Meschede. PS-starke Fahrzeuge. Merkwürdiges Verhalten. Gibt es eine Drogenszene oberhalb des Schederwegs in Meschede? Anwohner hoffen auf Hilfe.
Liebespärchen abends am Krankenhausberg, da wo es eine der schönsten Aussichten auf die Stadt gibt? Das war früher, sagen die Anwohner. Sie sind verdrängt worden durch junge, hochmotorisierte Autofahrer: Sie belegen abends den Parkplatz am Ende des Schederwegs - und sorgen bei den Anliegern inzwischen für echte Ängste. Hat sich hier mit den Fahrern sogar eine Drogenszene etabliert?
Ab 19 oder 20 Uhr ist Chaos
„Man kann hier oben die besten, die PS-stärksten und teuersten Autos von Meschede sehen“, sagt ein Anwohner. Und die gehören nicht denen, die hier wohnen. Täglich ab 17, 18 Uhr fahren diese Autos den Schederweg hoch. Gefahren werden sie überwiegend von jungen Männern mit türkischen Wurzeln. Ihr Ziel ist der Parkplatz jenseits des Ortsausgangs in Richtung Schederberge. Seit zwei, drei Jahren hat er sich zu ihrem Treffpunkt entwickelt: „Das wurde schleichend immer mehr. Ab 19, 20 Uhr ist hier Chaos.“
Inzwischen werde in beide Richtungen gerast, sagen die Anwohner - wenn die Autofahrer kommen, und wenn sie wieder fahren: „Mit typischem Macho-Gehabe“, beobachten sie – mit Gehupe, durchdrehenden Reifen, gegenseitigem Überholen.
Die Anwohner möchten anonym bleiben: Sie haben schon üble Erfahrungen gemacht, berichten sie, wenn sie mal mit Handzeichen versucht hätten, die Fahrer zum Langsamer werden aufzufordern: Beleidigungen durch die Fahrer seien dann üblich, abfällige Gesten, es wurden schon Feuerwerkskörper vor Häusern angesteckt, es wurde auch mit „Ich stech dich ab“ gedroht.
Um Leben und Tod
Die Fahrbahn am Schederweg wird zum Ende auf der Höhe immer schmaler: „Man kann nicht ausweichen“, wissen die Anwohner. Das macht diese Autofahrer noch gefährlicher: „Die fahren mit über 100 Sachen in die Ortschaft rein und überholen sich noch“, so die Beobachtung. Hier sind aber gleichzeitig viele Spaziergänger, und mittlerweile auch viele E-Bike-Fahrer: „Für uns alle wird es immer bedrohlicher. Muss erst einer sterben? Das geht um Leben und Tod!“ Kinder aus den seitlich liegenden Straßen haben inzwischen ein Verbot von ihren Eltern, am Schederweg zu spielen oder unterwegs zu sein: „Das ist eigentlich das Naherholungsgebiet vom Krankenhausberg. Aber jetzt ist es brandgefährlich hier.“ Am Wochenende seien bis zu 600 Fahrzeuge hier.
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Sind da oben auch Drogen im Spiel? „Natürlich“, sagen die Anwohner. Es gibt nur Indizien. Einer der Anwohner kümmerte sich darum, täglich freiwillig bei seinen Spaziergängen auch den Parkplatz sauber zu machen - bis vor einem Jahr, als es zu viel Müll wurde und er auch belästigt wurde. Gefunden hat er immer die typischen leeren Klippbeutel, in denen Drogen verkauft werden, weiße Pulverreste, Brösel von „Gras“-Büscheln. Hülsen von Schreckschusspistolen auch.
Dunkle Geschäfte in idealer Lage
Die Lage mit dem einzigen Zugang über den Schederweg spricht dafür, hier ideal dunkle Geschäfte abwickeln zu können. Und da ist das seltsame Verhalten der Autofahrer, das die Anwohner beobachten. Demnach schicken die Fahrer „Späher“ in die Seitenstraßen, die langsam kontrollieren, ob da womöglich Polizei steht: „Wenn die nichts melden, füllt sich der Platz innerhalb von 15 Minuten.“ Vermutet wird, dass sich die Fahrer per Whatsapp absprechen.
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Von der Polizei bekamen die Anwohner die Bitte, sich Kennzeichen zu notieren. Das machen die Anwohner auch akkurat. Für sie auffallend: Warum sind auch so viele Auswärtige aus dem Ruhrgebiet oder dem Kreis Soest dabei - die aber nur kurz hinauffahren und dann wieder verschwinden? Nur um die Aussicht zu genießen? Bemerkenswert auch ein anderer Verdacht: Rufen die Anwohner über den Notruf 110 die Polizei, „dann reagieren die sofort und verschwinden“. Rufe man über die normale Telefonnummer die Wache an, passiere das nicht. Leistet sich die Szene womöglich einen Scanner, um den Funk bei Einsätzen abzuhören?
Ruf um Hilfe
„Wir rufen um Hilfe, aber keiner hört uns!“, klagt ein Anwohner. „Wir fühlen uns verloren“, sagt ein anderer. Politikern und Polizei bieten sie an, sich bei Kaffee und Kuchen einfach mal mit ihnen hinzusetzen, und gemeinsam zu beobachten. Wünschen würden sie sich bauliche Veränderungen, damit hier nicht gerast werden kann. Einmal reagierten die Anwohner selbst: Sie parkten ihre Autos versetzt an der Straße, um die Fahrer zum langsameren Fahren anzuhalten. Der Schuss ging nach hinten los: Die Autofahrer hätten sich provoziert gefühlt, und die Parker nur umso schneller umkurvt.