Nuttlar. . Bei einer Fahrt mit dem Bulli durch Nuttlar hat Verkehrsminister Hendrik Wüst am eigenen Leib erfahren müssen, wie eng es dort werden kann.

Die Umgehungsstraße für Nuttlar wird weiter auf sich warten lassen: „Die Maßnahme ruht bis zu einer anderen Entscheidung der Landesregierung“, so Oscar Santos, Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau in Meschede. Die L 776n sei zwar noch im Planungsprogramm für den Neubau von Landesstraßen enthalten, aber: „Das Projekt wird nicht vorrangig betrieben.“

Vorhaben gestoppt

„Der Planungsauftrag ruht“, so Santos. 2016 hatte die rot-grüne Landesregierung unter anderem dieses Vorhaben gestoppt: Der Landesbetrieb sollte seine Planungskapazitäten auf die maroden Autobahnbrücken konzentrieren. Für die L 776n war im November 2013 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden. Die rund 2,5 Kilometer lange Umgehung soll vom Evenkopf bis zum geplanten Zubringer an der Autobahn führen. Es hatte in der Folge auch Einwendungen von Bürgern dagegen gegeben – deren Bearbeitung war dann aber nach der Entscheidung der Landesregierung bis auf Weiteres ebenfalls auf ruhend gestellt worden.

Berechtigte Interessen

„Es bleibt dabei, dass wir diese Straße wollen“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff. 2016 war er ein scharfer Kritiker der rot-grünen Pläne: Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit, die Autobahnbrücken zu sanieren, sei es „eine Frage der Fairness“, solche Projekte wie die L 776n voranzutreiben. Schließlich hätten auch die Menschen hier in der Region „ihre berechtigten Interessen“.

Auch heute sagt er: „Das ist keine akzeptable Situation für die Bürger.“ Aber die schwarz-grüne Landesregierung habe begonnen, die Planungskapazitäten auszuweiten: Dem Landesbetrieb seien 50 zusätzliche Stellen bereit gestellt worden. Kerkhoff sagt: „Ich gehe davon aus, es geht auch mit der L 776n weiter, wenn erst einmal diese Planer eingestellt sind und arbeiten.“

„Ich bleibe dran“

Er verspricht: „Ich bleibe dran.“ Vordringlich, räumt er ein, sei es tatsächlich, die Autobahnbrücken im Land wieder leistungsfähig zu machen – aber wenn die „abgearbeitet“ seien, müssten wieder solche Projekte wie die Umgehungsstraße angegangen werden.

Versäumnisse der Politik

Auch Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus hat Verständnis dafür, dass erst einmal die Autobahnen an der Reihe sind: „Ich kann das nachvollziehen, das betrifft schließlich zig tausend Autos. Das muss vorrangig gemacht werden.“ Aber das verlangt eben eine weitschauende Personalpolitik: „Vielleicht hat man die versäumt in den letzten Jahren.“

Ralf Péus sieht weiterhin die Notwendigkeit einer Umgehung: „Man muss sich nur einmal an die Kreuzung in Nuttlar stellen und beobachten, was da an Lastwagen herunterfährt. Das ist schon gewaltig. Die Straße ist nun einmal eng und unübersichtlich, das ist gefährlich.“

Bürgermeister zeigt Verständnis

Ein wenig Verständnis dafür meint er auch bei Verkehrsminister Hendrik Wüst erkannt zu haben. Wüst hatte sich die Autobahnbaustelle in Nuttlar angesehen. Bei der Fahrt dorthin saßen Péus, Wüst und Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer gemeinsam in einem Bulli.

Auf der Rüthener Straße hätten der Bürgermeister und der Ortsvorsteher auf die Probleme hingewiesen, Wüst habe aber in seinen Unterlagen auf die Zahlen geschaut und das vergleichsweise geringe Verkehrsaufkommen betont. Péus erinnert sich, „wir wiesen gerade auf brenzlige Situationen hin, als plötzlich zwei Schwerlast-Lkw nacheinander kamen und wir ganz scharf rechts ranfahren mussten. Danach sagte der Minister: Ich verstehe.“

Es gibt auch Kritiker

Der Bürgermeister weiß, dass es in Nuttlar durchaus auch Kritiker für den Bau einer Umgehung gebe: „Es ist auch etwas dran, wenn die Kritiker sagen, wenn die B 7n einmal bis Brilon weitergebaut wird, dann brauchen wir keine zusätzliche Umgehungsstraße.“

Doch Péus betont: „Machen wir uns doch nichts vor. Die B 7n ist in ganz weiter Ferne. Da muss erst einmal eine ganz neue Trasse entwickelt werden – und dagegen wird es neuen Widerstand geben. Nuttlar hilft das nicht weiter.“

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