Meschede. Mask-Mouth - das ist eine Erkrankung, die auch Mescheder Zahnärzte bei Patienten beobachten, die viel Maske tragen. Was dagegen hilft.

Mit der neuen Omikron-Variante und den steigenden Coronazahlen wird auch das Tragen von Masken wieder deutlich wichtiger. Auch in Büros ist es seit Ende 2021 Pflicht, selbst wenn die Abstände eingehalten werden können. Kranken- und Altenpfleger und Verkäufer im Einzelhandel tragen Masken zudem schon lange dauerhaft. Zahnärzte beobachten jetzt den so genannten „Mask-Mouth“ - den „Masken-Mund“. Thomas Hermann, Zahnarzt in Meschede, erläutert, was sich dahinter verbirgt.

Zahnarzt Thomas Hermann bei der Behandlung einer Patientin. Auch er und seine Zahnmedizinischen Fachangestellten tragen lange Mundschutz.
Zahnarzt Thomas Hermann bei der Behandlung einer Patientin. Auch er und seine Zahnmedizinischen Fachangestellten tragen lange Mundschutz. © Brigitta Bongard

Mask-Mouth - ist das eine neuartige Erkrankung?

Thomas Hermann: Die Erkrankung nicht, aber vielleicht die Ursache. Bakterien zersetzen Speisereste, die sich im Mundraum befinden. Dabei entstehen Säuren, die, wenn sie nicht durch Flüssigkeit neutralisiert werden, den Zahn angreifen.

Und dieser Bakterien-Angriff wird ausgelöst durch das Tragen von Masken?

Mir ist es wichtig zu betonen, dass das Tragen von Masken in der Corona-Pandemie für unseren Schutz unabdingbar ist. Meine Mitarbeiterinnen und ich tragen sie ja auch mehrere Stunden am Tag. Aber ja, Masken können Karies und Parodontitis zumindest begünstigen.

Wie passiert das?

Durch das lange Tragen der Maske wird der Mund trocken, es bildet sich weniger Speichel. Dieser ist aber als natürliche Barriere gegen Bakterien wichtig. Über den Speichel werden sie nämlich regelmäßig aus der Mundhöhle entfernt, ohne die Flüssigkeit können sie sich im Mund ansiedeln und dort den gesamten Zahnhalte-Apparat angreifen, das heißt: das Zahnfleisch, das Zahnfach, den Knochen, die Wurzelhaut und den Zahnzement - auch auf der Wurzeloberfläche.

Das kann aber auch passieren, wenn man sich einfach die Zähne nicht regelmäßig putzt?

Ja, aber beim „Mask-Mouth“ sieht man Karies an ungewöhnlichen Orten, beispielsweise an glatten Oberflächen, wo sich Bakterien sonst nicht festhalten können, wie an den Lippenflächen der Schneidezähne. Normalerweise entsteht Karies dagegen eher an den Kauoberflächen der Backenzähne, in den dortigen Fissuren. Mit den Bakterien kommen Zahnfleischentzündungen, Mundgeruch und Parodontitis.

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Wer ist davon besonders betroffen?

Alle, die lange Maske tragen müssen: Menschen im Einzelhandel, in der Alten- und Krankenpflege, auch in den Arztpraxen oder Lehrer und Kinder in den Schulen. Aber man kann vorbeugen.

Was muss man tun?

Zuerst mal sollte man sich regelmäßig die Zähne putzen und dazu auch Zahnseide oder Mundwasser benutzen, damit Bakterien gar nicht erst die Chance haben, sich festzusetzen. Viel trinken, ungesüßt natürlich, ist wichtig, damit der Speichelfluss angeregt wird. Außerdem sollte man versuchen, durch die Nase und nicht durch den Mund zu atmen. Das ist mit ein bisschen Training ganz gut möglich. Ja, und wenn man die Gelegenheit hat und Abstände einhalten kann, beispielsweise an der frischen Luft, sollte man die Maske zwischendurch immer mal absetzen und tief durchatmen. Allein im Auto zum Beispiel gibt es wirklich keinen Grund, die Maske zu tragen.

Kann man mit der Wahl der Maske vorbeugen?

Ja und Nein. Man entscheidet sich ja für eine FFP2-Maske oder für eine medizinische Maske - erstmal um den entsprechenden Schutz zu haben. Das sollte dann jeder eigenverantwortlich abwägen. Mit einer medizinischen Maske ist es für einige Träger aber sicher leichter durch die Nase zu atmen.

Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind? Zum Beispiel die, die von Natur aus schlechte Zähne haben?

Da bin ich vorsichtig. Menschen, die von Natur aus schlechte Zähne haben, gibt es wirklich kaum. Wer schlechte Zähne hat, sollte besonders auf die Mund-Hygiene achten, mehr trinken, Fluorid-Produkte nutzen, länger kauen, so dass der Speichelfluss angeregt wird. Und wer raucht, sollte auch das einschränken oder aufgeben.

Damit wären wir bei Menschen, die auch beim Mask-Mouth besonders gefährdet sind. Das sind alle, deren Speichelfluss reduziert ist: Raucher - gehören dazu?

Ja, Raucher, Schnarcher, Diabetiker, wer wenig trinkt und durch den Mund atmet. Es gibt auch diverse Medikamente, die den Speichelfluss reduzieren. Grundsätzlich sind Ältere eher gefährdet als Jüngere, weil im Alter der Speichelfluss nachlässt. Daneben haben Menschen Probleme, die eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung im Kopf-Halsbereich hatten. Dabei werden die Speicheldrüsen zerstört. Und es gibt eine seltene Autoimmunerkrankung, die die Speicheldrüsen angreift, das Sjörgen-Syndrom.

Also Trinken, Mundhygiene und ab und zu die Maske ab?

Ja, aber eben nur, wenn wir dadurch uns und andere nicht gefährden. Die Impfung ist wichtig, aber auch zur Maske gibt es keine Alternative, wenn wir uns und andere schützen wollen.

>>> Hintergrund

Der Begriff „Mask-Mouth“ ist angelehnt an den so genannten „Meth-Mouth“, umgangssprachlich steht dieser für ein fortgeschrittenes Stadium von Zahnkaries, das aus dem Konsum der Droge Methamphetamin („Crystal Meth“), resultiert.

Dabei kommen häufig mehrere Dinge zusammen, die auch für den Mask-Mouth gelten, wie verminderter Speichelfluss und mangelhafte Mundhygiene.