Meschede. Der Verkehr in der Mescheder Innenstadt wird anders gelenkt: Dafür werden neue Einbahnstraßen kommen. Anwohner machen klar, wo es Probleme gibt.

Für die Mescheder Innenstadt zeichnet sich die Ausweisung weiterer Einbahnstraßen ab. Dafür haben sich auch Anwohner und Gewerbetreibende mehrheitlich ausgesprochen. Dadurch soll der Verkehr besser gelenkt werden. Es kamen auch neue Ideen dafür auf den Tisch.

Bevorzugt wird dabei eine Lösung von Gutachtern, die bei der Vorstellung auch bei Kommunalpolitikern bereits Sympathie weckte. Demnach wird die jetzige Einbahnstraße vom Winziger Platz über die Zeughausstraße auf dem schmalen Stück zwischen Commerzbank und Optik Sauer verlängert. Aus der Gegenrichtung würde die Schützenstraße von der Musikschule/VHS in Richtung Innenstadt zur neuen Einbahnstraße. An der Kneipe „Kotthoff’s Theo“ treffen sich beide, der gemeinsame Verkehr würde dann über die Beringhauser Straße als neue Einbahnstraße stadtauswärts abfließen.

Entscheidung im Februar

Wie berichtet, waren die Pläne mit den Betroffenen bei einem Dialogforum als neuer Form der Mitbestimmung vorgestellt und diskutiert worden. Mehrheitlich wurde für diese Einbahnstraßen-Lösungen votiert, die jetzt als „Bürgervorschlag“ an die Politik gehen: Über die Ergebnisse wurde der Ausschuss für Nachhaltigkeit und Ordnung informiert. Im Februar 2022 wird der Stadtrat abschließend entscheiden, was umgesetzt werden soll. Außen vor gelassen wurde bewusst die Frage, wie Radfahrer sicher vom Bahnhof bis zum Kreishaus gelangen: Das wird Thema separater Diskussionen, und hätte den Rahmen gesprengt.

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Mediatorin Britta Ewert, die als Neutrale das „Dialogforum“ und die Gespräche davor leitete, zeigte sich überrascht über den Erfolg: „Es gab mannigfach Anregungen.

An der Zeughausstraße sollen künftig die schräg angeordneten Parkplätze wegfallen, der Bereich würde auch zur Einbahnstraße.
An der Zeughausstraße sollen künftig die schräg angeordneten Parkplätze wegfallen, der Bereich würde auch zur Einbahnstraße. © Jürgen Kortmann

Der ganze Prozess war sehr, sehr konstruktiv.“ Dr. Jobst Köhne (FDP) nannte das deswegen ein „Goldstück“ für die politische Kultur in Meschede, Josef Sommer (CDU) begrüßte es, „die Schwarmintelligenz“ an Entscheidungen zu beteiligen. Maria Gödde-Rötzmeier (UWG) drängte dazu, 2022 dann auch schnell Maßnahmen umzusetzen – schließlich habe man jetzt hohe Erwartungen geweckt. Am „Dialogforum“ waren abschließend 19 „neutrale“ Bürger im Alter von 39 bis 78 Jahren vertreten – zu wenige seien das nicht, so Ewert: Jeder sei seinerseits jetzt ein Multiplikator, der weitertrage, wie komplex Planungsfragen seien. Jüngere einzubinden, war nicht gelungen.

Tuning-Szene nutzt Beringhauser Straße

Und es wurden viele Details erstmals bekannt. Die Beringhauser Straße etwa ist mit 100 Bussen am Tag die meistbefahrene Straße im HSK im Öffentlichen Personennahverkehr – alle sechs Minuten fährt dort einer. Deshalb kann diese Straße auch nicht kurzerhand besonders verengt werden. Unbekannt zum Beispiel war bislang, dass viele Beschäftigte von Martinrea-Honsel frühmorgens durch die Beringhauser Straße und den Mühlenweg fahren, um für sich Ampeln am Oesterweg und an der Schützenstraße zu sparen – dafür aber, klagten Anwohner, werde es bei ihnen immer frühmorgens laut: „Man kann die Uhr bei uns danach stellen.“ Die Beringhauser Straße als Einbahnstraße würde das künftig verhindern.

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Überhaupt die Beringhauser Straße: Laut wird es dort auch, so Anwohner, weil die Tuning-Szene auf ihrem Stück gerne aufdreht – zwischen den hohen Häusern hallt das besonders, da stehen Tuner drauf. Die Anregung, Bodenschwellen einzubauen, wies die Stadtverwaltung aber gleich zurück: Dann haben Schneepflüge Probleme. Nicht in Frage kommt auch ein Kreisverkehr für Zeughausstraße, Beringhauser Straße und Mühlenweg – dafür ist der Radius zu eng.

Gutenbergstraße keine Sackgasse mehr?

Geprüft wird jetzt aber eine neue Lösung für die Gutenbergstraße, die überraschend neu ins Spiel kam – bislang war der Gedanke, sie zur reinen Anliegerstraße zu machen, um dort den leidigen Suchverkehr nach Parkplätzen zu verhindern:

Neu ist die Idee, ab hier in die Gutenbergstraße in Meschede einzufahren - statt der jetzigen Sackgasse würde sie zur Einbahnstraße.
Neu ist die Idee, ab hier in die Gutenbergstraße in Meschede einzufahren - statt der jetzigen Sackgasse würde sie zur Einbahnstraße. © Jürgen Kortmann

Vorgeschlagen wird stattdessen, die jetzige Sackgasse zu öffnen und zur Durchgangsstraße zu machen – von der Kanzlei Entrup in Richtung Commerzbank soll sie dann zur neuen Einbahnstraße werden. Dafür müsste eine neue Zufahrt von der Hennestraße entstehen. So könnten auch die Geschäfte an der Gutenbergstraße leichter beliefert werden. Bislang ist dort kaum ein Rangieren möglich.

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Von Anwohnern kam auch die Idee auf, das Stück der Zeughausstraße zwischen „Kotthoff’s Theo“ und Dänischem Bettenlager für den Durchgangsverkehr komplett zu sperren – und stattdessen einen schönen Platz anzulegen, mit der Möglichkeit einer Außengastronomie für die Kneipe.

>>> HINTERGRUND <<<

An einer Online-Befragung zum Verkehrskonzept beteiligten sich 283 Menschen. Diese Form der Beteiligung plant die Stadtverwaltung künftig stärker einzusetzen, um Meinungen zu erfragen: 72 Prozent der Teilnehmer jetzt empfehlen das ebenfalls. Unter 16 Jahren nahm niemand teil.

Die Hälfte der Teilnehmer wünscht eine andere Verkehrsführung, vor allem Anwohner.

Hier waren Mehrfachnennungen möglich: Neue Parkplätze wollen nur 28 Prozent, 40 Prozent wollen den Erhalt der bisherigen Parkplätze. 67 Prozent wünschen mehr Bäume und Grün, jeweils 59 Prozent mehr Radwege bzw. aufgewertete Fußwege.