Fleckenberg. Morgens starten sie bereits um 7.30 Uhr, Wanderer und Fußgänger sollen vorsichtig sein. Was momentan im Fleckenberger Wald passiert.
Seit einigen Tagen kreisen bereits die Hubschrauber über dem Fleckenberger Wald. Um die Personenrettung geht es dabei nicht, sondern um die Rettung des heimischen Waldes. Denn die Hubschrauber sind mit Seilen und einem Trichter ausgerüstet, mit dem sie Kalk über dem Waldboden verteilen. Wie lange die Arbeiten andauern, was das kostet und was es für Wanderer bedeutet: Ein Überblick.
Maßnahme
Gekalkt wird, weil der pH-Wert des Waldbodens mit 3,2 bis 3,4 zu niedrig ist. Hubertus Greißner, zuständiger Förster im Revier Fleckenberg: „Das ist viel zu sauer.“ So können die Pflanzen die Nährstoffe aus dem Boden nicht richtig aufnehmen.
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Durch den Kalk werde der pH-Wert langfristig erhöht und so die Nährstoffaufnahme verbessert: „Aber das ist ein Prozess von mehreren Jahren, das geht nicht sofort los.“
Deshalb finde eine solche Kalkungs-Maßnahme auch maximal alle zehn Jahre statt. Im Vorfeld wurden Bodenproben entnommen, um die entsprechenden Gebiete zur Kalkung auszuweisen.
Die beiden Hubschrauber fliegen mit dem an Seilen befestigten Trichter über die entsprechenden Waldstücke und verteilen den sandfarbenen Kalk ähnlich wie Streufahrzeuge des Winterdienstes ihr Salz, so Greißner. Am Boden wird der Trichter mit Hilfe eines Radladers wieder mit Kalk befüllt.
Lärm und Flugzeiten
Bereits gegen 7.30 Uhr in der Früh starten die beiden Hubschrauberpiloten ihre täglichen Flüge über dem Fleckenberger Wald. Geflogen werde an Werktagen, an Sonn- und Feiertagen sei Ruhe „Aber natürlich können die Flüge nur wetterabhängig stattfinden“, erklärt Greißner: „Wenn es zu windig ist, kann der Kalk nicht zielgenau abgeworfen werden, dann fliegen die Hubschrauber nicht.“ Der Herbst mit seinen Niederschlägen sei aber die ideale Jahreszeit.
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Das Gebiet, welches gekalkt wird, erstreckt sich von Latrop bis Milchenbach. Knapp drei Wochen wird die Kalkungs-Maßnahme andauern. Die Hubschrauber sind mit einem GPS-Gerät ausgestattet, um den Kalk zielgenau abzuwerfen, die Piloten sind Berufspiloten.
Wanderwege
Da durch das Gebiet auch einige Wanderwege führen, bittet Greißner um Vorsicht. Wandergruppen können sich beim ihm im Vorhinein erkundigen, wann welches Waldgebiet gekalkt wird.
Ein Betretungsverbot für den Wald gibt es aber nicht: „Wenn man Pech hat und ein wenig Kalk auf den Kopf bekommt, ist das vielleicht unangenehm, aber auch nicht weiter schlimm.“
Dass momentan keine Wanderurlauber im Schmallenberger Land seien, sei zumindest für diese Maßnahme von Vorteil.
Finanzierung
Das Gebiet, das gekalkt wird, erstreckt sich über rund 900 Hektar Wald. Pro Hektar werden knapp drei Tonnen Kalk abgeworfen, pro Flug transportiert der Hubschrauber in seinem Kübel eine Tonne: „Das geht relativ schnell. So ein Flug dauert nicht länger als drei oder vier Minuten.“
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Der Kalk komme aus Grevenbrück, so Greißner: „Es ist gut, dass es heimischer Kalk ist.“ Die Maßnahme kostet pro Hektar etwa 300 bis 370 Euro, rechnet Greißner vor.
80 Prozent davon werde aber vom Land bzw. von der EU gefördert, die restlichen 20 Prozent bezahle der Waldbesitzer: „Das ist immer noch viel Geld. Gerade wenn man überlegt, wie schlecht es dem Wald sowieso schon aufgrund der Borkenkäferplage geht.“
Reiner Privatwald in Fleckenberg
Viele Waldböden waren nicht immer sauer. Als ein Grund für die starke Versauerung von Waldböden deutschlandweit gilt der sogenannte saure Regen.
Der niederfallende Regen transportiert dabei Verschmutzungen, beispielsweise Partikel aus Fabriköfen oder dem Straßenverkehr in den Waldboden.
Der gesamte Wald in Fleckenberg, der gekalkt werde, ist reiner Privatwald.
Auch das Fleckenberger Revier sei stark von der Borkenkäferplage betroffen. Die Arbeiten hätten sich von jährlichen 7000 bis 8000 Festmetern Holz auf 30.000 Festmeter nahezu verfünffacht.
Das Regionalforstamt Oberes Sauerland, zu dem auch Fleckenberg gehört, ist eine von 16 Außenstellen von Wald und Holz Nordrhein-Westfalen.