Meschede. Vor 50 Jahren: Fünf Tote bei einem schweren Unfall, ein Großbrand bei Bad Fredeburg und eine Lappalie, die in einer Messerstecherei endet.
Über diese Themen berichteten wir vor 50 Jahren im Lokalteil in Meschede.
Dramatischer Unfall
Bei einem furchtbaren Verkehrsunfall in Soest sterben fünf Insassen in einem VW Käfer, drei weitere schweben in Lebensgefahr: Der mit den acht Menschen besetzte Käfer, vier Erwachsene und vier Kinder, hatte an einer Kreuzung die Vorfahrt missachtet und prallte vor einen unbesetzten Schulbus. Durch die Wucht des Aufpralls schleudert der Pkw auf einen Acker und dann mit voller Wucht gegen einen Masten. Drei Insassen sind sofort tot. Alle Opfer sind Türken. Unter den Toten ist eine türkische Familie aus Velmede: Ein 30 Jahre alter Arbeiter, der beim Müllabfuhrunternehmen Stratmann arbeitet, dessen 20 Jahre alte Ehefrau und ihre sieben und zweieinhalb Jahre alten Söhne.
Großbrand in Heiminghausen
Eine Million Mark Schaden entsteht bei einem Großbrand auf dem Gelände der Schiefergrube „Felicitas“ in Heiminghausen bei Fredeburg. Ein Arbeiter entdeckt dort mittags das Feuer in einer Mühle für Schiefermehl und Schiefersplitt. Die Feuerwehren aus Dorlar und Fredeburg können das Mahlwerk nicht retten: Sie konzentrieren sich darauf, die Trafostation, umliegende Gebäude, ein Silo und einen Öltank zu schützen. Löschwasser wird zunächst aus einem Klärteich entnommen, als der leer ist, muss eine 400 Meter lange Leitung über die Bundesstraße zum Leißebach gelegt werden.
Tragisches Unglück
Tragisches Unglück in Fredeburg: Auf einem Bauernhofgelände in Fredeburg spielen mehrere Kinder miteinander. Beim Spiel stürzt eine Propangasflasche um und trifft ein fünfeinhalb Jahre altes Mädchen so unglücklich an der Halsschlagader, dass es stirbt.
Messerstecherei
Wegen einer Lappalie bricht in Wenholthausen ein Streit zwischen zwei jugoslawischen Familien aus, der im November 1971 auf der Südstraße in einer Messerstecherei endet. Vor dem Schöffengericht in Meschede wird der Täter zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der 33-Jährige hatte mit einem Fahrtenmesser zweimal auf sein Opfer eingestochen. Auslöser des Streites: Die Ehefrau des Angeklagten hatte die Post der anderen jugoslawischen Familie, mit der man sich bis dahin gut verstand, geöffnet – das war für die andere Familie eine Verletzung der Intimsphäre. Zufällig trafen beide Familien dann später auf der Südstraße zu der folgenreichen Auseinandersetzung aufeinander.
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Protest gegen Deponie
In Dorlar wird Protest in der Bevölkerung gegen Pläne des Kreises laut, wonach dort die Mülldeponie des Kreises entstehen könnte – einen Kilometer von Wohnhäusern entfernt. Als Deponiestandort ist auch Halbeswig bei Bestwig im Gespräch. Oberkreisdirektor Barbonus betont, Abfall müsse zentral gelagert werden. Die bisherigen Müllkippen im Kreis Meschede würden ein schlechtes Licht auf das Fremdenverkehrsgebiet werfen, außerdem seien die bisherigen 40 Müllkippen nicht zu kontrollieren.
Beschluss zum Gymnasium
Die Amtsvertretung in Meschede beschließt einstimmig, das noch staatliche Mädchen-Gymnasium in Meschede ab Januar 1973 in eigener Trägerschaft zu übernehmen. Die Planung des Landes sieht vor, alle staatlichen Schulen an die Kommunen zu übergeben. Am Benediktiner-Gymnasium muss Pater Direktor Dr. Winfried Kämpfer 40 Eltern Absagen erteilen: Mit mehr als 126 Anmeldungen für die zwei Sexten sei man mehr als überfüllt, eine dritte sei nicht möglich. Er rät: Die Kinder stattdessen an den beiden Realschulen anzumelden, wo es weniger Anmeldungen gebe.
Gestorben
Im Alter von 69 Jahren stirbt Schwester Maria Winfrida, die 43 Jahre lang die Mädchen-Realschule in Meschede geführt hat. Die Ordensfrau der Armen Schulschwestern unterrichtete selbst alle Naturwissenschaften, 1944 wurde ihr wegen angeblicher politischer Unzuverlässigkeit die Lehrbefugnis aberkannt. 1946 begann sie in Baracken erneut damit, Meschedes Mädchen zu unterrichten.
Frontal gegen Baum
Bei einem Unfall auf der kurvenreichen Strecke zwischen Rimberg und Kirchrarbach kommt ein Pkw von der Fahrbahn ab und prallt frontal vor einen Baum. In dem Auto stirbt ein 22 Jahre alter Landwirt aus Oberrarbach.
Klage vor Verwaltungsgericht
Die Stadtvertretung Eversberg lehnt Anträge der katholischen Gemeinde ab, die von der Stadt die Unterhaltung des Kirchturmes und des Pfarrhauses verlangt, außerdem die Weitergewährung ihres Holzdeputates. Diese Zuschüsse stehen im alten Recht, der „Lex Clementina“. Die Kommune macht der Kirche das alte Recht streitig: Das Generalvikariat Paderborn klagt deswegen vor dem Verwaltungsgericht.
900 Jahre Grafschaft
In Grafschaft werden die Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen mit einem Musikfest eröffnet. Zu Gast sind dabei die Mitglieder der Musikkapelle und des Trachtenvereins Altstädten aus dem oberen Illertal im Allgäu. Grafschafts Bürgermeister Kloidt ruft zu Frieden und Eintracht in der Heimat und der Welt auf. Sein Kollege König aus Altstädten sagt, Grafschaft sei ihm kein unbekannter Begriff: Er ging bei den Borromäerinnen in Altstädten zur Schule. Unter den Gästen sind auch 40 aus Grafschaft im Jeverland.
Neue Langspielplatte
Die Geschwister Leismann aus Schmallenberg stellen eine neue Langspielplatte mit dem Erfolgsproduzenten Jack White vor – sie dreht sich ganz um südamerikanische Folklore, etwa mit „Komm mit mir nach Rio“, „Ole“, „A Banda“. In der ZDF-Hitparade präsentieren Renate und Werner Leismann ihre neue Single „Wenn ein Stein ins Rollen kommt“.
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Mord an Makler, Mückenplage bei Schmallenberg, Freispruch für Freienohler Polizist, Warten vor Schranke in Meschede - die Woche vor 45 Jahren.