Nuttlar. Nuttlarer CDU-Mitglieder haben einen Plan B für den Bau der L776n entwickelt. Dabei könnte das Alte Forsthaus stehen bleiben.

Seit fast zwei Jahren rollt inzwischen der Verkehr auf dem neuen Teilstück der A46 in der Gemeinde Bestwig. Und seit fast zwei Jahren sollte es eigentlich auch eine neue L776 in Nuttlar geben - als Optimierung einer Nord-Südachse für den regionalen und überregionalen Verkehr.

Jahrelang war den Nuttlarern eine zeitgleiche Fertigstellung von Autobahn und L776n in Aussicht gestellt worden, um den Ort vom Verkehr zu entlasten. Doch das Verfahren stockt. Noch immer schieben sich Massen von Autos und vor allen Dingen Lkw durch die enge Rüthener Straße, weil es keine Anbindung der L776 vom Roh an den Zubringer B480 gibt. Seit der Eröffnung der A46 hat sich die Situation sogar noch weiter verschärft.

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Mit einem Antrag der CDU-Fraktion soll nun endlich wieder Bewegung in das Verfahren kommen. Die Christdemokraten haben eine Alternative entwickelt, bei der das unter Denkmalschutz stehende Alte Forsthaus nicht abgerissen werden müsste. Denn genau das hat sich im Verfahren zu einem der Hauptprobleme entwickelt. Nach den Plänen, die die beiden CDU-Mitglieder Markus Sommer und Rudolf Heinemann ausgearbeitet haben, beginnt die Baumaßnahme L776 nicht bereits von Rüthen aus kommend am Evenkopf, sondern erst auf der Geraden hinter der so genannten Forsthauskurve.

Erhalt des Forsthauses

„Diese Trassenvariante ermöglicht nicht nur den Erhalt des ehemaligen Forsthauses“, sagt Markus Sommer, „sondern bringt auch enorme Kosteneinsparungen mit sich.“ Bei dem Alternativvorschlag wird auf eine rund 800 Meter lange Ausbaustrecke vom Evenkopf zum Rocken ebenso verzichtet wie auf den Bau der 50 Meter langen Großbrücke Eidmecketal. Zudem kann auf die Umlegung eines Wirtschaftsweges verzichtet werden. „Und bei alldem werden die Zielsetzungen aus dem Erläuterungsbericht zum Planfeststellungsverfahren trotzdem in vollem Umfang erreicht“, sagt Rudolf Heinemann und zählt auf: „Die Entlastung des Ortes Nuttlar, die Optimierung einer Nord-Südachse für den regionalen und überregionalen Verkehr und die schnellstmögliche Verknüpfung der L776 an die A46.“

In der Ratssitzung am Mittwochabend wird der Plan auf der Tagesordnung stehen. Ziel der CDU-Fraktion ist ein Beschluss, nach dem der gesamte Rat - und eben nicht nur die CDU allein - dem Landesbetrieb diese alternative Trassenvariante vorschlägt. So soll die Schlagkraft und der Druck erhöht werden.

Dabei ist dieser Vorschlag zumindest für Sven Koerner, Leiter der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift, nicht neu. Denn bei einem gemeinsamen Besuch mit Bürgermeister Ralf Péus haben die Nuttlarer ihm genau diesen Plan vor geraumer Zeit bereits präsentiert. Weil zu diesem Zeitpunkt allerdings noch unklar war, welche Auswirkungen die Gründung der Autobahngesellschaft auf die Anzahl der Planer und die Planungskapazitäten im eigenen Haus haben wird, hatte Koerner um Geduld gebeten. Nun, da die Autobahngesellschaft längst gegründet ist, sei es an der Zeit, der Sache den notwendigen Nachdruck zu verleihen, sagen Sommer und Heinemann.

Weiterhin Geduld erforderlich

Dass das Problem nicht von heute auf Morgen gelöst werden kann und weiterhin viel Geduld erforderlich sein wird, ist den beiden dabei sehr wohl klar. „Wir wollen mit dem Antrag aber zumindest wissen, ob es in irgendeiner Form weitergeht, oder ob man uns weiterhin auf Jahre vertröstet, ehe man überhaupt mit der Planung beginnt“, so Heinemann. Sowohl Heinemann und Sommer als auch das Nuttlarer Ratsmitglied Barbara Besse bringen dabei durchaus Verständnis dafür auf, dass beim Landesbetrieb die entsprechenden Planungskapazitäten vorhanden sein müssen, und dass es mit erforderlichen Brückensanierungen auch andere dringende Projekte für die Behörde gibt.

„Aber, wenn sich in der Sache sieben Jahre lang nichts tut, ist das schon frustrierend“, sagt Rudolf Heinemann. Insofern sehe man es als gutes Recht an, einmal nachzufragen - bzw. eben nicht nur nachzufragen, sondern mit einem Alternativ-Vorschlag „um die Ecke zu kommen“.

Und Markus Sommer untermauert: „Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass wir uns mit der Situation zufrieden geben.“ Ebenso wie Heinemann weiß auch er: Wenn ein Ratsbeschluss an eine Behörde geht, wird sich die Behörde zumindest äußern müssen. „Dass nicht morgen mit dem Bau begonnen wird, mag sein, aber übermorgen wäre schon schön“, sagt Markus Sommer. Denn wichtig sei der Bau der Trasse vor allem auch für die weitere Dorfentwicklung.

  • Das Planfeststellungsverfahren für den Bau der L776n ist erst mit großer Verzögerung im Dezember 2013 eingeleitet worden.
  • Im Zuge der anschließenden öffentlichen Auslegung erfolgten Einwendungen. Erst bei der Auslegung war deutlich geworden, dass das alte Forsthaus dem Bau der Straße zum Opfer fallen soll.
  • In der Folge war es Aufgabe des Landesbetriebes, hierzu eine Gegenäußerung zu erarbeiten. Das ist jedoch nicht erfolgt. Stattdessen teilte der Landesbetrieb mit, dass das Bauvorhaben aufgrund mangelnder Planungskapazitäten ruhe.
  • Dieser ruhende Zustand dauert seit nunmehr sieben Jahren an.