Meschede. Zuletzt war sie bei Luke Mockridge zu sehen, jetzt ist sie in der „Sportwerkstatt“ in Meschede: Lea Schreiner ist Deutschlands stärkste Frau.

Sie ist Deutschlands stärkste Frau: Lea Schreiner ist Deutsche Meisterin im Powerlifting oder Kraftdreikampf – dazu gehören die Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben, jeweils mit Langhanteln. Für ein Fotoshooting war die 26-jährige Kölnerin jetzt in der „Sportwerkstatt“ von Stephan Entian im Gewerbegebiet Enste. Im Interview spricht sie über starke Frauen, ein besseres Körpergefühl und ihren Fernsehauftritt bei Luke Mockridge. Ihr Rat beim Sport: Immer dranbleiben!

Wie stark möchten Sie mal sein? So sehr, um Ihr Auto anzuheben?

Ich glaube, ich könnte mein Auto schon anheben (lacht, sie fährt einen Kleinwagen)! Ich würde gerne das meiste rausholen, was bei mir möglich ist: Im Kreuzheben 250 Kilo, im Bankdrücken 130, in der Kniebeuge irgendwas über 200 Kilo – das wäre schon toll. International würde ich gerne mal eine Medaille holen, ich bin ja auch im deutschen Nationalkader – leider sind ja im Moment wegen Corona keine Wettkämpfe. Sobald das möglich ist, werde ich wieder angreifen!

„Ich merke, dass da ein Wandel einsetzt“

Gibt es immer noch Vorbehalte gegenüber starken Frauen?

Ich denke schon. Viele verbinden Kraftsport generell mit Männlichkeit. Muskeln sind für viele ein männliches Attribut. Ich merke aber, dass da ein Wandel einsetzt – auch durch die sozialen Medien, die ein anderes Bild zeichnen. Da ändert sich also etwas. Frauen sind trotzdem weiblich, auch wenn sie einen trainierten Körper und Muskeln haben.

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Viele haben trotzdem bulgarische Gewichtheberinnen vor Augen…

Ja, und Frauen mit tiefen Stimmen (lacht, sie sagt das bewusst mit tiefer Stimme)! Aber das spiegelt nicht den Kraftsport wider.


Wie haben Sie den Kraftsport für sich entdeckt?

Nach dem Abitur bin ich für ein Jahr als Au-pair in die USA. Mein Ziel war, dort nicht zuzunehmen! Alle meine Bekannten hatten in den USA zugenommen – wegen Fast Food und der fehlenden Bewegung. Ich bin dort direkt in ein Fitnessstudio. In meinem Fitnessstudio in Deutschland haben mich die Männer dort eingeschüchtert: Im Kraftbereich an den Maschinen waren nur Männer, da fühlte ich mich unwohl. Ich glaube, so wie mir geht es vielen Frauen.

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In den USA gab es kaum Leute in diesem Studio: Ich konnte mich in Ruhe austoben! Dort traute ich mich auch das erste Mal an Maschinen. Instagram fing damals langsam an: Da waren Fitness-Models, die alle so gut trainiert waren. Ich habe mir gedacht: So möchte ich auch ausschauen! Diese Models haben Krafttraining gemacht. Ich habe mir dann Trainingspläne abgeschrieben und umgesetzt. Und ich merkte: Da tut sich was in meinem Körper.

„Es ist ein schönes Lebensgefühl“

Sind Sie gerne eine starke Frau?

Ja, es ist ein schönes und gutes Gefühl, auch stark zu sein. Am Bahnhof trage ich meinen Koffer selbst, kein Problem. Ich kann bei Klimmzügen meinen Körper hochziehen, ich kann schwere Gewichte bewegen – das geile Gefühl muss man einfach erleben, um es nachvollziehen zu können! Es stärkt das Selbstbewusstsein einer Frau. Und es tut der Gesundheit gut. Ich habe zum Beispiel nie Rückenschmerzen. Es ist ein schönes Lebensgefühl: Man ist viel eigenständiger.


Verbessert das auch das Körpergefühl?

Auf jeden Fall, die ganze Haltung und Erscheinung verändert sich. In der Schule war ich eher in mich gekehrt. Das änderte sich durch den Sport. Man merkt, was der eigene Körper leisten kann und man stark sein kann – warum soll man sich also verstecken?

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Wie kann man sich Kraft antrainieren?

Durch einen guten Trainingsplan und kontinuierliches Training. Aber man muss es über einen längeren Zeitraum durchziehen. Ich würde empfehlen, in den Besuch eines Fitnessstudios zu investieren – nicht in eine günstige Kette, wo man wenig Betreuung hat, sondern sich ein familiäres Studio zu suchen, wo der Trainer diesen Sport auch vorlebt.

„Frauen gehen mit mehr Biss daran als Männer“

Trainieren sich Frauen Stärke anders an?

Meine Erfahrung ist, Frauen sind ehrgeiziger und disziplinierter. Frauen geben mehr Gas. Ich habe früher auch Fußball gespielt. Angefangen habe ich in einer Jungenmannschaft, weil es noch keine Mädchenmannschaft gab. Später kam ich dann in die Damenmannschaft – da merkte man aber einen Unterschied! Frauen gehen mit mehr Biss daran als Männer!

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Ist es ein Widerspruch, kräftig und feminin zu sein?

Wie definiert man Weiblichkeit? Sind das große Kurven oder ist es eine kleine Oberweite? Auf dem Laufsteg sind alle superdürr: Ist das dann weiblich? Das definiert doch jeder anders für sich. Man sollte Muskeln nicht per se als männlich ansehen. Ein trainierter Körper ist auch weiblich – und sieht auch noch gut aus.


In der „Greatnightshow“ knackten Sie als stärkste Frau Deutschlands mit Luke Mockridge Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke in Köln um die Wette. Wie war diese Erfahrung?

Ich hatte Bock darauf! Es hat echt Spaß gemacht. Man wird zurecht gemacht, ich hatte meinen eigenen Raum, wo „Lea Schreiner“ dran stand. Das war alles sehr cool! Ich glaube, ich konnte den Leuten schon zeigen, dass man nicht gleich aussehen muss wie in der DDR die Kugelstoßerinnen, wenn man Kraftsport macht. Das Feedback war positiv!

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>>>HINTERGRUND<<<

Lea Schreiner studiert in Köln Sport und Französisch auf Lehramt. Sie ist 1,73 Meter groß und wiegt 83 Kilogramm.

Den deutschen Meistertitel im Kraftdreikampf gewann sie dreimal in Folge. Ihre aktuellen Kraftwerte: 210 Kilo im Kreuzheben, 155 Kilo beim Kniebeugen, 90 Kilo im Bankdrücken.

Sie betreibt einen eigenen Instagram- und einen YouTube-Account.