Schmallenberg. Veranstalter und Gastronom Rolf Kaspari über die Auswirkungen des Lockdowns für seine Branche und Konzerte via Livestream im Habbels.

Rolf Kaspari ist Gastronom, Veranstalter und Optimist. Und alles drei aus Überzeugung und Begeisterung. Doch die Gastronomie ist seit dem zweiten November geschlossen, Veranstaltungen wird es vorerst keine mehr geben und mit dem Optimismus sei es auch nicht mehr so einfach, wie noch in den Sommermonaten, sagt Kaspari: „Mit dem Ausmaß dieses Lockdowns habe ich nicht gerechnet. Das hat heftige Auswirkungen für die Veranstaltungs- und Gastronomiebranche.“

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In „seinem“ Habbels sei es mucksmäuschenstill. Das gefalle weder ihm noch den Gästen, die dort gerne feiern. Aber Kaspari will nicht für sich, sondern für alle Gastronomen und Veranstalter sprechen: „Da stecken Schicksale hinter. So einen zweiten Shutdown können viele wirtschaftlich gar nicht auffangen, es geht jetzt um Existenzen.“

Finanzielle Auswirkungen

Denn die Schließungen und der erneute Lockdown werden Auswirkungen haben, sagt Kaspari. Das sei unumstritten. Finanziell auf der einen Seite, psychisch auf der anderen Seite: „Die Menschen sind vorsichtiger geworden, was aufgrund der steigenden Corona-Zahlen auch nicht falsch ist.“ Aber die Unsicherheit könne auch auf Dauer bleiben, könne länger als bis Ende November anhalten: „Im Frühjahr hatten sich die Leute damit arrangiert und wussten, dass es irgendwann weitergeht. Das ist jetzt anders.“

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Das könne sich auf die ganze Kulturlandschaft auswirken: „Das ist ein Rattenschwanz. Uns fehlen die Gäste und die Einnahmen, die Künstler können nicht mehr auftreten. Und die Leute gewöhnen sich vielleicht irgendwann dran, dass es keine Veranstaltungen mehr gibt.“ Wenn es wieder losgehe, dann sei man als Habbels auch wieder am Start: „Aber auch im Sommer, als wir Veranstaltungen machen konnten, waren wir weit vom Möglichen entfernt. Wo sonst 190 Leute sind, waren 70 oder 80 aufgrund der Hygienevorkehrungen.“ Aber es sich wichtig gewesen, dass überhaupt etwas stattgefunden habe, dass die Leute raus aus dem Arbeitsalltag kamen, sich ablenken und einfach wieder feiern konnten.

Lebensqualität geht verloren

Die Wirtschaftlichkeit hinten angestellt: „Das war eine dicke Portion Lebensqualität.“ Das Gefühl sei auch mit Abständen und Mundschutzen zurückgekehrt: „Die Leute hatten das Endlich-Mal-Wieder-Gefühl.“ Und das Gefühl sei weg. Wann es wieder komme sei fraglich und dann auch, wie lange es bleibe. Kaspari: „Wir es jetzt immer mal wieder einen Lockdown geben? Alle drei Monate für einen Monat geschlossen?“

Online-Konzerte über Streams habe Kaspari zum Beispiel mit der Band Acoustica während des ausfallenden Schützenfest-Wochenendes in Fleckenberg angeboten: „Da hat man gemerkt, dass die Leute Lust zu feiern haben. Aber das ist keine Alternative zur Live-Veranstaltung vor Ort - trotz Spenden und Sponsoren.“ Man könne nicht einfach umschalten. Deshalb werde es im November auch keine Online-Konzerte geben. Als Signal für die Politiker - „Und die Leute sollen ja auch nicht zuhause feiern.“

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Den Künstlern tue die Zeit jetzt wieder richtig weh. Den Künstlern und der gesamten Veranstaltungsbranche: „Das Problem ist, dass Kultur nicht als systemrelevant erkannt wird.“ Künstler würden fallen- und alleingelassen: „Die resignieren, weil sie keine Perspektive haben.“ Kasparis Lichttechniker sei inzwischen ins Handwerk gewechselt. Gelegentlich werde er als Lichttechniker helfen, davon leben könne er unter diesen Bedingungen aber nicht: „Und wer weiß, ob die ganzen Techniker und Künstler, die jetzt gehen, wiederkommen?“

Ein Kommentar zur Lage der Gastronomen von Alexander Lange.

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