Eslohe. Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting wäre bei der Corona-Impfreihenfolge nicht an der Reihe gewesen. Geimpft wurde er dennoch - die Gründe.

Stephan Kersting hat inzwischen auch die Folge-Impfung gegen Corona erhalten. Alles sei gut verträglich gewesen, gesundheitliche Nebenwirkungen verspüre er nicht, sagt der Esloher Bürgermeister. Auch andere Nebenwirkungen gibt es nicht: Persönliche Kritik habe er nicht erfahren, sagt er. Aber: Durch seine Impfung wiederum konnte er dazu beitragen, die Impfquote im Seniorenheim Störmanns Hof deutlich anzuheben. Hier sind die Hintergründe.

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Eigentlich wäre Kersting von der Impfreihenfolge her gar nicht an der Reihe gewesen. An seiner Impfung hatte es deswegen, wie berichtet, Kritik aus dem Rettungsdienst des HSK gegeben – dort stünden Beschäftigte auf der Reserveliste, die noch keine Impfung erhalten hätten, hieß es.

Bescheidene Impfbereitschaft

Kersting sagt klar: „Ich kann morgens noch in den Spiegel schauen.“ Er betont, die Impfung habe er nicht als Bürgermeister, sondern in seiner Funktion als Geschäftsführer von Störmanns Hof erhalten. Formal steht ihm damit sogar offiziell eine Impfberechtigung zu, weil er häufig im Heim vor Ort ist – das sieht die Impfverordnung so vor. Im Klinikum Hochsauerland hat sich deshalb zum Beispiel auch dessen Geschäftsführer Wilhelm Kemper impfen lassen. Kersting wurde diese Impf-Möglichkeit offiziell von der Heimleitung mitgeteilt. Er lehnte aber ab: „Ich habe sofort gesagt: Das will ich nicht!“ Nicht, weil er Bedenken wegen der Impfung hatte, sondern weil er gleich negative Reaktionen voraussah, und er eben grundsätzlich auch andere als vorrangig bei Impfungen ansieht.

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Dann aber wurde im Vorfeld der Impfung in Störmanns Hof bekannt, wie wenige Einwilligungen es unter den rund 150 Beschäftigten dort gab: Nur 54 wollten sich anfangs impfen lassen. Das war Kersting zu wenig, viel zu wenig: „Die Impfbereitschaft war mehr als bescheiden. Das aber eine hohe Impfbereitschaft in so einer sensiblen Einrichtung wie Störmanns Hof benötigt wird, ist doch unstrittig.“

Mitarbeiter zögerten vor Impfung

In Gesprächen hätten ihm Mitarbeiterinnen, die sich nicht impfen lassen wollten, ihre Ängste und Nöte geschildert. Er habe dabei gesagt: „Ich würde mich sofort impfen lassen.“ Daraufhin sei ihm aber entgegnet worden: „Sie haben gut reden! Sie lassen sich ja nicht impfen! Sie brauchen die Folgen ja nicht fürchten!“

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Kersting besprach sich danach mit dem Esloher Arzt Dr. Christoph Struwe, der die Impfung in Störmanns Hof vornehmen würde. Der empfahl ihm auch, als Vorbild voranzugehen. „Es braucht offenbar Vorbilder“, sagt Kersting inzwischen. Die Zeit drängte, weil die Impfdosen bestellt werden mussten. Kersting verfasste daraufhin ein persönliches Schreiben für alle 150 Mitarbeiter, dass die dann per Mail und WhatsApp erhielten, und das im Heim offen ausgehängt wurde. Er appellierte in dem Schreiben, sich doch bitte impfen zu lassen – und schrieb, er und Mit-Geschäftsführer Michael Nemeita würden bei der Impfung „mit gutem Beispiel“ vorangehen. Bei Fragen und Zweifeln sollten sich die Mitarbeiter noch an Dr. Struwe wenden.

Die Reaktionen

Nach seiner Impfung bekam er, sagt er, als Reaktion nur einen Brief von einer Bürgerin, die nachfragte, warum er sich habe impfen lassen. Kersting beantwortete das. Ansonsten habe es negative Reaktionen nur über Facebook gegeben. Damit könne er leben, sagt er. Denn das ursprüngliche Ziel wurde erreicht: Die Impfbereitschaft stieg innerhalb von eineinhalb Tagen von 54 auf 111 durchgeführte Impfungen unter den Beschäftigten in Störmanns Hof. Kersting sagt: „Ich maße mir nicht an, dass ich alleine dafür verantwortlich bin. Das war eine konzertierte Aktion mit Dr. Struwe, der genauso für die Impfung geworben hat. Und wenn ich nur verantwortlich bin für 30 Impfungen mehr, dann war es die Sache wert.“

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