Meschede. Von großen Rabatt-Schlachten ist die Rede, wenn die Geschäfte wieder öffnen dürfen. So schätzen drei Mescheder Einzelhändler die Situation ein.

Im Onlinehandel sind satte Rabatte auf Winterbekleidung bereits ein großes Thema. Nun geht man vielerorts davon aus, dass auch stationäre Einzelhändler in die Rabattschlacht einsteigen, sobald die Geschäfte wieder geöffnet sind. Drei Mescheder Einzelhändler signalisieren jedoch: Wahnsinnige Reduzierungen auf Winterware wird es hier im großen Stil nicht geben.

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Dabei ist dieser Tage in den Schlagzeilen vieler Medien von bis zu 90 Prozent Rabatt auf Winterwar e die Rede. Wir haben mit Wilhelm Heide von Modehaus Heide, Rosa Marques von „Style In“ und Daniela Langer von DL Mode gesprochen. Und in einer Sache sind sich die drei Mescheder Händler einig, obwohl ihre Geschäfte sich entweder durch Größe oder Preiskategorie deutlich unterscheiden. „Wenn wir wieder öffnen, will in Meschede ja niemand mehr eine Winterjacke oder einen dicken Pullover kaufen“, sagt Wilhelm Heide. Und das sehen seine Kolleginnen ganz ähnlich.

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DL Mode

Daniela Langer hat im Lockdown immer wieder in den sozialen Medien auf sich aufmerksam gemacht und ihren Kunden dort Mode zur Abholung angeboten. Auf diesem Wege habe sie einen ordentlich Anteil ihrer Winterware verkaufen können, so dass sie nun lediglich noch zwei Stangen mit damit befüllen kann - und diese wie in jedem anderen Jahr auch im Winterschlussverkauf vergünstigt anbietet. „Natürlich ist ein bisschen mehr als sonst liegen geblieben, aber es ist nichts erschreckendes. Was diese Kollektion angeht, bin ich wirklich glimpflich davon gekommen“, berichtet die Einzelhändlerin, dass sie trotz der monatelangen Schließung ihres Geschäfts keinesfalls schon verzweifelt sei.

Daniela Langer führt seit ihr Geschäft DL Mode an der Warsteinerstraße in Meschede.
Daniela Langer führt seit ihr Geschäft DL Mode an der Warsteinerstraße in Meschede. © Christina Schröer

Sie richte den Blick lieber in die Zukunft und setze ihren Fokus seit die Frühlings- und Sommerware angekommen ist, sowieso nicht mehr auf Sale-Artikel aus dem Winter. Auf ihrer Facebookseite bietet inzwischen die neuen Kollektionen zur Abholung an. „So langsam müssten wir aber wirklich mal wieder öffnen. Jetzt ist ja die Zeit für Übergangsware, die man in ein paar Wochen nicht mehr so gut verkauft. Und auch die Sommerware steht im Laden bereit und will ausgepackt und verkauft werden.“

Modehaus Heide

Die Frühlings- und Sommerkollektion ist auch das Stichwort bei Modehaus Heide. Denn das große Geschäft mit Winterware im Frühling sieht auch Geschäftsführer Wilhelm Heide nicht. „Im Januar hätten wir sicherlich noch einiges an Winterware verkaufen können, jetzt ist das vorbei. Den Händlern, die nach der Öffnung wirklich die Sachen zum absoluten Schnäppchen-Preis veräußern, steht das Wasser wahrscheinlich bis zum Hals“, befürchtet er und berichtet davon, dass die Einzelhändler-Verbände vom großen Laden-Sterben zur Jahresmitte ausgehen. „Sicherlich werden einige noch versuchen müssen, Umsatz mit Schnäppchen zu generieren. Aber das wird diejenigen, die jetzt schon mit dem Rücken zur Wand stehen, leider genauso wenig vor dem Ende retten, wie die Corona-Hilfen“, so Heide, in dessen Schaufenstern die Puppen seit ein paar Tagen wieder Frühlingsmode tragen. Mit dem Frühlings-Look soll auch signalisiert werden, dass es auf jeden Fall weitergeht im Modehaus Heide.

Wilhelm Heide ist der Inhaber vom gleichnamigen Modehaus an der Steinstraße.  
Wilhelm Heide ist der Inhaber vom gleichnamigen Modehaus an der Steinstraße.   © Jürgen Kortmann

„In eine Glaskugel schauen können wir alle nicht. Aber ich sage immer, letztlich entscheiden die Kunden, wer bleibt und wer geht.“ Seine 25 Angestellten warten, wie Wilhelm Heide selbst, sehnlichst darauf, dass das Geschäft endlich wieder geöffnet werden darf.

Den aktuellen Tür-Verkauf wickeln er und sein Sohn größtenteils selbst ab. Dass stationären Einzelhändlern dieser Tage immer wieder dazu geraten würde, sich für den Onlineverkauf zu rüsten, sieht Heide derweil kritisch: „Ich kann meine Fachkräfte nicht Päckchen packen und versenden lassen, das wäre absolut nicht wirtschaftlich“, sagt er. Wer aktuell bei Modehaus Heide einkaufen mag, dürfe sich aber gerne telefonisch melden, um die vorbestellte Ware abzuholen. Und eines möchte Wilhelm Heide trotz widriger Zeiten klarstellen: „Wir sind für unsere Kunden da und werden auch weiterhin da sein.“

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Style In

Den Tür-Verkauf hat auch Rosa Marques von „Style In“ am Winziger Platz zu ihrem aktuellen Geschäftsmodell gemacht. „Ich bin eigentlich jeden Tag im Geschäft und es gibt tatsächlich auch Mescheder, die am Laden vorbeilaufen und spontan etwas aus dem Schaufenster kaufen möchten“, berichtet Marques.

Doch ihre Kundschaft habe sich durch den Lockdown durchaus auch über Meschede hinaus entwickelt. Dadurch, dass sie bei Facebook und Instagram ihre Ware anbietet, seien auch schon Winterjacken Richtung Stuttgart versendet worden. „Ich bin tatsächlich am überlegen, ob ich mir einen kleinen Onlineshop aufbaue. Im Januar hat mir der Online- und Türverkauf zumindest die Fixkosten des Laden gesichert“, berichtet die Einzelhändlerin.

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Große Rabattaktionen wird es aber auch bei ihr nicht geben. Und das, obwohl sie bei einer Lagerfläche von nur acht Quadratmetern durchaus darauf angewiesen ist, dass die Winterware Platz macht. „Ich bin sehr dankbar, dass mir meine Stammkunden auch im Lockdown die Treue gehalten haben und Kleidung an der Tür gekauft haben. Wenn von denen jetzt jemand konkret nach Winterkleidung fragen würde, gebe ich natürlich großzügige Rabatte. Auch an jeden anderen. Aber ich habe nun die Frühlings- und Sommerkollektion eingekauft und gehe davon aus, dass die nun gefragter sein wird“, so Rosa Marques.

>>> Shopping mit Terminvergabe?

  • Während in NRW noch keine konkreten Signale Richtung Öffnung des Einzelhandels aus der Politik zu vernehmen sind, planen andere Bundesländer bereits vor dem nächsten Corona-Gipfel der Bundesregierung und der Mister erste Lockerungen.
  • Eine Option für den stationären Einzelhandel könnten zum Beispiel Terminvergaben für Kundinnen und Kunden sein. Dann dürfte nach vorheriger Absprache immer nur ein Kunde zu einer bestimmten Uhrzeit ein Geschäft betreten, sich beraten lassen und dort einkaufen.
  • Im Nachbar-Bundesland Hessen steht dieses Konzept bereits ganz oben auf dem 4-Stufen-Plan, den Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am 25. Februar vorgestellt hat.