Meschede. Drei Männer kommen als mögliche Täter in Frage: Jetzt beteuert aber auch der Dritte im Fall des Toten im Maisfeld von Meschede seine Unschuld.
Wird es im Fall des Toten im Maisfeld bei Schüren wenigstens Gerechtigkeit für die Angehörigen in der Ukraine geben? Wird es im zweiten Prozess am Landgericht Arnsberg eine Verurteilung geben? Bislang deutet darauf nichts hin.
Fünf Bauarbeiter in der Unterkunft bei Meschede
Wer erschlug den 45 Jahre alten Ukrainer im August 2019 in der Unterkunft in Meschede-Voßwinkel, in der osteuropäische Bauarbeiter in der Zeit zwischen ihren Arbeitseinsätzen leben?
Fünf andere Männer wohnten zur Tatzeit dort. Zwei davon haben nachweislich nichts mit dem Streit zu tun, der im Suff entstand und dann tödlich endete: Sie sind auch nicht mehr zu finden – ein Pole soll inzwischen in den Niederlanden arbeiten, von einem Ukrainer verliert sich die Spur in seiner Heimat.
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Bleiben drei Polen übrig: Ein 38-Jähriger war zunächst wegen gemeinschaftlichem Totschlags angeklagt, wurde aber mangels Beweisen und ausreichenden Indizien im ersten Prozess freigesprochen. Er beschuldigte einen 29 Jahren alten Mann, der jetzt wiederum im zweiten Prozess angeklagt ist. Der beteuert seine Unschuld – und schiebt die Tat auf den 38-Jährigen und eine Beteiligung auf den bislang noch nicht verfolgten fünften Mann im Haus. Staatsanwalt Klaus Neulken bestätigte, dass er bisher noch kein Ermittlungsverfahren gegen den Mann eingeleitet habe.
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„Es wurde jeden Tag nach der Arbeit getrunken“
Dieser 45-Jährige stand am Dienstag als Zeuge vor dem Schwurgericht der Vierten Großen Strafkammer. Über zwei Stunden dauerte alleine seine Vernehmung. Vorsitzender Richter Petja Pagel belehrte ihn ausdrücklich, er dürfe die Auskunft auf Fragen verweigern, durch die er sich selbst der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen würde. Der Schlosser aus Wuppertal wies allerdings jede Verwicklung in den Tod des Ukrainers zurück: „Ich habe damit nichts zu tun.“
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Mit etwa acht Monaten im Haus in Voßwinkel war er dort der Dienstälteste. Die anderen kamen gerne in sein Zimmer – nur bei ihm liefen auch polnische Fernsehsender. Spannungen habe es nur mal gegeben, wenn das Haus viel stärker belegt gewesen wäre: Bis zu 15 Leute wären das durchaus gewesen. Bei einer solchen Auseinandersetzung riefen die Nachbarn in der Vergangenheit schon die Polizei.
„Es war nichts Besonderes, dass man betrunken war?“, wollte ein Richter wissen: „Nein, es wurde jeden Tag nach der Arbeit getrunken“, so der 45-Jährige. Auch an den Tagen vor dem Tod des Ukrainers: „Wir haben die ganze Woche getrunken.“
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Wer war am Streit beteiligt?
An jenem Samstagabend sei zuvor Fisch gegessen worden, dann kam der Wodka dazu. Frühabends will der 45-Jährige dann ins Bett gegangen sein – zurück blieben nach seinen Angaben also der Ukrainer und die 29 bzw. 38 Jahre alten Polen. Wer dann in Streit geriet, will er nicht mitbekommen haben. Aber am nächsten Morgen war im Erdgeschoss alles voll Blut – „als wenn man ein Schwein geschlachtet hätte“.
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Ihm sei von seinen beiden jüngeren Landsleuten gesagt worden, der Ukrainer habe sich an einer zerschlagenen Scheibe verletzt und sei dann weggelaufen. Er schluckte das als Erklärung – und half, sauber zu machen. Richter Pagel hielt ihm vor, dass der 38-Jährige behauptet hatte, nicht nur der 29-Jährige, sondern eben auch der 45-Jährige habe auf den Ukrainer eingeschlagen. Der Mann gab sich verblüfft: „Nein, das stimmt nicht. Ich höre das hier zum ersten Mal!“
Warum rastete der Angeklagte aus?
Er bestritt auch, an der Entsorgung der Leiche des Ukrainers beteiligt gewesen zu sein – das wiederum behauptet der jetzige Angeklagte: Demnach hätten der 38-Jährige und der 45-Jährige einen Fahrer des Bauunternehmens so betrunken gemacht, dass sie ihm problemlos die Autoschlüssel wegnehmen konnten, um an seinen Firmenwagen zu gelangen. So gelangten sie zum Maisfeld nach Schüren. Der 29-Jährige sagt, er sei zum Fahren gezwungen worden.
Nach der Entdeckung der Leiche wurde der 45-Jährige von dem 29-Jährigen wiederum mehrfach brutal ins Gesicht geschlagen. Das fiel natürlich auch bei den polizeilichen Ermittlungen auf. Der Angeklagte behauptet, er sei ausgerastet, weil der Ältere ihm gedroht habe, dass man sich seine Freundin in Polen vornehmen werde, falls er bei der Polizei etwas Belastendes aussage. Der 45-Jährige sagte, er habe keine Erklärung dafür, warum er verprügelt wurde – er räumte aber ein, die Freundin des Angeklagten deswegen mal in Polen angerufen zu haben.
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>>>HINTERGRUND<<<
Von Voßwinkel und aus Pensionen in Wuppertal wurden die Bauarbeiter immer zu ihren jeweiligen Arbeitseinsätzen gefahren, sagte ein Vertreter des Wuppertaler Unternehmens.
Der 44-Jährige sagte als Zeuge, auch im Unternehmen habe man die Ausrede zunächst geglaubt, der Ukrainer sei weggelaufen.
Als der jetzige Angeklagte aus seiner Untersuchungshaft entlassen wurde, holte ihn der 44-Jährige noch ab und brachte ihn in eine Pension. Über den Fall habe man bei der Fahrt nicht gesprochen: „Der war nicht in der Stimmung zum Erzählen. Ich wollte keine Fragen stellen.“