Meschede. 90er Jahre Bands in Meschede hießen Nervouz, Mudora, Encore, Moonlit oder Straight ahead – nur Incest gibt’s heute noch. Das ist ihre Geschichte.

So Punkrockers, die Lauscher gespitzt! In diesem Artikel geht’s um die Punkband !NCEST aus Meschede. Sie ist die letzte ihrer Art. Denn von den unzähligen Bands, die es in den 90ern noch in Meschede gab, darunter Nervouz, Mudora, Fragile, Encore, Moonlit, I strange oder Straight ahead, spielen nur noch !NCEST zusammen. Ununterbrochen, seit 1995.

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Jubiläum wird an der Spielmannsklause gefeiert

Punkrock und Party – Die Bandmitglieder feiern 25 Jahre Incest.
Punkrock und Party – Die Bandmitglieder feiern 25 Jahre Incest. © Privat

Pandemiebedingt wurde die Party zunächst verschoben. Das „25 + 2“-Jubiläum steigt nun am Samstag, 28. Mai, an der Spielmannsklause in Meschede.

Proberaum im Kroggel-Keller

Tim Hesse, Dennis Jäger, Kai Kroggel und Jens Schneider proben seit 1995 im Keller der Familie Kroggel. „Obwohl mein Schlagzeug erst im Wohnzimmer stand“, sagt Kai Kroggel. Doch sein Vater hatte nach Feierabend keine Lust mehr auf das laute Geknüppel. So zog die Band in einen Kellerraum, der erst fachmännisch mit Eierkartons schallisoliert wurde und später mit speziellen Wandelementen.

Freunde, die auch Musik machen

Die Bandmitglieder von Incest  – aufgenommen so um die Jahrtausendwende.
Die Bandmitglieder von Incest – aufgenommen so um die Jahrtausendwende. © Privat

Warum die Band seit so vielen Jahren besteht? Sie hatte immer einen Proberaum (Kroggel: „Die Bands sind damals hinter Proberäumen hergerannt.“) und nach der Schule blieben alle bis heute in Meschede wohnen. „Wir sind Kumpels, die Musik machen“, so Schneider. Das merkt man auch an den unzähligen Sprüchen, die sich die vier Männer ständig an den Kopf flackern. Es wirkt schon fast wie eine eigene Kommunikationsform. „Wir versuchen uns da schon immer etwas zurückzuhalten“, sagt Tim Hesse.

Musikpreis im Zero in Niedereimer – zweiter Platz hinter Nervouz

Meilensteine? Viele! Der erste? Der HSK-Musikkreis im Zero in Niedereimer. !NCEST landete damals auf dem zweiten Platz, hinter Nervouz mit Sängerin Judith Hartmann (heute Lausberg). Nervouz bekam 10.000 Mark, !NCEST eine Plattenaufnahme. Die Urkunde, unterschrieben von Landrat Franz-Josef Leikop, liegt noch in der Kiste mit allen anderen Erinnerungsstücken aus 25 Jahren Bandgeschichte.

Donots aus Ibbenbüren schicken Kassette

Dazu gehört beispielsweise die Kassette von den Donots, die Ingo Knollmann, der Sänger der heute relativ bekannten Band aus Ibbenbüren, an !NCEST schickte. Mit blauem Kuli schrieb er die Songs aufs Papier im Deckel: „Sorry, haben keine Cover mehr“ steht drauf. Die Musiker standen einst in Kontakt, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Audienz bei Pastor Sprenger

Zu den weiteren Fundstücken zählt auch die CD „Toll“ (Auflage: 500) – zu der es gleich zwei Anekdoten zu erzählen gibt. Zum einen lud Pastor Johannes Sprenger die Band zum Gespräch ein, weil ihn das CD-Cover mit den Worten „!NCEST“ und „Toll“ gestört haben soll. „Kai und ich brachten Kuchen mit zum Gespräch und konnten alles klären“, sagt Jens Schneider. Zwei Jahre später spielte die Band sogar mal auf dem Kirchenplatz. Die zweite Anekdote: Jens Schneider schnitzte für den Schriftzug „TOLL“ auf der CD Buchstabenstempel aus Kartoffeln. Das war allerdings nicht so erfolgreich.

In der Warteschleife der Konzertagentur

Jens Schneider, Kai Kroggel und Dennis Jäger (v.r.) sind gemeinsam mit Tim Hesse die Band Jake and the Jukeboxboys. Hier in ihrer Lieblingskneipe Tröte in Meschede.
Jens Schneider, Kai Kroggel und Dennis Jäger (v.r.) sind gemeinsam mit Tim Hesse die Band Jake and the Jukeboxboys. Hier in ihrer Lieblingskneipe Tröte in Meschede. © Christina Schröer

„Unser Ziel war es damals schon berühmt zu werden“, sagt Jens Schneider. Und ganz abwegig war es damals nicht, dass aus den Meschedern die neuen „Donots“ werden könnte. Zumindest soll Gerhard Göllner, der mit seiner Herner Agentur bis 2000 die Fantastischen Vier unter Vertrag hatte, Interesse gehabt haben. Ein Lied von !NCEST lief auch in der Telefonwarteschleife der Konzertagentur.

Alter Ego: Jake and the Jukeboxguys

2008, extra für das Hennesee Openair, starteten die Freunde schließlich eine zweite Karriere mit der Band „Jake and the Jukeboxguys“ – für die sie eine eigene Biografie erfanden. So gaben sie vor, dass die Band aus Uppsala in Schweden stammt. „Es gab wirklich viele, die erst spät verstanden haben, dass das eigentlich wir sind“, sagt Dennis Jäger.

Zwei Lieblingskeller: Tröte und Proberaum

Als „Jake“ spielen die Musiker bekannte Lieder als Punkrock-Version. „Das macht einfach unglaublichen Spaß“, sagt Schneider und die Bandmitglieder erzählen sofort von feiernden Leuten in der Tröte, ihrem – nach dem Proberaum bei Kroggels – zweiten Lieblingskeller.

Details zur Party am 28. Mai 2022 – Start ab 16 Uhr

  • Das große Bandjubiläum wird am Samstag, 28. Mai, ab 16 Uhr gefeiert. Alle sind eingeladen. Gefeiert wird an der Spielmannsklause im Sophienweg 11.
  • Programm für Kinder (und Erwachsene): zum Beispiel gibt es ein Torwandschießen.
  • Der Eintritt ist frei, der Erlös kommt der Torfabrik Meschede zugute.