ziel der 18 Jahre alten Abiturientin des Städtischen Gymnasiums in Meschede ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984.

Letzter Postbus am Stimm-Stamm

Mit dem Monatsbeginn hat die Bundespost ihren Busverkehr zwischen Meschede und Warstein über den Stimm-Stamm hinweg eingestellt.

Der letzte Postbus zwischen Meschede und Warstein, der über den  Stimm-Stamm fährt: Dort gibt es bei Wirtin Berna Enste im August 1982 einen letzten Sekt.
Der letzte Postbus zwischen Meschede und Warstein, der über den Stimm-Stamm fährt: Dort gibt es bei Wirtin Berna Enste im August 1982 einen letzten Sekt. © Jürgen Kortmann

61 Jahre lang war sie dafür zuständig. Das Bundeskabinett hatte beschlossen, dass die Bundespost bis 1983 bundesweit vom Busverkehr befreit werden solle. 1921 hatte das Postauto am Stimm-Stamm die Kutsche abgelöst. Bei der letzten Fahrt legt Busfahrer Hermann Nolte einen Trauerflor am Bus an, an der Waldgaststätte am Stimm-Stamm gibt es von Inhaberin Berna Enste einen letzten Sekt.

Jäger erschießt „Alf“ vor Kind

Vor den Augen einer Neunjährigen erschießt ein Jäger aus Ramsbeck am Dörnberg in Andreasberg deren Hund „Alf“ mit drei Schüssen – in der unmittelbaren Nähe von Wohnhäusern. Der Jäger erklärt danach, der Hund habe seit einem dreiviertel Jahr gewildert, er selbst habe beobachtet, wie der Hund ein Kitz gerissen hat. Der Hund trägt keine Steuermarke. Der Hochsauerlandkreis als Jagdbehörde ermittelt: Wildernde Hunde und Katzen dürfen erst 200 Meter entfernt von Häusern geschossen werden, innerhalb dieser Sperrzone darf nur die Polizei schießen.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.