Meschede. Vier Einzelhändler aus Meschede berichten, wie es mit „Click and Meet“ läuft. Beschweren möchte sich niemand. Bedenken bleiben.

Die erste Woche „Click and Meet“ - Einkaufen mit vorheriger Terminvereinbarung - in der Mescheder Innenstadt ist vorüber. Wir haben vier Einzelhändler besucht und nachgefragt, wie das neue Konzept angenommen wird.

Der Eindruck beim Bummel über die Ruhrstraße und den Ruhrplatz lässt jedenfalls keinen Zweifel: Die Mescheder haben sich danach gesehnt, die hiesigen Einzelhändler wieder zu besuchen. Vor nahezu jedem Geschäft warten Menschen darauf, ihren vorab vereinbarten Shopping-Termin wahrzunehmen oder auch noch spontan einen Termin zu vereinbaren.

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Schuhhaus Stratmann

Volker Stratmann.
Volker Stratmann. © Brigitta Bongard

„Heiter bis wolkig“, ist Volker Stratmanns erste Reaktion (mit einem zwinkernden Auge) auf die Frage, wie „Click and Meet“ in seinem Schuh- und Modeladen läuft. In die Kategorie heiter zählt wohl zum Beispiel, dass sich viele seiner Stammkunden telefonisch gemeldet, und in der ersten Woche gleich wieder sein Geschäft aufgesucht hätten. Hinzu kommen einige Kunden, die direkt vor Ort einen Termin ausmachen und ohne oder mit geringer Wartezeit shoppen können. So auch bei unserem Besuch. So lange Platz ist, dürfen drei Kunden gleichzeitig im Schuhhaus Stratmann stöbern und von Volker Stratmann und seinen Angestellten beraten werden.

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„Die Woche war gut, das kann man schon so sagen. Viele kommen auch spontan vorbei und fragen nach einem Termin, das geht natürlich auch. Aber dann gilt leider: Wenn voll, dann voll“, berichtet der Einzelhändler, der noch nicht völlig überzeugt vom „Click and Meet“ zu sein scheint: „Ich denke, der ein oder andere fühlt sich bei vorheriger Terminabsprache schon verpflichtet etwas zu kaufen, wenn er hier ist. Das Gefühl wollen wir natürlich auf keinen Fall vermitteln.“

DL Mode

Daniela Langer.
Daniela Langer. © Christina Schröer

Diese Befürchtung hat auch Daniela Langer, die wenige Meter weiter ihr Geschäft für Damenmode „DL Mode by Daniela Langer“ führt und Innenstadtbeauftragte der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“ ist. Sie verzichtet auf eindeutige „Click and Meet“-Werbung und möchte ihren Kundinnen lieber vermitteln, dass sie jederzeit für sie da ist. „Ich bin sowieso den ganzen Tag zu den gewohnten Öffnungszeiten vor Ort und freue mich über jeden, der spontan einen Termin ausmacht. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass es eine Hürde ist, einen Shopping-Termin bei mir zu machen“, so Langer, die bei Leerlauf zwischen geplanten Termin immer gern Kurzentschlossenen ein Zeitfenster einrichtet. Dabei sei es auch kein Thema, wenn mal jemand nicht fündig würde. „In der ersten Woche hat nur eine Kundin ohne etwas zu kaufen den Laden wieder verlassen, aber auch das ist völlig in Ordnung“, berichtet sie.

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Auch wenn Daniela Langer durchaus positiv auf die erste Woche „Click and Meet“ zurückblickt, ist ihr auch etwas negatives aufgefallen: „Ich verstehe zwar, dass es sich für manche nicht lohnt, jetzt schon zu den regulären Öffnungszeiten vor Ort zu sein, finde es für den Kunden aber schwierig, wenn wir aktuell alle unterschiedliche Öffnungszeiten haben oder manche auch mal einen Tag gar nicht öffnen.“

Paul und Pauline

Petra Streich.
Petra Streich. © Christina Schröer

Ihre Kollegin Petra Streich, ebenfalls Innenstadtbeauftragte und Inhaberin des Kinder- und Damenmode-Geschäfts Paul und Pauline am Winziger Platz, berichtet, dass sie die ganze erste „Click and Meet“-Woche gut zu tun hatte. Sei es mit dem Verräumen neuer Ware oder den Terminen, die viele Kundinnen vorab telefonisch vereinbart hätten. „Es kommt aber natürlich beides vor. Es gab einige Anrufe, genau so häufig standen aber auch Kunden vor der Tür und haben spontan einen Termin bekommen“, so Streich.

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Während des Lockdowns habe sie vor allem Baby- und Kindermode an der Tür verkauft, jetzt hätten sich aber auch viele ihrer Stammkundinnen zurückgemeldet, um sich beim Kauf von Damenmode beraten zu lassen. „Das hat mich wirklich unheimlich gefreut. Wenn die Kundinnen einem am Telefon sagen, dass sie extra abgewartet hätten, bis ich wieder öffne, ist man wirklich sehr dankbar.“ Gespannt ist Petra Streich jedoch darauf, wie sich das „Click and Meet“-Konzept in der nächsten Woche entwickelt: „Da wird man sehen, ob es so gut weiterläuft oder ob die Stammkunden, die es nutzen würden, jetzt erst einmal versorgt sind.“

Fashion Store

Petra Kröber-Butemann.
Petra Kröber-Butemann. © Christina Schröer

Auch im Fashion Store an der Ruhrstraße 1 ist die Woche zufriedenstellend verlaufen, berichtet die langjährige Mitarbeiterin Petra Kröber-Butemann. Wie Daniela Langer fürchtet sie jedoch, dass die vorherige Terminvereinbarung für die ein oder andere Dame eine Hürde darstellt. „Man möchte ja auch einfach mal wieder stöbern und bummeln. Das ist mit vorheriger Terminabsprache natürlich schwierig“, sagt sie.

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Natürlich ist es auch im Fashion Store möglich, spontan Termine an der Tür zu vereinbaren, das typische „Frauen-Shopping“, das Petra Kröber-Butemann in den 48 Jahren ihrer Tätigkeit im Einzelhandel nur zu gut kennengelernt hat, beinhalte aber doch meist das spontane Hin und her wechseln zwischen verschiedenen Geschäften. „Man sieht ja manchmal etwas, schaut doch noch einmal im Laden nebenan und kehrt dann doch wieder in Geschäft eins zurück. Das vermissen die Kunden schon.“

>>> Infobox

  • „Click and Meet“ oder „Call and Meet“ sieht vor, dass Kunden sich vorab telefonisch oder online für ein bestimmtes Zeitfenster in einem Geschäft anmelden.
  • In der Praxis ist es meist unkomplizierter als es klingt: Viele Geschäfte bieten an, spontan Termine an der Ladentür zu vereinbaren und direkt oder nach kurzer Wartezeit zu shoppen.