Bestwig. Eigentlich wäre Hochsaison für den Verkauf von Schulranzen. Wilhelm Henke hofft im Geschäft in Bestwig auf eine Ranzenberatung nach Vereinbarung.
Mehr als 300 Schulranzen stehen in den Regalen des Henke-Spielzeuglandes in Bestwig. Eigentlich wäre aktuell in dieser Abteilung Hochsaison. Doch die Türen des Geschäftes an der Bundesstraße müssen weiterhin geschlossen bleiben. Dabei ist gerade beim Ranzenkauf für Grundschulkinder die richtige Beratung enorm wichtig.
Kein Grund für eine Torschlusspanik, rät der Fachmann
„Jetzt Torschlusspanik zu bekommen und den erstbesten Ranzen im Internet zu bestellen, wäre der falsche Weg und kann sich sehr schnell rächen“, sagt Wilhelm Henke mit Blick auf die Gesundheit der Kinder. Noch, so sagt er, gebe es für Torschlusspanik auch keinen Grund. Henkes Hoffnungen ruhen auf einer Lockerung des aktuellen Lockdowns im März. Was er sich wünscht und vorstellen kann, ist eine Ranzenberatung nach Terminvereinbarung. Dafür sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Aktuell liegen bereits Reservierungen im dreistelligen Bereich vor.
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Was in diesem Jahr definitiv nicht stattfinden wird, ist die große Ranzenparty, die Henke bereits zweimal veranstaltet hat. Rund 70 Leute gleichzeitig im Laden - sowie wie es bei den vergangenen Veranstaltungen der Fall war - das wird nicht gehen. Darüber ist sich Henke im Klaren. Auch der beliebte Satch-Sprayday, an dem ein professioneller Graffiti-Sprayer die gekauften Satch-Schulrucksäcke mit individuellen Motiven verziert, wird in diesem Jahr vermutlich nicht wie gewohnt stattfinden können. Aber er wüsste aktuell nicht, was dagegen spräche, coronakonform einstündige Beratungstermine zu vergeben, bei der pro Termin die Anzahl der Personen im Laden auf das Kind, die Eltern und möglicherweise die Oma oder den Opa beschränkt ist. Bei der Größe der Schulranzen-Abteilung seien so völlig unbedenklich zwei Termine gleichzeitig denkbar.
Sonst gab es sogar eine Ranzen-Party
Den Kindern werde in der Corona-Krise ohnehin sehr viel verwehrt und man dürfe nicht vergessen, dass der Kauf des ersten Schulranzens für Jungen und Mädchen ein ganz besonderes Erlebnis sei. Nicht umsonst hatte das Spielzeugland in den vergangenen beiden Jahren bei seiner Ranzen-Party so viele Menschen im Laden. Kostenlose Waffeln, frisches Popcorn aus einer Profi-Popcorn-Maschine, Glücksrad und Kinderschminken haben diesen Tag für die Kinder zu einem ganz besonderen gemacht. „Es war uns wichtig, ihnen ein schönes Erlebnis zu bereiten“, sagt Henke.https://cms.cloud.funkedigital.de/esc-pub-tools/methode/search.jsp?publication=nrw-multiconfig#
Für die Beratung der Eltern standen neben dem eigenen Personal auch Vertreter der Ranzen-Hersteller sowie Physio- und Ergo-Therapeuten der damals noch benachbarten Akademie für Therapie-Berufe parat. Denn, so sagt Henke: Natürlich komme es immer auch aufs Aussehen des Ranzens an. Schließlich müsse er dem Kind am Ende gefallen. Was aber noch viel wichtiger sei, sei die Tatsache, dass der Ranzen gut sitzt und zum Kind passe. „Es kommt oft vor, dass Eltern und Kinder mit einer ganz bestimmten Vorstellung in den Laden kommen und hier feststellen, dass das Wunsch-Modell ganz und gar nicht geeignet ist, weil das Kind zum Beispiel zu zierlich ist.
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Und hier komme dann eine ordentliche Beratung ins Spiel. Und weil die weder über Telefon noch durchs Schaufenster möglich sei, habe er sich entschieden, darauf zu verzichten - verbunden mit der Hoffnung, dass in Kürze eben wieder mehr möglich sein wird. Den Ranzen auszuprobieren und dabei fachgerecht beraten zu werden, sei unverzichtbar, sagt Henke. Seit Spielwaren-König in Meschede vor drei Jahren geschlossen hat, ist das Henke-Spielzeugland in Bestwig die Anlaufstelle schlechthin für Schulranzen im Sauerland. „Die nächsten Geschäfte, die mit rund 300 Ranzen ein ähnliches Angebot haben, sind erst nach Fahrtstrecken von mehr als 50 Kilometern und unter Umständen mit Parkplatzproblemen zu erreichen“, weiß Henke.
Niveau wie in der Großstadt
Damit habe man in Bestwig in diesem Bereich quasi Großstadtniveau. Ein Niveau, das seit Monaten hinter verschlossenen Türen liegt.
„Im Gegensatz zum aktuellen Lockdown war der erste rückblickend Firlefanz“, sagt Wilhelm Henke. Die verordnete Schließung, die seit nunmehr fast drei Monaten andauert, grätschte bei Henke nämlich nicht nur in die Ranzen-Hochsaison, sondern - wie bei vielen anderen auch - mitten ins Weihnachtsgeschäft. Und nicht zuletzt auch in den Kamin-Ofen-Ausverkauf. „Ist der Frühling erst einmal da, ist dieses Geschäft gelaufen“, sagt Henke.
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Was er außerdem beobachtet hat: Im ersten Lockdown sei die Solidarität und das Verständnis vieler Menschen größer gewesen. Man merke, dass zunehmend eine gereizte Stimmung herrsche. Manchmal auch vor der eigenen Ladentüre. Es gebe tatsächlich Kunden, die kein Verständnis dafür haben, dass man sie beim Kauf von Spielzeug nicht in den Laden lassen dürfe. „Einige denken, dass wir keine Lust haben“, sagt Wilhelm Henke. „Aber wenn wir keine Lust hätten, wären wir nicht zu den regulären Geschäftszeiten immer erreichbar und würden versuchen, alles möglich zu machen, was erlaubt ist. Sobald die Türen wieder offen stehen dürfen, stehen sie auch offen“, sagt Henke. Er sei ja schon dankbar, wenn das zumindest für die Beratung beim Ranzen-Kauf der Fall wäre.
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>>>HINTERGRUND<<<
Die Bildungsakademie für Therapieberufe Bestwig hat gemeinsam mit dem Spielzeugland Henke eine Checkliste mit Tipps zum Ranzenkauf erarbeitet.
Demnach sollten sich Eltern beim Kauf grundsätzlich folgende Fragen stellen:
Sind ausreichend große reflektierende und grelle fluoreszierende Flächen an allen Seiten vorhanden?
Kann sich das Kind sicher mit dem Ranzen bewegen?
Sind Rückenteil- und Schultergurte des Ranzens gut gepolstert?
Entspricht die Ranzenbreite ungefähr der Schulterbreite des Kindes?
Schließt die Oberkante des Ranzens mit den Schultern des Kindes ab?
Wiegt der leere Ranzen maximal 1 bis 1,3 Kilo?
Sorgt ein fester Boden für einen guten Stand des Ranzens?
Ist das Material des Ranzens robust und wasserdicht?
Sind ausreichend übersichtliche Fächer im Ranzen vorhanden?
Lassen sich die Tragegurte leicht und kindgerecht verstellen?
Ist ein Tragegriff vorhanden?
Lässt sich der Verschluss vom Kind leicht öffnen?
Lässt sich der Ranzen weit nach hinten öffnen, ohne dass er wieder zuklappt?