Bestwig. Die Nachricht kam so unvermittelt wie heftig: Die L 776n wird auf absehbare Zeit nicht gebaut.

  • Sanierungen haben Vorrang vor neuen Projekten
  • Besserung am Bahnübergang Kirchstraße-West in Sicht
  • Große Lösung für Übergang Kirchstraße-Ost gefordert

Schuld sind Brückenbau- Projekte, die Mittel und vor allem Kapazitäten des Landesbetriebs Straßenbau binden. Darüber hat jetzt Sven Koerner, Niederlassungsleiter des Landesbetriebs in Meschede, den Bestwiger Gemeindeentwicklungsausschuss informiert.

Die Verkehrssituation in Nuttlar stand sowieso auf der Tagesordnung. Dabei ging es aber um eine Erleichterung beim Verkehr an den Bahnschranken. Zuvor sollte Koerner zu verschiedenen Straßenbauprojekten in der Gemeinde Stellung nehmen. Zum Bau der Landstraße 776n sagte er, dass Straßensanierungen allgemein und vor allem die Sanierung der Brücken in NRW zurzeit Vorrang haben. „Die L 776 wird deshalb vorerst nicht weitergeplant. Erst wenn wieder Kapazitäten frei sind, werden wir uns wieder damit beschäftigen.“

Keine Prognose

Es falle ihm nicht leicht, das jetzt hier vor dem Ausschuss verkünden zu müssen, sagte Koerner. Er wolle auch keine Prognose wagen, wann es überhaupt weitergehen könne. „Brückenprüfungen und ihre Sperrungen kommen immer von jetzt auf gleich.“ In Nuttlar gebe es immerhin eine - wenn auch „nicht gute“ Verkehrsverbindung. „Viele Strecken funktionieren aber gar nicht mehr, weil die Brücken fehlen.“

Vor allem für die anwesenden Nuttlarer war das eine schlechte Nachricht. Georg Voß (CDU): „Das erfreut uns natürlich nicht. Sie kennen sicher auch unsere enge Ortsdurchfahrt, durch die man eine Frau mit Kinderwagen kaum gefahrlos schicken kann“, wandte er sich an Koerner. Und Joachim Hofius fürchtete, dass aufgeschoben auch gleich aufgehoben sei. Darauf entgegnete Koerner, dass das Geld „wahrscheinlich weiter vorhanden“ sei. „Das Problem ist, dass das Land die Erhaltung dem Neubau deutlich vorzieht.“

Ortsvorsteher enttäuscht

Für Paul Theo Sommer (SPD) war diese Nachricht schlicht „ein Witz“. Damit sei der Neubau doch auf den St. Nimmerleinstag verschoben. „Neue Brücken kommen immer wieder.“ Auch Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer von der CDU brachte in der Sitzung seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Sie haben uns zwar sachlich, aber schonungslos dargestellt, dass es nicht weitergeht. Akzeptieren kann ich das aber nicht.“ Und auch der Ausschussvorsitzende Martin Bracht fasste zusammen: „Nuttlar bleibt unser Brennpunkt.“

Zuvor hatten die Politiker einstimmig eine Baumaßnahmen auf den Weg gebracht, mit der die Situation in Nuttlar wenigstens etwas entschärft werden soll. Am Bahnübergang Kirchstraße-West soll die Signalanlage so umgebaut werden, dass sie bei Bedarf durch den Fahrdienstleiter manuell bedient werden kann.

Dadurch sollen die langen Wartezeiten verkürzt und Gefahrensituationen entschärft werden. Die Kosten, die dafür von der Gemeinde aufgebracht werden müssen, betragen 20 000 Euro. Auch der Landesbetrieb Straßenbau und die Deutsche Bahn beteiligen sich zu je einem Drittel an den Kosten. Eine Umsetzung wäre laut Verwaltung 2017 denkbar.

Große Lösung gefordert

Als Vorteile sieht die Bestwiger Gemeindeverwaltung, dass der Bahnübergang schneller geräumt werden kann, die Schließzeit der Schranken sich nicht weiter verlängert und gegebenenfalls der Fahrdienstleiter die Schranken zwischen zwei Zügen öffnen kann, weil er ja in der Lage ist, selbst den Bahnübergang wieder sicher zu räumen.

Die Politiker befürworteten den Umbau, der als „kleine Lösung“ gilt, betonten aber auch: „Die große Lösung zum Umbau des Knotenpunkts am Bahnübergang Kirchstraße-Ost wird weiter dringend gefordert“.