Meschede/Hochsauerlandkreis. 2500 Menschen in Quarantäne im Hochsauerlandkreis. In Meschede wird die Bundeswehr angefordert. Halber Abi-Jahrgang in Meschede in Quarantäne.

Landrat Dr. Karl Schneider fordert jetzt Soldaten an: Der Hochsauerlandkreis hofft im Einsatz gegen das Coronavirus auf Verstärkung durch die Bundeswehr.

„Wir selbst kommen inzwischen an unsere Grenzen“, sagt Kreissprecher Martin Reuther. Im Kreishaus in Meschede wird bereits Platz für Soldaten geschaffen: Sie sollen dann bei der Kontaktnachverfolgung bei Infizierten helfen.

74 neue Infizierte: Potenziell 740 Telefongespräche

Inzwischen sind mehr als 2500 Menschen im Hochsauerlandkreis in Quarantäne, Tendenz stark steigend. Allein am Mittwoch gab es kreisweit 74 neue Infizierte: Stand jeder davon im Kontakt mit zehn weiteren Personen, dann müssen dafür allein 740 Telefongespräche im Zuge der Nachverfolgung geführt werden, um diese wiederum in Quarantäne zu schicken.

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Um die Nachverfolgung kümmern sich bei der Kreisverwaltung aktuell 80 Bedienstete – der größte Teil davon aus dem Gesundheitsamt, dazu aber auch Beschäftigte aus anderen Verwaltungsbereichen, die dafür eingewiesen werden. Mehr geht aber nicht: „Es gibt schließlich auch rechtlich Grenzen“, sagt Kreissprecher Reuther – Themen wie die Windkraft müssen eben auch weiter bearbeitet werden.

HSK beruft sich auf das Grundgesetz

Am späten Dienstagnachmittag hat sich die Kreisverwaltung deshalb auf das Grundgesetz berufen: Artikel 35 sieht vor, „Alle Behörden des Bundes und der Länder leisten sich gegenseitig Rechts- und Amtshilfe“. Bei der Bezirksregierung in Arnsberg ist ein „Antrag auf Hilfeleistung durch die Bundeswehr“ gestellt worden, die leitet ihn an die Truppe weiter. Beantragt worden sind 14 Soldaten zur „technisch-logistischen Unterstützung“, wie es im Antrag heißt.

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Steigende Quarantäne-Zahlen an Schulen

Unterdessen steigen nach den Herbstferien an den Schulen die Zahlen von Kindern und Lehrern, die in Quarantäne müssen. In der Region sind, Stand Mittwoch, die beiden Gymnasien in Meschede, die Städtische Realschule, das Berufskolleg Bergkloster Bestwig, die Sekundarschule Olsberg-Bestwig, die Realschule Eslohe, die Grundschule Schmallenberg und die Mariengrundschule in Meschede betroffen.

Beispiel: Die beiden Gymnasien in Meschede. Am Städtischen Gymnasium sind am Montag die beiden ersten positiven Coronatest-Ergebnisse überhaupt eingegangen, am Mittwoch kam das dritte hinzu. Dadurch sind sechs Lehrer sowie 140 Schüler durch die Kontakte in Quarantäne geschickt worden. Betroffen sind die Jahrgangsstufe 5, eine sechste Klasse, außerdem die Oberstufe mit Teilen der Qualifikationsphase Q1 und die Q2.

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Weil in der Stufe Q2 mit über 50 Betroffenen die Hälfte der angehenden Abiturienten in Quarantäne ist, hat der gesamte Jahrgang jetzt Unterricht aus der Distanz – entweder per Videounterricht oder durch hochgeladenes Material. Klausuren werden auf die Zeit nach Ablauf der Quarantäne verschoben.

Rückkehr zu mehr Distanzunterricht

Die Schule hat die vergangenen Monate genutzt, um sich auf den Notfall mit dem Distanz- anstelle des Präsenzunterrichtes vorzubereiten: „Wir haben das Gefühl, wir sind gut darauf vorbereitet. Wir stehen ganz anders da als im März“, sagt Schulleiterin Claudia Bertels. Sie legt auch Wert auf große Transparenz: Die Eltern erfahren genau, welche Klassen oder Stufen wie betroffen sind – „wir müssen ja die Infektionsketten unterbrechen“. An weitere Ansteckungen auf dem Schulhof glaubt Bertels nicht, Sorge bereiten ihr eher die Kontakte auf den Fahrten in den Schulbussen.

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Bei den Corona-positiv Getesteten verlaufe ihrer Kenntnis nach die Viruserkrankung glücklicherweise symptomfrei. Darunter ist auch eine Lehrerin. Ihr positives Ergebnis, auch der erste Fall im Kollegium, wurde bei einer freiwilligen Routine-Testung festgestellt, die eine Mescheder Arztpraxis in der Schule durchführt - dabei können sich nicht die Lehrer, sondern auch alle anderen Beschäftigten untersuchen lassen, also auch Hausmeister, Sekretärinnen und das Mensa-Personal.

Positiv bei freiwilligem Test

Ähnliches auch am Gymnasium der Benediktiner in Meschede. Auch dort lässt sich der Zeitpunkt der Infektionen auf die Ferien zurückverfolgen. Betroffen sind, Stand Mittwoch, 54 Schüler, die in Quarantäne sind. Schwerpunkt dort ist die Q1. Positiv getestet ist dort ebenfalls ein Lehrer – auch dem gehe es glücklicherweise gut, sagt Schulleiter Heinz-Jürgen Plugge.

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Und auch hier gilt: Sein Ergebnis wurde ebenfalls bei der freiwilligen Testung festgestellt, auch hier war es das erste positive überhaupt dabei. Und auch bei den Bennis ist man vorbereitet, wieder mehr auf den Distanz-Unterricht zurückgreifen zu können bzw. zu müssen – gerade noch wurde, vor den ersten Quarantänefällen, kontrolliert, ob alle Zugänge zu den Lernplattformen funktionieren.

Zwischen beiden Gymnasien hat, wie berichtet, eine Kooperation begonnen: Die wird auch aktuell fortgesetzt - aber es wird eben improvisiert: Die gemeinsamen Kooperationskurse in Biologie und Chemie am Städtischen Gymnasium finden auch weiterhin physisch statt, die Teilnehmer der gemeinsamen Kurse in Geschichte und Erdkunde am Klosterberg werden über eine Lernplattform beschult.

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>>>HINTERGRUND<<<

Die Kreisverwaltung in Meschede bittet ausdrücklich darum, an der Corona-Hotline 0291 / 942202 nur bei Fragen rund um Corona und zur Gesundheit anzurufen.

Nicht beantwortet werden können zum Beispiel einzelne Fragen zu Veranstaltungen oder zu Schulen – dafür sind die Ordnungsämter bzw. die Schulträger und Schulen zuständig.

Wartezeiten an der Hotline sind unvermeidbar. Erstmals waren am vergangenen Montag alle 120 Telefonleitungen, die ins Mescheder Kreishaus führen, komplett durch Anrufe blockiert.

Sprechzeiten an der Hotline: Montags bis donnerstags 8 bis 15.30 Uhr, freitags 8 bis 13 Uhr.