Meschede. Claudia Bertels, Schulleiterin am Gymnasium Meschede, berichtet, wie sich Corona aktuell auswirkt und warum sie die Skifreizeit abgesagt hat.

Eine Zeit relativer Sorglosigkeit für die Schulen endet wahrscheinlich spätestens Montag, 22. November. Ende dieser Woche schon sollen neue Corona-Regeln vereinbart werden. Claudia Bertels, Schulleiterin am Städtischen Gymnasium Meschede, berichtet, wie die Schulen auf steigende Zahlen reagieren und wie die Pandemie bei Schülern und Eltern Thema ist.

Seit den Herbstferien dürfen Ihre Schüler am Platz die Maske absetzen. Machen sie das auch?

Claudia Bertels: Teils, teils. Für unsere Schüler, vor allem für die jüngeren und die ungeimpften, hat das Absetzen der Maske ja Auswirkungen auf die Quarantäne-Regeln. Wird die Maske am Platz abgesetzt und gibt es einen Coronafall in der Klasse, müssen die direkt neben dem Betroffenen sitzenden Ungeimpften in Quarantäne. Das wissen die Schüler sehr wohl. Deshalb gibt es viele, die sie trotzdem weitertragen. Aber gerade bei den Kleinen beobachten wir schon, dass sie sie zwischendurch absetzen, um mal Frischluft zu bekommen. Ich würde schätzen, dass rund 80 Prozent sie freiwillig regelmäßig tragen.

Auch der Sponsorenlauf hat am Gymnasium der Stadt Meschede in diesem Schuljahr stattgefunden. Gerade die Jüngsten leiden mehr unter den Corona-Maßnahmen als gedacht.
Auch der Sponsorenlauf hat am Gymnasium der Stadt Meschede in diesem Schuljahr stattgefunden. Gerade die Jüngsten leiden mehr unter den Corona-Maßnahmen als gedacht. © Unbekannt | Frederik Hennemann

Und die Lehrer?

Auch die tragen sie meistens und setzen sie nur ab, um besser verstanden zu werden, wenn sie zum Beispiel ein längeres Stück vorlesen oder eine Fremdsprache vermitteln. Aber ich vermute, dass die kurze Freiheit mit den neuen Coronaregeln ab Montag schon wieder vorbei ist.

Ist denn Corona noch ein großes Thema in Elterngesprächen?

Da muss man unterscheiden. Kritik an den Maßnahmen gibt es kaum noch. Die Eltern begrüßen, dass wir alles sehr offen und transparent kommunizieren und die wenigen, die offen gegen die Maßnahmen sind, wissen mittlerweile, dass die Regeln, vom Testen bis zum Maskentragen, gesetzlich vorgegeben und damit unumstößlich sind. Besorgte Eltern hatten wir natürlich vor den Klassenfahrten schon am Telefon. Und auch sehr vereinzelte, die wissen wollten, ob wir die geforderten Schnelltests vor Elterngesprächen bezahlen. Nein, das machen wir natürlich nicht. Aber unsere Beratungslehrer haben schon unfassbar viel zu tun.

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Um was geht es da?

Die Eltern merken - und wir beobachten das auch - dass Corona doch viel mehr bei den Kindern ausgelöst hat, als man lange gedacht hat. Viele Eltern sagen, sie finden keinen Zugang mehr zu ihren Kindern. Das reicht von extremer Unruhe bis zu völliger Abwesenheit. Man hat immer drei bis vier quirlige Kinder in den unteren Klassen, doch diese Zahl hat deutlich zugenommen. Manche Jungen und Mädchen sträuben sich im Unterricht regelrecht gegen Gruppenarbeit, manchmal stecken echte Sorgen vor einer Ansteckung dahinter, manchmal auch nur die Angst vor dem Ungewohnten. Früher kamen die Fünftklässler zu uns und sie waren an Gruppenarbeiten gewohnt, brachten bereits viele soziale Kompetenzen mit. Heute müssen wir durch die fehlenden Erfahrungen teilweise neu ansetzen.

Außerschulische Angebote hat sich das Gymnasium Meschede zuletzt bewusst in die Schule geholt, wie hier das Body- und Grips-Mobil der Deutschen Roten Kreuzes. So sollte die Gemeinschaft gestärkt werden.  
Außerschulische Angebote hat sich das Gymnasium Meschede zuletzt bewusst in die Schule geholt, wie hier das Body- und Grips-Mobil der Deutschen Roten Kreuzes. So sollte die Gemeinschaft gestärkt werden.   © Unbekannt | Privat

Was tun Sie dagegen?

Wir versuchen, die Klassengemeinschaft zu stärken, indem wir beispielsweise zusammen den aki besuchen oder uns ganz bewusst außerschulische Angebote ins Haus holen. Die letzten Wochen der Corona-Entspannung haben wir genutzt, um möglichst viel Normalität zuzulassen. So machen auch die Achtklässler gerade ihre Potenzialanalyse.

Hatte das Auswirkungen auf Ihre Coronazahlen?

Nein. Wir hatten zwar einzelne Fälle, auch gerade im Moment haben wir wieder zwei infizierte Schüler. Aber wir konnten bisher immer ausschließen, dass Infektion sich über die Schule verbreitet haben. Auch die beiden Schüler haben sich ganz klar im häuslichen Umfeld angesteckt.

Was ist mit Klassenfahrten und Weihnachtsfeiern? Werden die stattfinden?

Das Kollegium hat seine Weihnachtsfeier erstmal ins Frühjahr verschoben. Die Klassenlehrer haben noch nicht gefragt, aber ich denke, für alles, was in Innenräumen stattfindet, wird es schwierig. Ein Teil der Klassenfahrten hat bereits im September stattgefunden und die nächsten sind erst im Mai geplant. Da bin ich optimistisch. Der Frankreich-Austausch, bei dem es sich um eine freiwillige Sache, keine Schulveranstaltung handelt, findet unter 2G-Bedingungen für Eltern und Gastfamilien im März statt. Die französische Partnerschule hatte das vorgeschlagen und wir unterstützen das.

Und wie laufen die Tests?

Das ist mittlerweile Routine. Und auch die Geimpften, die sich ja eigentlich nicht impfen lassen müssten, machen das zum Großteil ganz selbstverständlich mit. Mit einem unguten Gefühl gucken wir allerdings darauf, dass zum Jahresbeginn der Vertrag mit dem Test-Hersteller ausläuft. Wir hoffen dann alle, dass wir nicht wieder so komplizierte Tests bekommen wie am Anfang. Das jetzige Testen schaffen unsere Schüler im Schlaf.

Zu den Skitagen an der Hunau in Bödefeld war das Gymnasium Meschede zuletzt 2019. FÜr die Siebtklässler sollte es jetzt in die Dolomiten gehen. Die Fahrt wurde abgesagt.
Zu den Skitagen an der Hunau in Bödefeld war das Gymnasium Meschede zuletzt 2019. FÜr die Siebtklässler sollte es jetzt in die Dolomiten gehen. Die Fahrt wurde abgesagt. © Privat | Melanie Blome

Skifreizeit in die Dolomiten abgesagt

Schweren Herzens hat das Gymnasium der Stadt Meschede gerade die Skifreizeit der Siebtklässler Ende Januar abgesagt. Die Schüler seien alle sehr enttäuscht, berichtet Schulleiterin Claudia Bertels. „Aber jetzt kamen wir noch ohne Kosten aus dem Vertrag.“ In Norditalien sind die Inzidenzen - anders als im restlichen Land - enorm hoch. Sie liegen in Südtirol bei 400.

Die Schule hätte die Siebtklässler, von denen einige noch nicht geimpft sind, mehrmals in der Woche an einer offiziellen Teststelle testen lassen müssen. Ein Selbsttest hätte nicht gereicht. „Das ist nicht zu leisten“, betont Bertels, „vor allem, wenn man ja eigentlich Skifahren will.“

Sie hoffe nun, dass die Schule das ein wenig mit der Hunau-Fahrt auffangen kann, die stattfindet, wenn in diesem Winter Schnee liegt, und einer zusätzlichen Fahrt mit Übernachtung im Mai/Juni.