Meschede. Die Staatsanwaltschaft hat einen neuen Verdächtigen für den Totschlag im Maisfeld bei Meschede. Es kommt zu einem erneuten Prozess.

Die Beharrlichkeit zeigt Erfolge. Im Fall des Toten im Maisfeld bei Schüren gibt es eine neue Wendung: Wie die Staatsanwaltschaft in Arnsberg auf Anfrage bestätigt, ist eine neue Festnahme erfolgt. Es wird einen neuen Prozess geben. Der zuletzt Angeklagte wird darin nun zum Zeugen der Anklage.

Im Streit erschlagen

Wie berichtet, war im August 2019 in einer Unterkunft von osteuropäischen Bauarbeitern in Meschede-Voßwinkel ein 45 Jahre alter Mann aus der Ukraine bei einem Streit erschlagen wurden. Seine Leiche war danach in dem Maisfeld bei Schüren versteckt worden, Anfang September wurde sie dort verwest von einem Jäger zufällig entdeckt.

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Festgenommen wurde jetzt Mitte Oktober von der polnischen Polizei in der Stadt Klotzko, nahe der tschechischen Grenze, ein 29 Jahre alter Pole. Das bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Poggel. Gegen den Hilfsarbeiter lag ein europäischer Haftbefehl vor, den das Landgericht Arnsberg erwirkt hatte. Der Mann ist am 16. November dann am Grenzübergang Görlitz den deutschen Behörden übergeben worden. Er wird in der Justizvollzugsanstalt Hamm auf seinen Prozess in Arnsberg warten.

Auf freien Fuß gesetzt

Der Mann wird wegen Totschlags in dem Fall angeklagt. Er saß als Tatverdächtiger nach dem Auffinden der Leiche bereits in deutscher Untersuchungshaft. Das Landgericht Arnsberg hatte ihn allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt, weil der Strafkammer die Gründe für eine Haft zunächst nicht ausreichten. Es war kein Strafverfahren gegen ihn eröffnet worden.

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In der Zwischenzeit fand ein Prozess wegen gemeinschaftlichen Totschlags gegen einen anderen Bewohner aus der Unterkunft in Voßwinkel statt – einen 38 Jahre alten Mann aus Polen. Er wurde am Ende, nach 351 Tagen in Haft, allerdings freigesprochen. Die Indizien in dem Fall reichten der Vierten Großen Strafkammer nicht für eine Verurteilung aus. Der 38-Jährige hatte zwar zugegeben, in den Streit verwickelt gewesen zu sein, er sei allerdings von dem Ukrainer niedergeschlagen worden und kurzzeitig bewusstlos gewesen. Als er wieder aufgewacht sei, habe der Ukrainer tot neben ihm gelegen. Gegenüber einem Gutachter und auch im Prozess sagte der Mann aus, der 29-Jährige habe die tödlichen Schläge ausgeteilt. Vor dem Streit war viel Alkohol getrunken worden. Der 38-Jährige half dann, die Leiche zu verstecken.

Keine Ausreise wegen Corona

Der 29-Jährige war während des ersten Prozesses als Zeuge geladen worden – wenig überraschend war, dass er nicht zur Verhandlung nach Arnsberg kam: Er wäre festgenommen worden, weil sich die Erkenntnisse ja verändert hatten. Der Mann meldete sich per Mail aus Polen, und behauptete, sein Arbeitgeber lasse ihn wegen der Corona-Gefahr nicht ausreisen. In der Vernehmung der Polizei nach der Tat hatte er eine Verwicklung in den Fall geleugnet: „Ich habe nichts Schlechtes getan“, sagte er im vergangenen Jahr.

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Jetzt wird der freigesprochene 38-Jährige wiederum zum Zeugen der Anklage und zum Hauptbelastungszeugen. Wie das praktisch umgesetzt wird, ist eine spannende logistische Frage: Denn nach seiner Freilassung in Deutschland deutete der Mann selbst an, dass er jetzt in Polen eine noch offene Gefängnisstrafe absitzen müsse.

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Sieben Jahre und neun Monate Haft hatte die Staatsanwaltschaft in dem ersten Verfahren für den bis dahin Tatverdächtigen 38-Jährigen gefordert - erfolglos .

Auch das Gericht hatte befunden: Zuzutrauen war ihm das Verbrechen, aber es reichte nicht für eine Verurteilung: „Die Tat als solche wäre dem Angeklagten nicht völlig wesensfremd “, so das Gericht.

Der Mann hatte im polnischen Strafregister bereits elf Einträge stehen - die meisten wegen „Straftaten gegen Personen“, wie dort Urteile nach Schlägereien heißen.