Meschede. Seit zwei Jahren können sich die Fünftklässler der Bennis für die Bläserklasse entscheiden. Alles zum Projekt und wie man sich anmelden kann.

„Wisst ihr noch, womit wir beginnen?“ fragt Tobias Schütte, der am Gymnasium der Benediktiner als Musiklehrer tätig ist und seit gut zwei Jahren die Bläserklasse leitet. Na klar, kein Zweifel, die vier Jungs, die an diesem Nachmittag mit ihren Blechblasinstrumenten proben, sind voll bei der Sache und wissen sofort, was zu tun ist: Laaange Töne zum Einspielen sind gefragt, bevor es richtig losgehen kann.

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Parallel erklingen in der Aula andere Töne, hier übt eine weitere Kleingruppe der Bläserklasse, die ausschließlich aus Holzbläserinnen besteht. Für das kleine Vorspiel vor Schulleiter Joachim Deckers sowie der Besucherin von der Zeitung rücken die Mädchen noch einmal bis zur Stuhlkante vor. Die Füße fest am Boden, den Rücken gerade und mit „viiiel Luft“ spielen sie ein kurzes Stück vor, es gibt Applaus.

Eine Kleingruppe der Blechbläser probt gemeinsam - aber auf Abstand.
Eine Kleingruppe der Blechbläser probt gemeinsam - aber auf Abstand. © Unbekannt | Christina Schröer

Applaus, den es zuletzt coronabedingt leider viel zu selten gab. Seit die Bläserklasse am Gymnasium der Benediktiner vor zwei Jahren vom Berufsmusiker und Pädagogen Tobias Schütte gemeinsam mit der Schulleitung initiiert wurde, konnten Auftritte vor Publikum nur eingeschränkt stattfinden. So, wie zahlreiche Proben, mussten auch die letzten beiden Weihnachtskonzerte in den virtuellen Raum verschoben werden - dafür kann man sie noch heute auf der Schulhomepage ansehen. „Eine Woche vor dem ersten Lockdown hat die Informationsveranstaltung für die Eltern der Bläserklasse noch in Präsenz stattgefunden, seither arrangieren wir uns mit der Situation und ich muss sagen, das funktioniert wirklich super“, sagt Tobias Schütte.

Theorieunterricht gehört auch dazu

So hat während der Lockdowns nicht nur der Unterricht per Videoübertragung stattgefunden. Anstelle gemeinsamer Proben zeichneten die jungen Musikerinnen und Musiker ihre Soloproben auf, daraus entstanden dann auch Videos, die auf der Homepage zu sehen sind. Doch so richtig Freude mache das Musizieren natürlich gemeinsam und so ist der Musiklehrer froh, dass seine Schülerinnen und Schüler inzwischen wieder seit einiger Zeit zusammen proben dürfen - wenn auch mit Abstand.

„An einem Morgen in der Woche findet für die Bläserklasse eine Doppelstunde statt, dann wird im Orchester geprobt und es gibt natürlich auch Theorieunterricht. Nachmittags üben wir dann in Kleingruppen von drei bis fünf Schülerinnen und Schülern, so dass wir individuell auf jedes Kind eingehen können“, erklärt Schütte. Der Unterricht der Bläserklasse findet dann entweder bei Tobias Schütte selbst statt, bei einem anderen Musiklehrer oder auch Kolleginnen und Kollegen der Musikschule des Hochsauerlandkreises, mit der das Gymnasium der Benediktiner kooperiert.

Fast jeder Instrumenten-Wunsch wird erfüllt

Welches Instrument die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Bläserklasse erlernen möchten, wird mithilfe eines Instrumentenkarussells gleich zu Beginn der Jahrgangsstufe fünf ermittelt. Hier können sie durch Ausprobieren herausfinden, welches Instrument am besten zu ihnen passt. Anschließend werde Wunschlisten erstellt. Garantieren könne man zwar nicht, dass jeder seinen Erstwunsch erhält, da letztlich eine spielfähige Orchesterbesetzung entstehen muss. Meistens wäre das aber schon der Fall, wie Tobias Schütte berichtet: „In den ersten beiden Jahrgängen haben nur ganz wenige Kinder den Zweitwunsch bekommen. Und wer gar nicht mit seinem Instrument zurecht kommt, hat immer die Möglichkeit, bis zum Herbst noch einmal zu wechseln.“ Anders als in vielen Bläserklassen ist es am Gymnasium der Benediktiner zudem möglich, ein Instrument, das schon vor der Einschulung erlernt wurde, fortzusetzen.

Die Holzbläserinnen üben am Nachmittag in einer Kleingruppe.
Die Holzbläserinnen üben am Nachmittag in einer Kleingruppe. © Unbekannt | Christina Schröer

Nachdem die Anmeldezahlen von 25 Kindern im ersten Jahr bereits auf 30 zu Beginn des aktuellen Schuljahrs gestiegen sind, freue man sich nun auf weitere Schülerinnen und Schüler, die mit Freude an der Bläserklasse teilnehmen möchten. „Ich sehe den musisch-künstlerischen Bereich als sehr wichtig für unsere Schule an. Das Projekt erweitert unseren Horizont, es ist eine tolle Förderung für die Musikvereine in der Region und schult für das Leben“, fasst Schulleiter Joachim Deckers zusammen.

Zur Anmeldung:

Die Bläserklasse richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Stufen fünf bis sieben.

Nach der erfolgreichen Anmeldung am Gymnasium der Benediktiner können Eltern mit ihren Kindern bis vor den Sommerferien entscheiden, ob sie an der Bläserklasse teilnehmen möchten.

Monatlich kommen dann 35 Euro pro Kind auf die Familien zu, darin enthalten sind ein Leihinstrument mit Versicherung sowie der Unterricht.

Nach der siebten Klasse besteht zum Beispiel die Möglichkeit, sich der Schul-Big-Band - oder durch die Kooperation mit der Musikschule - deren Orchester anzuschließen

3 Fragen an Schulleiter Joachim Deckers:

Stichwort Digitalisierung: Wo steht das Gymnasium der Benediktiner und wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

In den letzten vier Jahren ist da eine Menge passiert: Alle Klassen- und Fachräume verfügen über große Displays oder aktive Bildschirme, überall gibt es WLAN. Alle Lehrer sind mit Dienst-iPads ausgestattet. Es gibt auch mehrere Klassensätze für die Schülerinnen und Schüler – aktuell beraten die Schulgremien, wie die Nutzung mobiler Geräte in Schülerhand demnächst aussehen wird. Klassenbücher werden inzwischen online geführt, die Online-Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden läuft weitgehend über eine einheitliche Plattform, die Zusammenarbeit, Feedback und bei Bedarf auch das Distanzlernen unterstützt. Jetzt geht es für alle darum zu lernen, wie digitale Medien das Lernen am besten unterstützen – und wo sie verzichtbar oder sogar kontraproduktiv sind.

Wie hält man, in Kirchen-kritischen Zeiten wie diesen, die Begeisterung dafür bei Kindern und Jugendlichen hoch?

Als Christen verstehe ich uns als Gemeinschaft der Glaubenden – und Kirche ist für mich in erster Linie nicht eine hierarchische Institution, sondern eben das, was wir vor Ort daraus machen. Als Schule in Trägerschaft der Benediktinerabtei Königsmünster sehe ich uns in der Verantwortung, den Kindern und Jugendlichen Raum zu geben für ihre persönlichen und gemeinschaftlichen Glaubens- und damit Kirchenerfahrungen, so dass sie ihre jeweils eigene Rolle als mündige und auch kritische Mitglieder ihrer Kirche finden können – oder auch bewusst außerhalb von Kirche. Zu dieser Mündigkeit gehört für mich, dass man Werte und Haltungen kritisch überprüft und so letztlich seine Position festigt und vertreten kann. Unser Schulmotto fasst das schon recht gut zusammen: „Dilatato corde exhibeatur humanitas“ – „Mit weitem Herzen Menschsein ermöglichen“. Das soll auch in der Haltung unserer Lehrerinnen und Lehrer deutlich werden. Darüber hinaus wird dieses durch Angebote unserer Schulseelsorge unterstützt, zu denen neben Schulgottesdiensten und ganz unterschiedlichen Einzelaktionen die „Oasentage“ in Klasse 5, die Besinnungstage in Klasse 9, die gemeinsame Feier kirchlicher Feste, das Sozialpraktikum Compassion in der EF und unser Sozialprojekt zugunsten unserer Partnerschule der Abtei Mvimwa in Tansania gehören.

Welche Ziele haben Sie als Schulleiter für die kommenden Jahre?

Als Schulleiter sehe ich mich im Dienst aller in der Schule miteinander Wirkenden: Vorrangiges Ziel ist es natürlich, dass das Gymnasium der Benediktiner auch weiterhin Schülerinnen und Schüler bestmöglich vorbereitet – auf Studium und Beruf, auf ihren Beitrag zur Mitgestaltung der Gesellschaft, auf ein selbstbestimmtes Leben. Dazu gehört für mich einerseits, notwendige und hilfreiche Veränderungen zu erkennen und diese Prozesse anzustoßen und zu begleiten, andererseits aber auch Gutes zu bewahren. Als Gymnasium ist es unsere Aufgabe, unseren Schülerinnen und Schülern eine möglichst breite Allgemeinbildung zu vermitteln, die nicht einseitig auf berufliche Laufbahnen oder bestimmte Rollenerwartungen ausgerichtet ist. Damit das gut gelingen kann, ist es mein Ziel, gemeinsam mit den Mitarbeitenden in der Schule, den Eltern, den Schülerinnen und Schülern und dem Schulträger unsere Schule weiter zu entwickeln. Darüber hinaus ist das Gymnasium der Benediktiner vernetzt mit vielen Kooperationspartnern außerhalb der Schule – mit Partnerschulen, mit Unternehmen, mit Bildungseinrichtungen in der Stadt und im Kreis. Auch diese Zusammenarbeit möchte ich weiterhin im Sinne einer verlässlichen Partnerschaft pflegen und stärken.