Nuttlar. 2019 zerstört ein verheerendes Feuer das Zuhause der Familie Holzapfel in Nuttlar. Heute freut sie sich aufs erste richtige Weihnachten seitdem.

Weihnachten daheim. Heiligabend in einem gemütlichen Zuhause. Zwei Jahre lang konnten die Holzapfels aus Nuttlar von dem, was für viele eine Selbstverständlichkeit ist, nur träumen. Denn am 5. November des Jahres 2019 hatte ihnen innerhalb weniger Stunden ein verheerender Großbrand ihr geliebtes Zuhause geraubt. Von jetzt auf gleich stand die Familie vor dem Nichts. Ja, Jennifer und Christoph Holzapfel und ihre beiden Kinder Quentin und Jonathan hatten seitdem zwar immer ein Dach über dem Kopf.

Aber ein richtiges Zuhause war weder die Ferienwohnung an der alten Briloner Straße, in der sie nach dem Feuer kurzfristig untergekommen sind, noch die Mietwohnung in der Kirchstraße, die sie später bezogen haben. Zwei Jahre lang war das Leben der Familie das reinste Provisorium.

Glücklich im neuen Haus

Das neue Haus: In den Fenstern und an der Balkonbrüstung leuchten die Weihnachtssterne. Unter beiden Seiten des Giebels erhellen Lichterketten stimmungsvoll das Dunkel der Nacht.  
Das neue Haus: In den Fenstern und an der Balkonbrüstung leuchten die Weihnachtssterne. Unter beiden Seiten des Giebels erhellen Lichterketten stimmungsvoll das Dunkel der Nacht.   © Unbekannt | Frank Selter

Heute sitzen die vier glücklich in ihrem neuen Haus am Dümel. In den Fenstern und an der Balkonbrüstung leuchten die Weihnachtssterne. Unter beiden Seiten des Giebels erhellen Lichterketten stimmungsvoll das Dunkel der Nacht. Christoph Holzapfel hat sie bereits im Sommer angebracht, als das Gerüst für den Hausbau noch stand - einer der vielen Momente, auf die die Familie so lange gewartet hat.

Nicht lange gezögert

Ebenso, wie auf den Einzug in ihr neues Zuhause. Als am 18. November das Schlafzimmer geliefert wird, zögert die Familie nicht lange. „Wir haben unsere Zahnbürsten und das Allernötigste zusammengepackt, Freunde zum Matratzenschleppen organisiert und haben ganz spontan die erste Nacht im neuen Haus verbracht“, sagt Jennifer Holzapfel und lächelt. Keiner der vier wollte mit dem Einzug erst das Wochenende abwarten. Gewartet hat die Familie schließlich lange genug.

Inzwischen ist die gesamte Wohnung liebevoll dekoriert. Sohn Quentin hat am 9. Dezember bereits seinen 12. Geburtstag im neuen Zuhause gefeiert, Mama Jennifer Holzapfel drei Tage später ihren 44. Geburtstag. Und heute steht der erste Heilige Abend in den neuen vier Wänden an. Nach der Christmette wird es dann endlich wieder die geliebte Fettsuppe mit Markklößchen und zum Dessert leckeres Tiramisu geben. Weihnachtstradition im Hause Holzapfel! „Alles natürlich selbst gemacht“, sagt der 19-jährige Jonathan, dem die Freude darauf deutlich im Gesicht abzulesen ist.

Das Beste aus der Situation gemacht

Das Haus der Holzapfels an den Tagen nach dem Brand im November 2019.
Das Haus der Holzapfels an den Tagen nach dem Brand im November 2019. © Unbekannt | Carsten Hirt

Aus den vergangenen beiden Weihnachtsfesten hat die Familie versucht, das Beste zu machen. 2019, nur wenige Wochen nach dem Brand, verbrachten Holzapfels das Fest an der Nordsee. Die Reise war ein Geschenk. „Es war wichtig, einfach mal rauszukommen“, sagt Jennifer Holzapfel. Aber Weihnachten in einer Ferienwohnung ohne Christbaum und ohne Weihnachtsdeko sei eben irgendwie kein richtiges Weihnachten. Das sei im Jahr darauf in der Mietwohnung zwar schon ein wenig anders gewesen. „Aber auch das war für mich kein richtiges Weihnachtsfest“, sagt Jonathan.

Aber klagen wollen weder die Kinder, noch ihre Eltern. Ganz im Gegenteil! „Für uns war immer nur wichtig, dass wir uns haben“, sagt Jennifer Holzapfel während ihr Mann Christoph nickt. Niemand von ihnen will sich vorstellen, was alles hätte passieren, wenn zum Zeitpunkt des Feuers einer von ihnen im Haus gewesen wäre.

Große Dankbarkeit

Zu den wenigen Dingen, die die Holzapfels damals noch aus den Flammen retten konnten, gehört eine Bleistiftzeichnung mit den Porträts der Familie. Sie hängt inzwischen neu eingerahmt über dem Sofa im Wohnzimmer - das Papier gewellt vom Löschwasser der Feuerwehr. „Damit erzählt das Bild nun eine Geschichte“, sagt Jennifer Holzapfel und lächelt. Eine Geschichte, die keineswegs nur schlimm und tragisch war.

Denn voller Dankbarkeit blickt die Familie auch heute noch auf die enorme Hilfs- und Spendenbereitschaft zurück, die sie nach dem Großbrand von allen Seiten erfahren hat. Auf die Momente, die ihnen in all der Verzweiflung, die der 5. November 2019 mit sich gebracht hat, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Momente, die den Start in das neue Leben nach dem Feuer so viel leichter gemacht haben. In ein Leben, das nun endlich wieder am Dümel seinen Mittelpunkt hat. „Dem schönsten Platz der Welt“, wie Jennifer Holzapfel sagt.

  • Als der Brand am 5. November 2019 ausbrach, waren Jennifer und Christoph Holzapfel auf der Arbeit, die Söhne Quentin und Jonathan in der Schule.
  • Das Feuer am Dümel war einer der größten Einsätze, den die
    Bestwiger Feuerwehr in den vergangenen Jahren zu bewältigen hatte.
  • Die genaue Ursache für das Feuer ließ sich aufgrund des enormen Schadens nie klären. Laut eines Brandermittlers war der Brand im Bereich des Kamins ausgebrochen - das Ergebnis der Untersuchungen deckte sich auch mit den Angaben der Feuerwehrleute, die als erstes an der Einsatzstelle eingetroffen waren.