Meschede/Schmallenberg. Neues vom Rettungsdienst im Hochsauerlandkreis: So soll er noch schneller am Einsatzort sein. Mitarbeiter distanzieren sich von anonymen Brief.
Die Helfer sollen künftig noch schneller am Einsatzort eintreffen. Dafür empfiehlt ein Gutachter den Bau von Rettungswachen an neuen Standorten. Betroffen ist davon auch das Stadtgebiet von Meschede. Neues gibt es auch zum anonymen Brief über angebliche Missstände im Rettungsdienst.
Hilfe innerhalb von 12 Minuten
Zuständig ist der Hochsauerlandkreis als Träger des Rettungsdienstes. Im Juni sollen die Ergebnisse des Gutachtens als Grundlage für einen neuen Rettungsdienstbedarfsplan abschließend vom Kreistag beschlossen werden. Voraussetzung dafür aber ist: Die Krankenkassen müssten das bezahlen – sie bemängelten aber zuletzt, dass die Investitionen im Rettungsdienst des Hochsauerlandkreises die höchsten in ganz Westfalen seien.
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Ziel ist, dass in 90 Prozent der Notfälle innerhalb von 12 Minuten Hilfe ankommt – diese 12 Minuten beginnen, wenn die Kreisleitstelle in Enste nach dem Notruf einen Rettungswagen oder einen Krankenwagen losschickt. Zuletzt (von März 2019 bis Februar 2020) wurden kreisweit 86,6 Prozent erreicht, davor waren es 85,2 Prozent. Ein Notarzt soll nach maximal 15 Minuten eintreffen.
Problembereiche an den Stadtgrenzen
Besser werden soll die Versorgung durch eine Verlagerung von Standorten: Damit sollen bisherige Problembereiche an Stadtgrenzen schneller erreicht werden – in Grevenstein beispielsweise.
Aus Meschede soll daher die jetzige Rettungswache aus der Innenstadt (neben der Feuerwehr an der Fritz-Honsel-Straße) ins Gewerbegebiet Enste verlegt werden. Dort ist dafür bereits ein Grundstück am Kreisverkehr ITH/Rettungszentrum reserviert, gegenüber von Karosserie Vogel. Es gäbe den direkten Autobahnanschluss. Mit dem Neubau würden auch Arbeitsschutzprobleme in der jetzigen beengten Wache beseitigt. In Enste würde dann auch ein Notarzt stationiert – der muss bislang immer noch vom St.-Walburga-Krankenhaus abgeholt werden.
Für einen weiteren Problembereich empfiehlt der Gutachter den Neubau einer kleinen, zusätzlichen Rettungswache in Westernbödefeld – von dort aus könnten Notfälle im Schmallenberger Grenzbereich bis hin nach Remblinghausen schneller angefahren werden. Die jetzige Rettungswache in Bad Fredeburg wiederum soll in südliche Richtung verlegt werden – im Gespräch ist dafür Gleidorf. Die Rettungswache Eslohe bleibt nach den Planungen an ihrem Standort.
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Mitarbeiter distanzieren sich
Zurückgewiesen wurden in der Sitzung des zuständigen Gesundheitsausschusses auch Vorwürfe aus einem anonymen Brief wegen angeblicher Missstände im Rettungsdienst – wie berichtet. Eigentlich geht die Kreisverwaltung nicht auf anonyme Schreiben ein, hier wurde wegen der Schwere der Vorwürfe aber eine Ausnahme gemacht. Inzwischen, so die Verwaltungsleitung, hätten sich Mitarbeiter mehrerer Rettungswachen des Kreises von dem Schreiben schriftlich distanziert.
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Vorgeworfen wurde darin unter anderem, zuletzt hätten knapp 20 gut ausgebildete Mitarbeiter den Rettungsdienst verlassen – alle mit der höchsten beruflichen Qualifikation als Notfallsanitäter. Tatsächlich, so der Kreis, waren es, auf Stellenanteile umgerechnet, zwischen August 2020 und Januar 2021 12,72 Personen, davon 5,42 als Notfallsanitäter – unter anderem weil zwei ein Studium aufgenommen haben und zwei den Arbeitgeber wechselten. Im Gegenzug gelang es dem HSK aber auch, zwei Notfallsanitäter von anderen Arbeitgebern einzustellen.
Allrad nur von Vorteil
Auch technische Probleme werden zurückgewiesen – angeblich habe der HSK die schlechtesten Rettungswagen der letzten Jahrzehnte. Alle Fahrzeuge würden vielmehr dem Stand der Technik entsprechen, die Ausstattungen würden immer mit den Wachleitern abgestimmt. Vergaberechtlich könne sich der Kreis aber nicht auf ein bestimmtes Modell oder einen Ausrüster festlegen – das müsse immer offen gestaltet sein.
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Als deutlichen Mehrwert wird die Ausstattung mit Allrad angesehen. Hier war kritisiert worden, dies sei nur für Winterberg erforderlich. Die Verwaltung entgegnet aber, mit winterlichen Straßenverhältnissen sei überall zu rechnen, außerdem sei Allradantrieb auch auf Wiesen, Wegen, Wanderwegen und Biketrails „eine mehr als sinnvolle Ergänzung“.
Generell, heißt es in dem von Landrat Dr. Karl Schneider unterzeichnetem Schreiben, sei es das Ziel, bei Entscheidungen etwa zu Anschaffungen oder zur Dienstkleidung einen „möglichst breiten Konsens zu finden“: „Dass dies in einem Betrieb mit über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht immer gelingt, liegt in der Natur der Sache.“
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>>>HINTERGRUND<<<
Bei einem Detail soll geprüft werden, ob nachgebessert werden kann: Anonym kritisiert worden war eine „unglückliche Farbauswahl“ bei den „Pavianhosen“ des Rettungsdienstes – komplett in gelb, aber rot am Gesäß. Damit, so der Vorwurf, sei „Sexismus vorprogrammiert“.
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Laut Kreisverwaltung wurde in einem Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten inzwischen vereinbart, noch einmal zu prüfen, ob noch farbliche oder gestalterische Änderungen möglich seien – auch hier allerdings könne diese Abstimmung aus vergaberechtlichen Gründen noch nicht erfolgen.