Schmallenberg. Sohn aus Berlin kritisiert die schwierige Terminvergabe: Über den Versuch, für eine 98-Jährige in Schmallenberg einen Impftermin zu erhalten.

Noch ist Detlev Brandt nicht mit einem Impftermin an der Reihe. Wohl aber seine 98-jährige Mutter Ruth Brand, die in Schmallenberg lebt. „Ich habe versucht, einen Impftermin für sie zu vereinbaren, aber das war anfangs quasi unmöglich“, berichtet der Berliner. Sowohl über die Telefon-Hotline, als auch über das Internet: „Wenn ich dann mal einen freien Impftermin gefunden hatte und draufgeklickt habe, dann war er plötzlich nicht mehr verfügbar.“ Stunden habe er investiert und auch viele Nerven.

Auch interessant

Brandt stellt infrage, ob ein solches Termin-Vergabesystem das Richtige für die Ältesten in der Gesellschaft sei. Viele von ihnen seien beeinträchtigt, kennen sich im Internet nicht aus oder haben nicht die entsprechenden technischen Kenntnisse: „Und ich verstehe es auch nicht, warum man nicht Sammeltermine anbieten kann.“ Denn der eigentliche Plan, so Brandt, sei gewesen, dass seine Mutter und eine Bekannte von deren Tochter aus Schmallenberg gemeinsam nach Olsberg ins Impfzentrum gebracht werden. Doch das war und ist nicht möglich.

„Da müsste man eine andere Strategie fahren“

Anfang Februar habe Brandt dann doch Erfolg gehabt und konnte einen Einzel-Impftermin für seine Mutter vereinbaren: „Ich vermute, dass die Technik verbessert wurde, es gab weniger Schwierigkeiten.“ Der Termin liegt nun am 22. April, den Termin für die spätere zweite Impfung konnte er noch nicht vereinbaren: „Aber aus dem einstigen Versprechen, dass alle über 80-Jährigen im ersten Quartal geimpft werden, wird ja leider nichts.“

Auch interessant

Weil seine Mutter nicht mehr selber Auto fährt, hofft Brandt nun jemanden zu finden, der sie nach Olsberg fahren kann. Zur Not kommt er aus Berlin: „Das ist schon eine ordentliche Strecke von Schmallenberg nach Olsberg. Ich finde es nicht gut, dass es hier im Hochsauerlandkreis nur ein Impfzentrum gibt. Das ist eine so große Fläche, da müsste man eine andere Strategie fahren.“

Die Mobilität vieler Senioren sei einfach eingeschränkt: „Es gibt doch auch hier genug Menschen, die keine Verwandten und kein Auto haben.“ Und ein Taxi zum Impfzentrum koste eben auch 70 bis 75 Euro: „Je nachdem, wie die Rente ausfällt, ist das eine deutliche Belastung.“ Seine Mutter stehe der Impfung sehr positiv gegenüber, habe sich von Beginn an ausgesprochen, sich impfen lassen zu wollen: „Aber sie sagt auch: Wenn das mit dem Termin und Fahren nicht klappt, dann muss ich es eben lassen.“

Impfungen bei Hausärzten

Brandt würde es begrüßen, wenn die Impf-Teams, wie es auch in den Pflegeeinrichtungen vorgenommen wurde, zu den Menschen kommen würden: „Dann finden die Impfungen in den Hausarztpraxen statt. Das sind Vertrauenspersonen für die alten Leute und die Wege sind nicht so weit.“ In Berlin sei das nächste Impfzentrum nur drei Kilometer entfernt: „Eine solche Impfstrategie, wo die Menschen in das Impfzentrum kommen, funktioniert in Ballungsgebieten, aber nicht in solchen Flächenkommunen wie Schmallenberg.“

Auch interessant

Und wenn kein Weg an einer Fahrt zum Impfzentrum vorbei führe, dann könnte man ja aktuell stillstehende Reisebusse nutzen, um Sammelfahrten anzubieten, schlägt Brandt vor: „Im Bus setzen sich die Menschen dann auf Abstand und tragen eine Maske, damit wäre vielen geholfen.“ In einigen Gemeinden biete auch die Stadt oder beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz Fahrten zum Impfzentrum an, wenn dies durch Angehörige nicht gestemmt werden könne, sagt Brandt. Grundsätzlich sei er aber froh, dass die Impfungen langsam ins Rollen kommen, auch wenn er an vielen Stellen noch Verbesserungspotential sieht.

Ordnungsamt sieht große Hilfsbereitschaft

Vom Ordnungsamt heißt es dazu: „Die Stadt Schmallenberg ist sich bewusst, dass in Einzelfällen der ein oder andere Senior/in eventuell kaum oder keine Möglichkeit hat, zum Impfzentrum nach Olsberg zu gelangen. Die Erfahrungen in Schmallenberg haben auch in der Corona-Pandemie aufgezeigt, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sehr groß ist und sich gegenseitig geholfen und unterstützt wird. Deshalb sind für den Bereich der Stadt Schmallenberg zurzeit Angebote zum Transport von Personen zum Impfzentrum nicht bekannt und auch nicht vorgesehen.“

Auch interessant

Sollte es aber absolute Einzelfälle von Senioren geben, die nicht nach Olsberg kommen oder einen Transport nicht organisieren können und dies der Stadt glaubhaft erklären, werde mit Hilfe der Stadt eine Lösung gefunden, so Ordnungsamtsleiter Berthold Vogt.

>>>HINTERGRUND<<<

Für den Bereich der Stadt Schmallenberg sind dem Hochsauerlandkreis die Daten von 1934 Personen in einer Exel-Tabelle übermittelt worden, die bis zum 30. Juni 2021 das 80. Lebensjahr vollendet haben bzw. bis zum genannten Stichtag vollenden.