Bestwig. 2021 war nicht alles schlecht. Aber es war eben auch nicht alles gut. Bestwiges Bürgermeister Ralf Péus zieht ein Fazit - und blickt auf 2022.
Freude über die Entwicklungen an den Schulen, Ärger über einen rauer werdenden Ton und Unsachlichkeit im Gemeinderat: Wir haben Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus anlässlich des Jahreswechsels zum Interview gebeten. Ein Rückblick auf ein erneut schwieriges Jahr und ein Ausblick auf das, was kommen wird.
Herr Péus, was war 2021 in der Gemeinde gut?
Ralf Péus Gut war das, was eigentlich immer die Gemeinde Bestwig auszeichnet: Bürgerschaftliches Engagement und Gemeinsinn. Dass es allerdings 2021 ebenso war, ist meiner Ansicht das Bemerkenswerte: Durch die Rahmenbedingungen der Pandemie waren die Vorzeichen nicht gut. Trotzdem haben es Vereine, Initiativen und auch Privatleute geschafft, dass das öffentliche Leben nicht zum Erliegen gekommen ist, dass es corona-konforme Angebote für unsere Bürgerinnen und Bürger gegeben hat. Aus meiner Sicht ist das ganz wichtig. Daneben konnten wir auch unsere konzeptionelle Arbeit voranbringen – zum Beispiel am Sportstättenkonzept oder am Marketingkonzept. Auch, wenn wir sicher erst in der Zukunft spürbare Resultate sehen: Jetzt arbeiten wir am Fundament, auf dem in den kommenden Jahren gebaut werden wird.
Was war 2021 in der Gemeinde schlecht?
Ganz klar: Wie an vielen Orten hat auch bei uns die Corona-Pandemie für erhebliche Einschränkungen gesorgt. Es konnten keine Schützenfeste stattfinden, auch unser Gastgarten ist ausgefallen. Für Begegnung und Austausch war 2021 wieder ein schwieriges Jahr. Für unser Ordnungsamt haben die Regelungen rund um Corona erheblich mehr Arbeit mit sich gebracht – vor allem während der Ausgangssperre zu Jahresbeginn. Aber auch hier gilt: Diese Maßnahmen sind nicht dazu da, um die Bürgerschaft zu gängeln. Inzwischen sollte wohl jeder gemerkt haben, was für hohe Güter Gesundheit und Infektionsschutz sind.
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Worüber haben Sie sich 2021 besonders geärgert?
Nach meiner Meinung hat sich die Arbeit von Rat und Verwaltung bei uns in Bestwig immer dadurch ausgezeichnet, dass wir gemeinsam und in sachlicher Atmosphäre einvernehmlich gute Lösungen für unsere Gemeinde erarbeitet haben. Mit diesem Weg haben wir viel erreicht – und ich bin überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger das zu schätzen wissen. Leider ist im ablaufenden Jahr der Ton im Gemeinderat rauer geworden – manchmal sogar unsachlich. Oder aber es werden unsere Gemeindefinanzen schlechtgeredet – mit Aussagen, die so nicht stimmen. Mit unseren Rücklagen sind wir für die nächsten Jahre sehr solide aufgestellt. Wer etwas anderes behauptet, kennt entweder die Fakten nicht – oder er verbreitet bewusst falsche Tatsachen. Beides muss nicht sein.
Worüber haben Sie sich 2021 besonders gefreut?
Besonders freut mich, dass wir in diesem Jahr für unsere heimischen Schulen viel erreicht haben. Die Digitalisierung unserer Grundschulen ist weit fortgeschritten; wir haben ein Medienkonzept erstellt, damit wir auch künftig für unsere Schülerinnen und Schülern ein modernes und attraktives digitales Angebot vorhalten können. Ganz wichtig ist auch der Einbau der raumlufttechnischen Anlagen an unseren Grundschulen. Damit bieten wir nicht nur den Kindern ein Stück mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität an den Schulen – wir stärken die Gemeinde Bestwig als Schulstandort insgesamt.
Herausforderungen und Themen im Jahr 2022
Was war aus Ihrer Sicht der Höhepunkt des Jahres für die Gemeinde Bestwig?
Da würde ich nicht von einem einzigen besonderen Moment sprechen wollen. Wir haben den Umbau des zweiten Obergeschosses der Alten Schule in Nuttlar und des früheren Lehrschwimmbeckens in Ramsbeck zu Räumen für die jeweiligen Ortsgemeinschaften und Vereine vorangebracht. Zudem haben wir Planungen für weitere wichtige Projekte weiterentwickelt - zum Beispiel im Rahmen des Verkehrskonzeptes Veränderungen in den Seitenstraßen in Velmede und Bestwig. Es ist an vielen Stellen in unserer Gemeinde vorangegangen.
Was werden die Herausforderungen und die wichtigsten Themen für 2022 sein?
Wir wollen die begonnenen Projekte fortsetzen - zum Beispiel die Sanierungen unserer Feuerwehrhäuser. Zudem gehen wir Themen wie Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern gemeindeeigener Gebäude und das Wohnbauflächenkonzept an. Insgesamt stehen für Investitionen in unserem jüngst beschlossenen Haushalt 6,2 Millionen Euro bereit. Damit wollen wir für unsere Gemeinde gezielte Impulse zur Weiterentwicklung setzen.
Wenn Sie Land und Bund in Sachen „Bewältigung der Corona-Krise“ etwas mit auf den Weg geben dürften, was wäre das?
Klar ist: Die Corona-Pandemie ist eine enorme Herausforderung - und es gibt keine einfachen Lösungen. Was ich mir wünschen würde, wären eine klare Kommunikation und feste Linien für das Handeln aller. Meine Meinung ist, dass es für viele Menschen hilfreich wäre, wenn es einen klaren Orientierungsrahmen geben würde. Transparentes Handeln ist eine gute Voraussetzung für Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern.
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Worauf freuen Sie sich 2022 privat?
Da würde ich mir wünschen, dass wieder mehr persönliche Begegnungen möglich werden - und wieder etwas mehr Normalität und Unbefangenheit einkehren. Die Pandemie steht momentan - auch richtigerweise - sehr im Fokus, weil die persönliche Gesundheit und der Schutz des Gesundheitssystems nun einmal von herausgehobener Bedeutung sind. Aber schön wäre es auch, wenn man abseits von Corona mal wieder andere Themen in der allgemeinen Wahrnehmung hätte.
Welche Botschaft geben Sie den Bürgern für das kommende Jahr mit auf den Weg?
Wir haben hier in der Gemeinde Bestwig einen hohen Wohn- und Freizeitwert, ein attraktives Umfeld für Leben und Arbeiten. Bringen Sie sich ein, um das alles mitzugestalten und weiterzuentwickeln - Möglichkeiten dazu gibt es viele.