Meschede / Hochsauerlandkreis. Landrat Karl Schneider in Meschede kritisiert den Corona-Gipfel in Berlin: Er mahnt Lösungen für Familien, Wirtschaft, Handel und Gastronomie an.
Landrat Dr. Karl Schneider hält nicht zurück mit seiner Kritik an den Ergebnissen des Corona-Gipfels zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten: „Mir fehlen plausible Lösungsansätze. Wo sind konkrete Perspektiven für Familien und für die Wirtschaft, für den Einzelhandel und die Gastronomie? Wir können nicht ganze Wirtschaftszweige so lange abriegeln. Die Pleiten sind im Grunde schon vorhersehbar.“
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Die Inzidenz-Zahlen
Auch der Schmallenberger stellt in seinen Gesprächen fest: „Die Leute sind mürbe.“ Anstelle von Perspektiven werde immer mehr nicht erwirtschaftetes Geld ausgegeben: „Die Senkung der Mehrwertsteuer etwa ist doch verpufft.“ Er fordert die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten dazu auf, ein Ausstiegsszenario aus der Corona-Krise aufzuzeigen und plausible Lösungen zu präsentieren. Ihn ärgert dabei auch, wie in Berlin kommuniziert werde: „Immer, wenn eine Runde in Berlin ansteht, dann werden zuvor Politiker und Virologen vorgeschickt, die Bedenken gegen mögliche Lockerungen streuen. Das erleben wir jetzt schon seit Monaten. Es gibt ein Katastrophenszenario nach dem anderen in der Prognose. Das kann es doch nicht sein! Ich sage voraus, vor dem 1. März wird das wieder so sein!“
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Der Landrat schaut auch kritisch auf die Zahlen. Am Montag wurde eine Inzidenz von 35 ins Spiel gebracht, bei der im März Lockerungen denkbar sein sollen: „Sonst wurde doch gesagt, das Infektionsgeschehen sei bei 50 noch gut verfolgbar.“ Im Hochsauerlandkreis gab es in der Spitze mal den Wert von einer Inzidenz von 197: „Unser Gesundheitssystem hier ist aber deshalb auch nicht zusammengebrochen, die Nachverfolgung hat auch geklappt!“ Er fragt: „Wo kommen auf einmal so neue Zahlen her?“ Nun brächten bereits Virologen das Ziel einer Inzidenz von 10 ins Spiel: „Wenn wir die haben wollen, dann kann ich jetzt schon sagen, dass in diesem Jahr noch alles geschlossen bleiben wird!“
Das Infektionsgeschehen
Schneider sagt ausdrücklich, er unterstütze alles, um die Infektionen einzudämmen: „Man muss aber punktgenauer hinsehen und gezielter Risikogruppen schützen.“ Im Hochsauerlandkreis etwa habe sich das kritische Infektionsgeschehen in Pflegeheimen, Krankenhäusern und einem Dialysezentrum konzentriert. Auf der anderen Seite seien viele Kinder schon in der Notbetreuung: „Da haben wir derzeit kein Infektionsgeschehen.“ Es sei deshalb Zeit, wieder über die Öffnung von Kitas und Schulen nachzudenken: „Ich muss ehrlich sagen: Mir tun die Familien leid, die die Einschränkungen im Moment aushalten müssen.“
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Skeptisch ist der Landrat allerdings, was Lockerungen bei einer niedrigen Inzidenz innerhalb einer Region betrifft: „Wie wollen Sie verständlich machen, dass man möglicherweise im Kreis Soest wieder einkaufen dürfte und im Hochsauerlandkreis nicht? Das hätte erhebliche Konsequenzen, dann setzt ein Einkaufstourismus ein.“
Vernichtend fällt sein Urteil zum Beispiel zur Corona-Warn-App aus, für die so viel Geld ausgegeben worden sei: „Die Warn-App hat überhaupt keine Bedeutung, habe ich das Gefühl. Mit dem Datenschutz in Deutschland bekommen wir das einfach nicht auf die Reihe. Das kann doch nicht sein!“
Das Impfzentrum
Dafür funktioniert das Impfzentrum des Kreises in Olsberg. Schneider hat es am Mittwoch besucht. Am ersten Tag seien von 126 eingeladenen Senioren 122 auch gekommen – trotz des widrigen Wetters. Für Schneider ist das ein klares Zeichen: „Meine Hochachtung: Da fährt dann die Frau oder der Enkel, der Nachbar oder einer vom Verein – das funktioniert hier bei uns im Sauerland. Der Ablauf ist reibungslos.“
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Natürlich werde es demnächst auch mal Probleme geben, wenn hunderte Impfwillige kommen. Er selbst hat sich noch nicht impfen lassen: Das steht dem 68-Jährigen auch altersmäßig noch nicht zu. Und vordrängeln werde er sich nicht: „Karl Schneider nimmt keine persönlichen Vorteile an!“
Rückzug 2022? „Quatsch!“
Im Gespräch weist der Landrat auch entschieden Gerüchte zurück, dass er mit dem Gedanken spiele, sich 2022 bereits zurückzuziehen: „Wer erzählt denn so einen Quatsch? Der Landrat ist für fünf Jahre gewählt. Dabei bleibt es!“ Er erinnert daran, dass er vor der Kommunalwahl zugesagt habe, er trete für die ganze Wahlperiode an: „Daran hat sich nichts geändert. Nichts.“