Meschede. Mit einem besonderen Projekt will die Dorfgemeinschaft Grevenstein Menschen in ihren Ort ziehen. Was sich hinter dem Bierbrau-Wunderweg verbirgt.
Eigentlich hätte am Vatertag die große Eröffnung stattfinden sollen, aber Corona und der lange Winter haben den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch was sich hinter den Kulissen schon rund um den Bierbrau-Wunderweg getan hat, ist trotzdem beachtenswert.
Die Idee
„Am Anfang stand das IKEK - das Integrierte Kommunale Entwicklungskonzept“, berichte Marcel Hümmeler, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Grevenstein. „Damals wurde uns empfohlen, wenn wir unseren Ort attraktiver und bekannter machen wollten, dann sollten wir etwas schaffen, was die besonders reizvolle Landschaft rund um Grevenstein mit der ortsansässigen Brauerei verbindet.“ Das war der Startpunkt für den Themenwanderweg. „Viele kennen Grevenstein erst, wenn man erzählt, dass das der Sitz der Veltins-Brauerei ist.“ Mit den beiden Brauern im Planungsteam, Armin Naumann und Torsten Müller, wurde dann überlegt, was es zu berichten gibt. „Wir wollten nicht nur die Geschichte des Bieres erzählen, sondern auch Geschichten, Anekdoten und Kuriositäten.“ Und davon gab es einige, die zukünftig nun auf den Hinweis-Tafeln stehen werden.
Die Umsetzung
Sieben Kilometer lang ist der Bierbrau-Wunderweg. Weil er in Schleifen verläuft, kann er an mehreren Stellen abgekürzt werden. Es gibt Hinweistafeln, Wegweiser aus Cortenstahl und Sitzmöbel. „Wir wollten einen Weg mit schönen Ausblicken bieten und Stellen zeigen, an die man sonst nicht kommt.“ Wichtig war es der Arbeitsgruppe, zu der neben Hümmeler, Naumann und Müller auch Thomas Jostes und Markus Einheuser gehören, dass zwei Höhepunkte auf jeden Fall eingebunden werden: der Eiskeller und der Hopfengarten.
Die Höhepunkte
1. Der Eiskeller: Er liegt unterhalb des historischen Ortskerns an der Ohlstraße. Dort wurde in den Anfängen der Brauerei Veltins das Eis gelagert, das man zur Kühlung des Bieres brauchte. Im Winter schnitt man es aus den Mühlenteichen. „Wir hoffen, dass wir in Zukunft auch einen Zugang zum Keller ermöglichen können.“ Vor der Höhle gibt einen weiteren Höhepunkt. Dort sitzt in Zukunft die Brauer-Statue auf einem Bierfass. Ein gutmütig lachender Kerl in historischer Bierbrauer-Kluft, geschaffen vom Arnsberger Betonkünstler Arno Mester. „Die Zusammenarbeit mit ihm hat riesigen Spaß gemacht“, betont Hümmeler, der selbst auch mal Modell stehen musste, um die Körperhaltung der Figur festzulegen.
2. Der Hopfengarten: Auf einer freien städtischen Fläche gegenüber vom Generationen-Spielplatz, wächst der Hopfen bereits. „Im Sommer“, so stellt es sich Hümmeler vor, „kann man dann auf den Ruhebänken liegen und den Duft des Hopfens genießen.“ Drei Sorten gibt es dort: Samt, Smaragd und Brokat - eine edle Sache.
3. Das Aussichtsfass: Dabei handelt es sich um ein überdimensioniertes Bierfass, in das man sich setzen kann. „Es steht noch relativ ortsnah. Von dort hat man einen guten Blick auf Grevenstein.“
4. Die Waldtheke: Ja, es handelt sich wirklich um eine Theke, die mitten im Wald aufgestellt wird. Auf vielfältigen Wunsch wird es dort auch einen Waldkühlschrank geben, der an den Wochenenden der Wandersaison mit Getränken gefüllt wird. „Gegen eine Spende kann man sich dann da bedienen.“ Hümmeler ist optimistisch, dass das klappt. „Auch der Kapellenweg in Reiste bietet eine Getränkebox.“
Die Probleme
Die Einweihung auf den 13. Mai zu legen, war ambitioniert. Denn mit den Einschränkungen durch Corona wurde es immer komplizierter, sich zu treffen, gemeinsam Ideen zu entwickeln oder auch mal anzupacken. Ein weiteres Problem waren die Temperaturen. Der Holzanstrich für die Sitzmöbel musste draußen erfolgen und dafür war es in den letzten Wochen schlichtweg zu kalt. „Da durch die Corona-Pandemie auch die öffentlichen Geldgeber haushalten mussten, waren wir gezwungen uns genau an unseren auf drei Jahre verteilten Budgetplan zu halten. Nur so konnten wir verhindern, dass zugesagte Fördergelder verfallen“, erläutert Marcel Hümmeler.
Und: In normalen Zeiten hätte die Dorfgemeinschaft sicherlich auch weitere finanzielle Unterstützung durch die Grevensteiner Betriebe bekommen. „Wir haben uns jedoch bewusst gegen weitere Spendenaufrufe entschlossen, weil einige von ihnen schon genug durch die geltenden Corona-Vorschriften belastet sind. Gerade unsere beiden Gastronomiebetriebe – als Hauptprofiteure des Weges - sind in der jetzigen Situation besonders betroffen“ Hinzu kamen viele kleine und große bürokratische Fallstricke und Erschwernisse. „Man glaubt nicht, wie viel Arbeit letztlich dahintersteckt, die der Wanderer gar nicht sehen wird.“ Soll er ja auch nicht. Er soll einfach den Weg genießen, wenn er denn Mitte des Jahres 2021 freigegeben wird. Bis zur offiziellen Eröffnungsfeier wird es Corona-bedingt aber selbst dann noch ein wenig dauern.
>>>HINTERGRUND
Die Finanzierung des Bierbrau-Wunderweges - insgesamt 66.000 Euro - erfolgt als Leaderprojekt
Stahlbau, Holzarbeiten, Tiefbau, die Statik für den Hopfengarten, das Design, Satz und Druck für Infotafeln und Flyer und natürlich die Betonfigur - wurden vergeben.
65 Prozent der Gesamtsumme gibt es als Leaderzuschuss, 35 Prozent beträgt der Eigenanteil der Dorfgemeinschaft. Davon übernehmen zwei Co-Finanzierer, die Brauerei Veltins und die Volksbank Sauerland, den größten Anteil, sodass noch rund 6600 Euro für die Dorfgemeinschaft übrig bleiben.
Der Verein hofft, dass sich noch weitere Mitglieder finden. Zurzeit sind es 185. 12 Euro kostet der Jahresbeitrag für eine Einzelperson, 20 Euro für eine Familie. Infos unter www.mein-grevenstein.de/dorfgemeinschaft.php