Meschede. Vor 65 Jahren: Bei Sängern brennt in Freienohl plötzlich der Bus, Erinnerungen an Hungerrationen, Mescheder Jäger kritisieren Tierbesitzer.

Über diese Themen berichteten wir vor 65 Jahren im Lokalteil in Meschede.

Brand durch Zigarettenkippe

Hoher Sachschaden entsteht in Fredeburg beim Brand eines Wohnhauses an der Mothmecke. Dabei werden auch Stallungen und die Scheune beschädigt. Ein unbekannt bleibender Autofahrer bemerkt das Feuer und gibt Alarm - und fährt dann weiter. Die Feuerwehr muss eine 150 Meter lange Leitung vom Mühlenteich bis zum Brandherd in der Mothmecke legen. Glücklicherweise ist kaum Wind, sonst wäre der Schaden noch größer gewesen.

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Die Kriminalpolizei kann die Brandursache klären: Ein 16-Jähriger hatte eine glimmende Zigarettenkippe in das Wirtschaftsgebäude weggeworfen. Durch die Glut entzündet sich Stroh. Durch Hilfe der Nachbarn kann schon fünf Tage später wieder Richtfest gefeiert werden, damit die obdachlos gewordene Familie schnell wieder ihr Haus beziehen kann.

Neue Strahlenmadonna in Kirche

In der Pfarrkirche St. Walburga in Meschede hängt wieder eine Strahlenmadonna. Sie wird von der politischen Gemeinde Meschede-Land gestiftet. Angefertigt wurde die Madonna von dem Paderborner Künstler Spalthoff, angelehnt an das im Krieg zerstörte Kunstwerk.

Erinnerungen an Hungerrationen

Zehn Jahre ist das her: Im Altkreis Meschede wird an die 100. Zuteilungsperiode nach dem Krieg erinnert, als die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgt werden musste – aber es gab nur Hungerrationen. Zu der Zeit waren Kalorien knapper als Geld. Die Versorgung war 1947 schlechter als nach dem Ersten Weltkrieg. Die Rationen sanken unter das Existenzminimum: Es gab eine Tagesmenge von 215 Gramm Brot, 18 Gramm Zucker und einem Siebtel Ei. 385 Männer mussten sich im Durchschnitt einen Anzug „teilen“. Bis zu 50 Prozent der Kinder blieben dem Unterricht fern, weil sie keine Schuhe hatten.

Kritik an Tierbesitzern

Jäger kritisieren Hunde- und Katzenbesitzer, die ihre Tiere beliebig umherschweifen lassen. Bei der Hauptversammlung des Kreis-Jagdschutzverbandes in Meschede wird bekannt, dass Jäger 169 wildernde Hunde und 669 wildernde Katzen zur Strecke gebracht haben.

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Bürger löschen noch vor der Wehr

Glück im Unglück haben die Sänger des Männergesangvereins „Arion“ aus Herne: Im Rümmecketal in Freienohl fängt plötzlich ihr Bus an zu brennen, die Sänger können das Fahrzeug noch panikartig, aber unverletzt verlassen. Freienohler Bürger eilen herbei, um den Brand zu löschen – sie sind noch vor der Feuerwehr da. Die Sänger werden in umliegenden Häusern gastlich aufgenommen. Mit einem Ersatzbus fahren sie schließlich weiter zum Gesangfest nach Messinghausen, wo sie auftreten sollen.

Genossenschaft baut Spielplätze

Die Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede baut jetzt auch Kinderspielplätze in der Nähe ihrer Wohnungen – aktuell in Meschede an der Kolpingstraße, in der Ittmecke und an der Waldstraße. Die Standardausstattung: Ein Sandkasten, eine Rutsche und eine Wippe.

Volles Haus in Stadthalle

2000 Zuschauer kommen zum Quizabend der Polizei in die Schmallenberger Stadthalle. Dazu haben die Landespolizeibehörde Arnsberg und die Mescheder Verkehrswacht eingeladen. Neben Tanz und Musik klärt die Polizei dabei über die Gefahren des Straßenverkehrs auf.

Ein Sportplatz für Wallen

Josef Rettler ist die treibende Kraft im Ort: Er ist Dorfschmied in Wallen, Gemeindevertreter, Leiter der Feuerwehr und Vorsitzender des TuS Wallen. Jetzt schafft er es, dass in seinem Dorf ein Sportplatz gebaut wird. 3000 Kubikmeter Erde werden dafür gerade bewegt. Vereinswirt Heinz Mues hat dafür ein Gelände für 20 Jahre an den Verein verpachtet. Die Größe des Platzes hat Landesliga-Niveau.

Einbrecher verunglücken

Eine ganze Reihe von Einbrüchen ereignet sich in der Mescheder Innenstadt – beim Feinkostgeschäft Grawe, im Lebensmittelgeschäft Schulte, im Geschäft von Otto Hatzig. Die Täter stehlen vermutlich auch das Auto des Uhrmachermeisters Anton Gierse, verunglücken damit aber am Hennesee und flüchten.

Nuttlarer AG wird 100 Jahre alt

In Nuttlar besteht die Schieferbau-Aktiengesellschaft seit 100 Jahren. Im Mai 1857 hatte sich die „Geßner und Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien zu Nuttlar“ gegründet. Darin schlossen sich vier Gruben im Raum Nuttlar, Antfeld und Erflinghausen zu einem Unternehmen zusammen. Geschäftsführer Pauly reiste 1867, nach der Pariser Weltausstellung, direkt weiter nach Wales, um sich über Verarbeitungsmethoden der britischen Schieferindustrie zu informieren: Er stand vor dem Problem, die Werksanlagen seines Unternehmens auf die wachsende Nachfrage umzustellen. Die AG hat 1957 inzwischen auch einen Zweigbetrieb in Willingen.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.