Meschede. Der Mangel an Impfstoff hemmt auch die Betriebsarzt-Impfungen in Meschede und Umgebung. Das sagen Veltins, Ewers, Honsel und Co. dazu.

Mit dem Ende der Impfpriorisierung am 7. Juni bemühen sich immer mehr Unternehmen um Corona-Schutzimpfungen für ihre Mitarbeitenden. Das funktioniert in manchen großen Mescheder Unternehmen bereits gut, andere haben ihrer Belegschaft noch gar kein Impfangebot machen können. Die Gründe sind naheliegend: Es fehlt schlichtweg an verfügbaren Impfdosen.

Betriebsärzte für mehrere Unternehmen zuständig

Das macht sich unter anderem bei der Volksbank Sauerland bemerkbar, wo bis heute noch niemand über das Unternehmen geimpft werden konnte. „Wir haben als Volksbank Sauerland leider keine Möglichkeiten, die Impfungen über den Betriebsarzt voranzutreiben. Wir haben keinen Einfluss auf die Mengen, die der BA bekommt. Auch die Tatsache, dass unser Betriebsarzt für mehrere Betriebe verantwortlich ist, macht es schwierig, fest zu planen“, erklärt Jörg Werdite, Pressesprecher der Volksbank Sauerland eG auf Nachfrage dieser Zeitung. Erfreuliche Nachrichten haben ihn jedoch aus der Personalabteilung erreicht: Etwa die Hälfte aller Mitarbeiter der Volksbank Sauerland hätten inzwischen auf verschiedenen Wegen eine Erstimpfung erhalten. Klar sei aber auch, so Werdite: „Sollte ein Impfangebot vom Betriebsarzt eingehen, würde die Volksbank Sauerland natürlich sofort parat stehen.“

Minimal besser ist die Prognose beim anderen großen Kreditinstitut: Bei der Sparkasse Mitten im Sauerland hat es im Vorstand bereits Gespräche um Corona-Impfungen durch den Betriebsarzt gegeben. Wann es losgehen kann, stehe jedoch noch nicht fest. „Es hat jedenfalls schon eine Abfrage darüber stattgefunden, wer denn theoretisch Interesse an einer Impfung beim Betriebsarzt hätte“, so Ulrich Tölle, Pressesprecher der Sparkasse Mitten im Sauerland.

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Impf-Infrastruktur bei Veltins wäre bereit

Bei der Veltins-Brauerei hingegen, sind die Betriebsarzt-Impfungen bereits angelaufen. Dort wird die Impfung der Mitarbeiter sogar gleich auf drei Wegen organisiert: Über den Betriebsarzt im Werksarztzentrum in Meschede, über eine Priorisierung der Mitarbeiter, die in der Produktion tätig sind und somit Kontakt zu Lebensmitteln haben, als auch über Hausärzte, die mit verfügbarem Vektor-Impfstoff (Astrazeneca, Johnson&Johnson) am Impf-Fortschritt der Veltins-Belegschaft mitwirken. „Wir wären räumlich durchaus dafür gerüstet gewesen, vor Ort noch viel mehr Impfungen durchzuführen, da wir ja sonst auch im großen Stil gegen Grippe impfen. Doch es fehlte schlichtweg an Impfdosen“, erklärt Veltins-Sprecher Ulrich Biene.

Das Unternehmen unterstütze die Impfbereitschaft der Belegschaft mit Kräften, bereite sich neben der turnusmäßigen Grippeschutz-Impfung im Herbst, bereits auf eine etwaige 3. Corona-Impfung der Mitarbeitenden vor. „Es ist alles in Planung, doch der Impfstoff ist leider noch rar“, so Biene.

Geschäftsreisen nach wie vor beeinträchtigt

So geht es auch bei ITH Schraubtechnik, die als weltweiter Systemlieferant ihren Hauptsitz in Enste haben, viel langsamer mit den Impfungen der Belegschaft durch Betriebsärzte voran, als man es sich wünscht. Durch eine interne Abfrage wurde auch dort zunächst erhoben, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich am Standort Meschede gerne gegen das Corona-Virus impfen lassen würden. Auf sehr viele Impf-Willige kommt aber auch hier nur eine verschwindend geringe Anzahl an Impfdosen.

Unternehmenssprecher Sebastian Jütte berichtet, dass man zwar sehr bemüht darum ist, die Impfungen durch die Betriebsärzte voranzubringen, es aber wie überall an der Verfügbarkeit des Vakzins scheitere. Das größte Problem, das sich für das weltweit aufgestellte Unternehmen durch den schleppenden Impffortschritt ergibt, sei vor allem die eingeschränkte Reisebereitschaft der Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb. Vor Ort habe man die Hygiene-Maßnahmen seit Beginn der Pandemie fest im Griff und sei in erster Linie aufgrund von nötigenden Geschäftsreisen auf die Impfung angewiesen.

Verzicht auf Impfungen

Das wiederum ist ein Grund, wieso bei Fahrzeugbau Ewers zunächst auf die Impfungen durch den Betriebsarzt verzichtet wird, wie Geschäftsführer Meinolf Ewers erklärt: „Wir haben allgemein wenige Außenkontakte und unsere Mitarbeiter im Verkauf sind schon auf anderen Wegen geimpft. Und für die in der Produktion gibt es das Angebot, dass 1,7 Mitarbeiter pro Woche geimpft werden. Da lohnt es sich nicht, damit zu beginnen und ich denke, dass andere Unternehmen es da dringender brauchen. Die Kommunikation mit dem Werksarztzentrum ist aber seit Pandemiebeginn tadellos und dort kann ja auch niemand etwas dafür, dass so wenig Impfstoff zur Verfügung steht.“

Impfstraße bei Honsel steht bereit

Bei Martinrea-Honsel soll ab dem 17. Juni geimpft werden. Schon Mitte Mai haben alle 1500 Mitarbeiter Post bekommen, um sich für einen von mehreren Terminen anzumelden. Doch noch warten alle auf die Bestätigung. Auf der Impfliste bei Martinrea-Honsel stehen insgesamt 550 Mitarbeiter, die sich nach einer Abfrage gemeldet haben. Mit 100 bis 120 Impfdosen Biontech pro Woche rechnet Dr. Bernhard Kaerkes, Betriebsarzt des Mescheder Unternehmens, eine Menge, die der örtliche Apotheker angekündigt habe. „Die coronagerechte Impfstraße ist bereits geplant, sie wird in einer Lagerhalle eingerichtet, starten wollen wir am 17. Juni. Im Anschluss soll immer donnerstags geimpft werden.“

Bis Mitte Juli, so hofft er, ist die Erstimpfung im Drei-Schicht-Betrieb abgeschlossen. Das Problem bleibe aber der knappe Impfstoff. „Das ist der Dreh-und Angelpunkt. Da kann man noch so gut vorbereitet sein. Alles, was wir bekommen, werden wir auch verimpfen.“ Kaerkes ist zuversichtlich, sagt aber auch: sollte Martinrea Honsel doch weniger als die zugesagten Dosen erhalten, müsse man über eine Verlosung nachdenken. „Eine Priorisierung innerhalb einer Belegschaft ist kaum möglich, das schafft nur Ärger.“