Meschede. Vor 70 Jahren: Gefängnisstrafe wegen verdünnter Milch in Freienohl, Mescheder Jäger lockt Hirsch mit Brunftgeschrei, erste Arbeiter am Hennesee.

Über diese Themen berichteten wir vor 70 Jahren im Lokalteil in Meschede.

Aus Mangel an Beweisen

Vor dem Landgericht in Arnsberg kann einem 48 Jahre alten Mann aus Ramsbeck der Missbrauch seiner zehn Jahre alten Stieftochter nicht nachgewiesen werden. Wegen Missbrauchs an diesem Kind ist der Mann bereits zuvor zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden – während der Bewährungszeit ist er dann offenbar wieder rückfällig geworden: Ihm droht nun das Zuchthaus.

Die Zehnjährige muss vor Gericht aussagen: Danach halten sowohl das Gericht als auch ein Psychologe es für wahrscheinlich, dass die Eltern es zuvor beeinflusst haben, um hier nicht die Wahrheit zu sagen. Eine Zeugin will gehört haben, wie die Mutter zur Tochter sagte: „Sowas darfst du nicht erzählen, dann kommt Papa wieder ins Gefängnis!“ Auch die Eltern sagen offenbar die Unwahrheit: „Sie lügen, dass sich die Balken biegen“, so der Vorsitzende Richter. Der Angeklagte wird freigesprochen, allerdings nicht aus erwiesener Unschuld, so das Gericht.

Bürger sollen sich eindecken

Für den Winter 1951/52 sagt der Oberkreisdirektor für den Bereich Meschede allen Bürgern eine Brennstoffnot voraus. Er empfiehlt den Gemeinden, Vorbereitungen für einen Holzeinschlag als Ergänzung für die zu erwartende knappe Zuteilung von Kohle zu treffen. In der Amtsvertretung in Bestwig sieht man sich nicht in der Lage, eine Brennholz-Beschaffungsaktion durchzuführen – dazu gebe es auch keine gesetzliche Handhabe. Den Bürgern in Bestwig kann nur empfohlen werden, selbst darüber mit Waldbesitzern zu verhandeln. Die Waldbesitzer werden gebeten, dabei Rücksicht auf sozial Schwache zu nehmen.

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Milch verdünnt: Gefängnis

Eine Frau aus Freienohl wird zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt. Ihr kann nachgewiesen werden, dass sie wiederholt verdünnte Milch an die Molkerei in Neheim geliefert hat. Bei einer Prüfung im Stall war ein erhöhter Fettgehalt ermittelt worden.

Unglück beim Apfelpflücken

Bei einem Unglück in Beisinghausen stirbt ein 64 Jahre alter Mann: Beim Apfelpflücken fällt der Mann – ein Straßenwärter der Gemeinde Reiste – so unglücklich von der Leiter, dass er sich das Genick bricht. Er ist auf der Stelle tot.

Missionar aus Nuttlar in China

Auf dem Werler Friedhof wird Pater Ceslaus Bödefeld begraben. Der Franziskaner stammt aus einer alten Familie aus Nuttlar an der Dorfstraße – er heißt da noch Johannes. 1921 wird er in Paderborn zum Priester geweiht, er geht dann als Missionar nach China. Er studiert ostasiatische Sprachen und Kulturen und promoviert.

Im Zweiten Weltkrieg setzt er sich in Berlin für seinen inhaftierten Jugendfreund Pater Kilian Kirchhoff aus Rönkhausen ein, der dann dort hingerichtet wird. Nach dem Krieg soll Bödefeld an der Päpstlichen Universität in Rom einen Professur für Japankunde übernehmen. Er stirbt im Alter von 58 Jahren, bevor er die Professur antreten kann.

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Die neue Kommunikation

100.000 Mark werden in der Post in Meschede in eine neue Kommunikationsform investiert: Dort wird ein Fernschreibamt eröffnet. Meschede liegt dafür günstig: Es schließt die Lücke zwischen dem Knotenamt in Dortmund und dem Vermittlungsamt in Kassel. Teilnehmer am Fernschreibnetz können schriftlich kommunizieren. Inzwischen bestehen auch zu fast allen Ländern in Westeuropa solche Verbindungen. Als nächstes ist die Einführung des so genannten Duplexverkehrs geplant: Dann könnten zwei miteinander verbundene Teilnehmer gleichzeitig ihre Nachrichten übermitteln.

Brunftgeschrei nachgeahmt

Am Stimm-Stamm bei Meschede kann ein Jäger Brunftgeschrei so täuschend echt nachahmen, dass es ihm gelingt, dadurch einen Zehnender aus etwa 800 Metern Entfernung bis auf 70 Meter nah an sich heranzulocken. So kann er den Hirsch dann erlegen.

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Hennesee: Die ersten Arbeiter

Für den geplanten Neubau der Hennetalsperre treffen jetzt die ersten 80 Arbeiter in Meschede ein. Es sind Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein. Ihnen sollen im November weitere 160 folgen, im Frühjahr 1952 sollen es dann 300 sein. Weil der Ruhrtalsperrenverein Gelder vom Bund für den Talsperrenbau bekommt, muss er gleichzeitig dabei die Auflage erfüllen, 300 Arbeitskräfte aus Gebieten in Deutschland einzusetzen, in denen besonders viele Vertriebene leben – und die deshalb, wie Schleswig-Holstein, als überbelegte „Notstandsgebiete“ gelten.

Für die Arbeiter werden Baracken als Unterkünfte gebaut. Die Arbeiter sollen beim Bau zur Verlegung der Bundesstraße am See eingesetzt werden. Die ersten Vorarbeiten mit Bodenuntersuchungen und Bohrungen an der Talsperre werden bereits durch Arbeiter aus Meschede und Umgebung durchgeführt.

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