Schmallenberg. Keine Party, keine Konzerte - doch Rolf Kaspari und weitere Schmallenberger stemmen sich dagegen. Sie verlegen die Party vom Habbels ins Internet.

„Ein harter Schlag“ sei die Corona-Krise gewesen, sagt Rolf Kaspari, Inhaber des Habbels. Aber nicht nur ihm, sondern der ganzen Eventbranche sei es so gegangen. Der Corona-Lockdown habe das komplette kulturelle Leben in Schmallenberg lahmgelegt: „Auf einmal ging nichts mehr.“ Ganze Existenzen seien bedroht. Immer noch, selbst nach drei Monaten, sagt Kaspari: „Weil einfach nichts mehr geht.“ Es entspreche aber nicht seiner Art, dieses Nichtstun: „Mit ein paar Freunden haben wir dann die Köpfe zusammengesteckt und Ideen gesammelt, damit überhaupt mal wieder etwas geht.“ Denn auch wenn Versammlungen von bis zu zehn Personen wieder erlaubt seien - wirtschaftlich lohne es sich nicht, für diese zehn Gäste ein Konzert zu geben, sagt Kaspari.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Konzert mit der Sauerländer Band Acoustica im Habbels

Trotzdem wird es am 20. Juni wieder ein Konzert im Habbels geben, der Konzertsaal wird aber das Internet. Zumindest ein Lichtblick soll es sein, sagt Kaspari: „Wenn die Leute keine Möglichkeit haben, zu uns zu kommen, dann kommen wir eben zu den Leuten. Wir wollen das Gefühl vermitteln, dass wir noch da sind.“

Als Band konnte er Acoustica gewinnen, einen Fünf-Mann-Kombo aus dem Sauerland - „Sie sind hierfür die beste Wahl und stadtbekannt“. Sie seien genau die richtigen für solch ein Livestream-Konzert: „Einfach, weil sie eine gute Show machen, sich selber nicht zu ernst nehmen und zwischen den Stücken auch ein paar Späße machen. Sie bringen diesen gewissen Fun-Faktor mit - genau das, was wir präsentieren wollen.“ Vielleicht dürfen unter Auflagen auch zehn Gäste in den Saal, das wolle Kaspari noch herausbekommen: „So etwas steht und fällt natürlich mit der Begeisterung der Leute. Wir probieren es einfach aus.“

„Außergewöhnliche Abende erfordern außergewöhnliche Musik“, es spielt die Band Acoustica im Internet-Konzert.
„Außergewöhnliche Abende erfordern außergewöhnliche Musik“, es spielt die Band Acoustica im Internet-Konzert. © WP | Privat

Mitte März war die letzte Veranstaltung

Denn aktuell herrsche ein kulturelles Vakuum: „Es ist nichts da, um aus dem Alltag zu entfliehen. Keine Veranstaltung, keine Party, kein Konzert, nichts.“ Mitte März habe es die letzte Veranstaltung im Habbels gegeben, seitdem sind die Boxen stumm und die Zapfhähne stehen hoch.

Das Live-Internetkonzert sei für Kaspari „absolutes Neuland“, wie er zugibt. Konzerte veranstalten, damit habe er Erfahrung: „Aber hier kommt ja noch der visuelle Part hinzu.“ Gemeinsam mit den Technikern Roman Schauerte, Noel Büchte und Tim Ruenauver sowie den Jungs aus Meschede und Arnsberg habe er ein Paket aus Leuten geschnürt, die nun für guten Ton, qualitatives Bild und richtiges Licht sorgen. Mit dabei sind die Firmen T-Licht, Frejman, Event-Active, Schau-Studio und Copter-Art.

Im Garten sitzen und das Konzert dazu schalten

Der Stream werde über den YouTube-Kanal des Habbels laufen und kostenfrei sein - „aber natürlich freuen wir uns über jeden, der die Kulturbranche vor Ort unterstützen möchte.“ Man wolle den Schmallenbergern das Gefühl geben, das man noch da sei, noch präsent sei. Passend zum Konzerttermin mit Acoustica würde an jenem Wochenende in Fleckenberg auch Schützenfest gefeiert. Auch das fällt der Corona-Krise zum Opfer: „Vielleicht sagen sich ja dann einige Leute, dass sie im Garten feiern und abends unser Konzert dazu schalten.“ Dann wolle Kaspari schauen, ob und wie solch ein Konzert angenommen werde. Klappt es gut, seien zwei weitere Internet-Konzerte per Livestream in Planung: „Wir hoffen auf September, dass dann wieder größere Veranstaltungen möglich sind. Bis dahin wollen wir die Zeit so gut es geht überbrücken.“

Internet ist in der Corona-Krise das beste Medium

Und das Internet, die sozialen Medien seien in einer solchen aktuellen Krisenzeit nun mal das beste Medium: „Und wer weiß, wenn es den Leuten gefällt, wird es solche Streaming-Angebote vielleicht auch weiterhin geben, vielleicht zusätzlich zum eigentlichen Konzert vor Ort.“ Doch soweit könne und wolle er gar nicht planen, sagt Kaspari: „Das ist noch Zukunftsmusik.“

Grundsätzlich: Die Menge an Kulturschaffenden, so Kaspari, könne durch die Krise tatsächlich geringer werden. Vielleicht auch die Zahl derer, die Kultur vor Ort konsumieren: „Aber die Leute, die Lust auf Kultur haben, die werden sie auch weiterhin haben. Vielleicht ja sogar noch intensiver.“

>>>HINTERGRUND

Wer das Livestream-Konzert am 20. Juni finanziell unterstützen möchte, kann dies unter www.gofundme.de oder unter www.paypal.de/HabbelsSchmallenberg tun.

Der Livestream beginnt um 20 Uhr auf dem YouTube-Kanal des Habbels.

Beteiligt sind: Roman Schauerte mit Schau-Studio, Noel Büchte von Event-Active, Tim Ruenauver von T-Licht aus Schmallenberg sowie die Firmen Frejman aus Arnsberg und Copter-Art aus Meschede.