Meschede. Cybermobbing oder sexistische Sticker - wo die Gefahren der modernen Medien lauern, das wissen die Medienscouts am Gymnasium der Stadt Meschede.
WhatsApp, Streaming Dienste, Youtube und TikTok - digitale Medien umgeben uns. Wie muss man damit umgehen, welche Gefahren beachten, welche Gemeinheiten verhindern? Darum kümmern sich am Gymnasium der StadtMeschede neben den Beratungslehrern Christian Wendt und Carolin Jaschke Schüler - die Medienscouts.
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Der Klassenchat ist mal wieder ausgeartet. Ein „Sticker“ nach dem anderen trudelt ein, die wirklich wichtige Nachricht geht darin verloren. Und dann meldet sich auch noch dieser Typ, den niemand kennt und verbreitet rechtsextreme und sexistische Inhalte. Ein Fall für die Medienscouts. Eric Wegener und Jonas Japes aus der Q2 gehören genauso dazu wie Franka Roecken, Lina Kotthoff, Justus Ungemach und Mathis Kempe aus der Achten. Alle haben dafür fünf ganztägige Online-Schulungen besucht. „Wir sind für die Schüler direkt ansprechbar“, berichtet Eric. Meist jedoch kämen die Anfragen von Eltern oder Lehrern.
Kurzfristig besuchen die Jugendlichen dann die Klassen und erklären noch mal, auf welche Dinge man im Chat achten muss. Drei wichtige Grundlagen lauten: Niemanden ausgrenzen. Nur das schreiben, was man dem andern auch ins Gesicht sagen würde. Und ein Klassenchat ist keine Quatschbude, dort gehören nur wichtige Infos rein.
Medienscouts arbeiten präventiv
Daneben arbeiten die Medienscouts auch präventiv, machen mit den Fünft- und Sechstklässler Medien Workshops, informieren über die Gefahren des Cyber-Mobbings, erläutern wie jeder seine Daten schützen sollte und dass hinter Youtube- und Instagram- Stars und -Sternchen keine guten Freunde, sondern handfeste wirtschaftliche Interessen stehen. Daneben verraten sie auch, wie man sein Smartphone technisch nutzen kann. „Wir haben zum Beispiel zum Schulstart eine QR-Code-Rallye für die Fünftklässler entwickelt, in denen wir uns und die Schule vorgestellt haben“, berichtet Lina Kotthoff. Nebenbei lernten die „Neuen“, wie man einen QR-Code erstellt.
Start der Medienscout-Ausbildung 2013 am Gymnasium Meschede
2013 begann das Gymnasium mit der Ausbildung von Medienscouts. „Wir wollten ein Informationsangebot auf Augenhöhe“, erläutert Beratungslehrer Christian Wendt: Damals gehörte das Gymnasium zu den sechs ersten Schulen im HSK, die an einer Weiterbildung des Kreises teilnahmen. „Heute ist es uns vor allem wichtig, dass Medienbildung breit aufgestellt ist“, ergänzt Carolin Jaschke. So werden auch externe Medienpädagogen „eingekauft“, Polizist Stefan Didam vom Kommissariat Vorbeugung, informiert über Strafrechtliches wie das Urheberrecht oder das Recht am eigenen Bild. „Medien spielen im Leben der Schüler eine immer größere Rolle“, weiß Jaschke, „da ist es wichtig, dass wir sie entsprechend begleiten.“
Digitalisierung am Gymnasium Meschede auch im Kunstunterricht
Selbst im Kunstunterricht. Auf den schuleigenen Tablets malen die Jugendlichen direkt in Fotografien oder kopieren fantasievoll Fotos in Gemälde. Auch Stopp-Motion-Videos, Kurzfilme mit Musik unterlegt, sind dort entstanden. Kunst-Lehrerin Marina Niggemann ist aber wichtig: „Medien sind hier eine wichtige Ergänzung, aber genauso malen oder töpfern wir. Das sind haptischen Erfahrungen, die durch digitale Medien nicht zu ersetzen sind.“
Das wünscht sich Schulleiterin Claudia Bertels:
1. Was sind neben der Bewältigung der Pandemie aktuell die größten Herausforderungen für eine Schule?
Wir möchten das große Thema „Digitalisierung“ gut und vor allem „selbstbestimmt“ weiterentwickeln. Uns nicht mehr von den Erfordernissen der Coronazeit treiben lassen, sondern wieder zum Beispiel selbst zu entscheiden, in welchem Jahrgang wir wann mit der Einführung von Tabletklassen beginnen. Außerdem wird uns in der nächsten Zeit das Thema „sprachsensibel Unterrichten“ beschäftigen. Hier gilt es gemeinsam zu entwickeln, wie wir unsere Schülerinnen und Schüler – unabhängig von einem Migrationshintergrund - beim Erwerb von bildungssprachlichen Fähigkeiten unterstützen können.
2. Haben Sie beobachtet, dass sich Schüler, Lehrer und Eltern in der Coronazeit verändert haben und wenn ja, wie?
Ja, ich glaube nicht, dass die Coronazeit an irgendwem spurlos vorbeigegangen ist. Es ist für uns Erwachsene (Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern) schwierig, immer wieder spontan auf veränderte und angepasste Rahmenbedingungen zu reagieren, ein Stück weit ist uns Sicherheit verlorengegangen. Bei unseren Kindern und Jugendlichen erkennen wir zwei Extreme: zum einen wachsen vor allem diejenigen, die sich gut selbst organisieren können, über sich hinaus, zum anderen machen uns aber die Schülerinnen und Schüler Sorgen, die sich nicht gut organisieren können oder durch Konzentrationsschwierigkeiten auffallen.
3. Wenn Sie sich neue Stellen und Ausstattungen wünschen dürften, ohne aufs Geld gucken zu müssen, welche wären das?
Personell würde ich gerne Kräfte einstellen, mit denen wir weitere Fördermaßnahmen umsetzen könnten. Außerdem würden wir uns zusätzlich zu unserer Schulsozialarbeit psychologisch geschulte Ansprechpartner in den Schulen wünschen, damit wir unsere Beratungslehrer entlasten können und Kinder und Familien schneller die notwendige Unterstützung erhalten.
Im Bereich der räumlichen Ausstattung freuen wir uns sehr auf den Frühling, wenn ein grünes Klassenzimmer realisiert werden und unser Schulhof ein Klettergerüst und einen Basketballkorb erhalten wird. Weiter wünschenswert wäre die Erneuerung des Sportplatzes Schederweg sowie ein großzügiges Selbstlernzentrum mit schülergerechten „Chill-Ecken“.
Bisher erschienen:
Bisher erschienen sind in der aktuellen Reihe, „Die beste Schule für mein Kind“ die folgenden Teile. Es stellen sich jeweils die weiterführenden Schulen in Meschede mit einem besonderen Projekt vor:
Warum die Bläserklasse am Gymnasium der Benediktiner fürs Leben schult
Die St.-Walburga-Realschule Meschede ist eine „Faire Schule“